Seit dem Einstieg von Hasan Ismaik 2011 bei den Löwen, gab es sechs Präsidenten. Wir werfen einen Blick auf die Zusammenarbeit zwischen ihnen und dem Investor.
Hasan Ismaik kommunizierte vergangene Woche im Interview mit der Abendzeitung zwei mal, „er sei nicht das Problem„ und gibt für das schlechte Abschneiden in dieser Saison anderen die Schuld. Auch für die schlechte Zusammenarbeit unter den Gesellschaftern „sei er nicht das Problem„, sondern die Vertreter des e.V.. Befürworter Ismaiks wünschen sich oftmals einen Austausch des aktuellen Präsidiums, mit der Hoffnung, dass dann endlich alles gut wird. Sechs Präsidenten durften mit Ismaik bisher zusammenarbeiten. Wir geben einen Blick in die verschiedenen Amtszeiten und die Beziehung zu Hasan Ismaik.
Dieter Schneider
Unter Dieter Schneider stieg Ismaik bei den Löwen ein und erwarb die Fanartikel Firma der Löwen. Ismaik wollte den Einstieg bei den Löwen nutzen, um in Deutschland Kontakte für weitere Investments aufzubauen. Außerdem wollte er sich ein Haus in Deutschland kaufen und mit den Löwen zurück in die Bundesliga und in die Champions League.
imago imagescIm November der Spielzeit 2012/2013 wurde Reiner Mauerer als Trainer entlassen – Nachfolger wurde Alexander Schmidt und dazu sollte Sven Göran Erikson kommen, der von Ismaik präferiert wurde. Nachdem Ismaik mit dem Ausstieg drohte, einigten sich Verein und Investor auf einen Kompromiss. Danach sollte Eriksson zusätzlich neben dem bisherigen Trainer Alexander Schmidt die Mannschaft leiten. Eriksson sagte dem Club ab und war die Personalie, die das Verhältnis zwischen Ismaik und Schneider zum Eskalieren brachte. Ismaik wollte einen „Trainer mit internationalem Ruf„, den sich Sechzig aber nicht leisten konnte. Sein Verhältnis zu Schneider beschrieb Ismaik im kicker so: „Meine Beziehung zu Schneider kann als rätselhaft bezeichnet werden. (..) aber ich möchte, dass Schneider geht.“ und er bezeichnete Schneider als „alten Mann„ (damals 65) der nur an seinem Präsidentenposten festhalten möchte und „nicht ehrlich„ sei. In einem Interview mit der tz München erklärte Schneider noch das Thema um den Dreijahresplan, und die daran geknüpften Forderungen Ismaiks, die Sechzig aber nicht gewähren konnte, da man sonst gegen 50+1 verstoßen hätte. Schneider trat dann zur Wiederwahl nicht an: „Das Thema Präsidiumsbesetzung hat inzwischen ein Niveau erreicht, das für das Ansehen des Vereins schädlich ist„.
Hep Monatzeder
Monatzeder flog in seiner kurzen Amtszeit einmal nach Abu Dhabi zu Ismaik und versuchte zu Beginn ernsthaft mit ihm zusammen zu arbeiten: „Wir wollen gemeinsam mit Ismaik planen und haben Vorschläge gemacht„. Hauptpunkt in seiner Zeit war eine Zusage von Ismaik über mehrere Millionen Euro, die dieser Sechzig im Rahmen des Dreijahresplanes zugesagt hatte, allerdings mit der Forderung nach einem Austausch von Sportchef Hinterberger und Trainer Alexander Schmidt („We need a new sportchef„). Ismaik installierte zu dieser Zeit den ägyptischen Trainer Hassan Shehata als Berater an der Grünwalder Straße und ließ die geschlossenen Verträge erneut von einer Anwaltskanzlei prüfen. Am Ende seiner Amtszeit sagte Monatzeder gegenüber der tz München: „Die Situation mit dem Investor ist ähnlich dramatisch wie unter Schneider.“

Gerhard Mayrhofer
Mayrhofer trat als Präsident mit dem klaren Ziel an, mit Hasan Ismaik gut zusammen zu arbeiten. Zu Beginn seiner Amtszeit spiegelten beide Ihre Beziehung so: Das „gute, grundsätzliche Verständnis“ mit Ismaik über die Zukunft von 1860, so Mayrhofer. Ismaik lobte die „ausgezeichneten Beziehung zu Gerhard Mayrhofer“. Der flog zu Ismaik nach Abu Dhabi und zeigte vollstes Verständnis für das Hindernis 50+1. Er erfüllte Ismaik den Wunsch Robert Schäfer zu entlassen.

Mit der Zeit merkte allerdings auch Mayrhofer, dass die Zusammenarbeit mit dem Investor nicht einfach ist. „Der Herr Ismaik hat sich kontinuierlich als relativ destruktiver Teil geoutet.” sagte er im SZ-Podcast Inside 1860. Mayrhofer wird das gleiche Prinzip klar, von dem auch Dieter Schneider erzählte, und es als “Zuckerbrot und Peitsche” betitelte. Mayrhofer sprach sogar von Schikane, wenn es um die Lizenz ging. Ismaik habe ihn um Aufschub gebeten. Der Gesellschafter aus Abu Dhabi habe Mayrhofer sogar gebeten, nach Frankfurt zur DFL zu fahren, um dort um Aufschub zu bitten. “Das hat mich sehr nachdenklich gestimmt.” Außerdem erkennt Mayrhofer, dass Ismaik gar nicht gewillt zu sein scheint, tatsächlich zu investieren. “Es war immer nur soviel, dass wir nicht völlig kaputt gehen. Aber das war keine Investition. Das war nur am Leben erhalten. Es ging nie darum, Sechzig in die Champions League zu bringen. Darum ging es nie. Das war nicht der Plan.” Mayrhofer weiter: „Ismaik hat nie investiert, er hat allerhöchstens Defizite ausgeglichen. Der Mehrheitsgesellschafter hat offensichtlich keine Idee, was er mit 1860 machen möchte und treibt den Verein damit in die Handlungsunfähigkeit. Diese Mischung ist absolut toxisch und wird für 1860 auf Dauer tödlich sein.„ Ismaik bat dann Mayrhofer seine Anteile für ihn zu verkaufen. Mayrhofer fing an, Investoren zu suchen. Er fand: Felix Magath. Ismaik wollte damals ein bindendes Angebot. Mayrhofer erklärte Ismaik, dass das nicht geht. Weil die Investoren erst einmal geheim bleiben müssen und die Finanzen beim Klub prüfen wollen, bevor sie einsteigen. Ismaik bestand jedoch auf ein bindendes Angebot. Der Deal scheiterte. Da war der Punkt bei Mayrhofer erreicht. Er trat zurück.
Siegfried Schneider
Schneider war für fünf Monate Interimspräsident zwischen Mayrhofer und Cassalette. Auch er versuchte von Anfang an mit Hasan Ismaik zusammen zuarbeiten: „Ich habe ihm gesagt, dass wir Lösungen brauchen und dass Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit niemanden nutzen – vor allem der Mannschaft nicht, und auch nicht der Zukunftsfähigkeit des Vereins.“ Er plante ein Treffen mit Ismaik, was im August 2015 sogar stattfand. Ismaik sagte damals in der Süddeutschen Zeitung :: „Wenn man eine Firma hat, muss man sich darum kümmern.“ Aber auch ein Verkauf seiner Anteile (tz München) stand in dieser Zeit im Raum, was jedoch auf Grund des zu geringen Angebotes (15 Mio.) einer Münchner Investorengruppe nicht zustande kam.
Peter Cassalette
Cassalettes Amtszeit begann Ende 2015 und er gilt als der Präsident der mit Ismaik am engsten zusammenarbeiten konnte. Schaut man genauer hin, traf er aber zu Beginn seiner Amtszeit Aussagen, die so gar nicht zu Ismaik passen wollen: „Die Allianz Arena ist nicht unsere Heimat (..) Das Herz der Löwen, auch meines, hängt am Grünwalder Stadion.„ oder ich „lasse mich nicht vor ihm hertreiben„. Dennoch zeigte er aber im Vergleich zu allen anderen Präsidenten wirklich das größte Verständnis für Ismaik. Gerade die Bereitschaft für die Investitionen seitens Ismaik, würdigte Casalette regelmäßig. Casalette telefonierte und traf sich mit Ismaik auch so oft wie kein anderer Präsident vor und nach ihm. Es gab sogar gemeinsame Pressekonferenzen in München. Legendär ist die PK, in der Anthony Power als neuer Geschäftsführer vorgestellt wurde, nachdem Thomas Eichin zum Sportdirektor degradiert worden war. Weitere personelle Veränderungen waren das Kommen und Gehen von Oliver Kreuzer, Ian Ayre, Kosta Runjaic, Daniel Bierofka, Vitor Pereira („We go to the top“), Ivica Olic, Stefan Aigner, Victor Andrade und Ribamar und so weiterund so weiter. Weitere Themen: Hausverbot für Journalisten, Presseboykott, Englisch als neue Amtsspache an der Geschäftsstelle, die Causa „St.Pauli“, Arbeitsgerichtliche Klagen (Matmour, Jaekel), Stadionthema Riem, die 750.000 Euro Strafzahlungen an die DFL oder die Causa Lieberknecht.
Casalette gab sich immer betont gelassen, sowohl auf sportliche Themen bezogen, als auch zum Verhältnis mit Ismaik: „Momentan ist es völlig stressfrei mit Hasan“; „Ich bin fast mit Hasan befreundet“. Diese Amtszeit war die Zeit, in der Ismaik am meisten investierte und den größten Einfluss im Verein nahm. Das Ergebnis ist bekannt. Selbst wenn die Löwen den Klassenerhalt geschafft hätten, hätte man 23 Millionen neues Geld benötigt. 1860 stieg allerdings sportlich in die 3. Liga ab und hätte, um die Lizenzauflagen zu erfüllen, immerhin 11 Mio. Euro benötigt. Hasan Ismaik stellte für die Zahlung Forderungen an den Verein, die teilweise aufgrund 50+1 nicht zu erfüllen gewesen sind. Und zwar bereits zu dem Zeitpunkt, als Casalette noch im Amt war. Sechzig bekam keine Lizenz und musste in Liga „4“ absteigen.
Robert Reisinger
Robert Reisinger übernahm nach dem Zwangsabstieg der Löwen das Amt des Präsidenten. Hasan Ismaik war ab diesem Zeitpunkt kein einziges Mal mehr an der Geschäftsstelle der Löwen oder im Stadion. Im Interview mit der Abendzeitung sagte er vor kurzem: “Ich habe derzeit keine Pläne für weitere Treffen in Bezug auf 1860.” Ob es je zu einem Gespräch kommen wird?
Auch interessant:
Hasan Ismaik und die Löwen des TSV 1860: So kam es zum Streit (merkur.de)
„Good afternoon, my name is Anthony“ – Sport – SZ.de (sueddeutsche.de)
Chronologie einer verrückten Saison von 1860 München (spox.com)
Titelbild: imago images


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