Präsident Robert Reisinger ist schuld, wenn es mit Gesellschafter und Kreditgeber Hasan Ismaik nicht klappt. Er ist schuld, wenn es zu wenig Etat gibt, weil er einen Konsolidierungskurs ausgerufen hat. Und er ist schuld, wenn Sofalöwe von seiner Frau einen Anschiss bekommt, weil er keine frischen Socken trägt und deshalb die Wohnung unerträglich stinkt. Drei Jahre lang ist Reisinger der Giesinger Sündenbock.
Ein Kommentar
Robert Reisinger ist nun drei Jahre im Amt. Für viele Fans und Mitglieder des TSV 1860 München wurde er zum Sinnbild der Vernunft. Unter seinem Vorgänger Peter Cassalette hatte der damalige Trainer Vitor Pereira den Aufstieg versprochen. Aus dem „we go to the top“ wurde allerdings ein Absturz in die bayerische Regionalliga. Robert Reisinger übernahm. Er wurde gewählt und zwei Jahre später auch wieder gewählt. Die Mehrheit der Mitglieder schenkte ihm das Vertrauen.
Das ist nicht bei jedem der Fall. Für manche ist er einfach nur der Sündenbock. Wegen Reisinger geht nichts voran. Wegen Reisinger ist der TSV 1860 München gelähmt, die Geschäftsführung handlungsunfähig. Und wegen ihm kann der TSV nicht gesunden. Dabei wird gerne vergessen, was die eigentliche Ursache der momentanen Situation ist. Jahrelange Überschuldung.
Saki Stimonaris machte Stimmung gegen Reisinger. Ismaik machte Stimmung gegen Reisinger. Und auch Ex-Präsident Peter Cassalette machte Stimmung gegen Reisinger. Zudem formierte sich ein „Team Profifußball“, das sich so gar nicht als wirkliches Team herausstellte. Und das mit dem Wort „Profifußball“ auch nicht wirklich geschickt umging. Und eben durchaus ebenfalls den Kampf gegen Reisinger aufgenommen hatte.
„Zwischen sachlicher Berichterstattung und manipulativem Lobbyismus ist kaum eine Handbreit Platz.“
Im Kampf um die mediale Vorherrschaft beim TSV 1860 München wird vor allem auf mediale Manipulation gesetzt. Zwischen sachlicher Berichterstattung und manipulativem Lobbyismus ist kaum eine Handbreit Platz. Einer der wichtigsten Angriffsziele und Opfer des vereins- und klubschädigenden Lobbyismus ist eben jener Reisinger. Präsident des TSV 1860 München und Hassobjekt vieler Gegner des aktuellen Kurses. Das ist billig und polemisch. Aber es scheint zumindest bei Teilbereichen der Fanszene wirksam.
Reisinger als Giesinger Sündenbock. Das funktioniert. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Presse gerne den Kampf zwischen zwei Männern zeigt. Zwischen Hasan Ismaik und eben Reisinger. Prinzipiell ist das gar nicht richtig. Auf der einen Seite ist Ismaik tatsächlich Alleinherrscher. Er kann für seine Gesellschaft alleine bestimmen und entscheiden. Reisinger hingegen ist Vertreter eines gemeinnützigen Vereins und damit dem Willen seiner Wähler unterworfen. Ihnen ist er Rechenschaft schuldig und kann gewählt oder auch abgewählt werden. Zudem ist er gar nicht in der Lage, alleine Entscheidungen zu treffen. Mindestens einer seiner Vize-Präsidenten muss seine Entscheidung mittragen. Zum anderen ist da der Verwaltungsrat. Seine wesentliche Aufgabe ist die Überwachung der Geschäftsführung des Präsidiums im Rahmen der Vereinsaufgaben. Dazu hat der Verwaltungsrat ein uneingeschränktes Prüfungs- und Kontrollrecht. Dennoch werden bewusst von Medienvertretern stets Reisinger und Ismaik gegenübergestellt. Würde Robert Reisinger als Präsident zurücktreten, würde sich vereins- und klubpolitisch erst einmal gar nichts ändern. Warum also dient er so vielen Fans als Sündenbock? Und warum fördern manche Protagonisten rund um den TSV dieses Denken?
Seit jeher versuchen sich Gesellschaften zu entgiften. Die Israelisten taten dies einmal pro Jahr. Sie luden ihre Sünden symbolisch auf einen Ziegenbock und schickten diesen in die Wüste. An den tatsächlichen Problemstellungen hatte sich nichts geändert. Dennoch schienen die Menschen zufrieden.
Der Sündenbock wurde sinnbildlich für die Entladung größerer angehäufter Schuld auf eine einzige Person. Oder auch nicht erklärbarer Vorkommnisse, die einen völlig natürlichen Ursprung haben. So mussten für pandemische Seuchen und verheerende Kriege oder Missernten Hexen herhalten. Verfolgt, gefoltert und verbrannt als Sündenböcke.
Bis heute suchen Menschen nach Sündenböcken. Für unerklärbare Ereignisse, aber auch weil es einfacher ist, als tatsächliche Ursachenforschung. So erfüllen Flüchtlinge die klassische Rolle eines Sündenbocks. Rechtspolitische Politiker schieben gerne wirtschaftliche Probleme auf Flüchtlinge. Und auch NRW-Präsident Armin Laschet machte es sich einfach, als er unüberhörbar „Rumänen und Bulgaren“ verantwortlich für den Coronaausbruch im Tönnies-Schlachtbetrieb machte.
Beim TSV 1860 München ist es nun mal Robert Reisinger. Jahrelang hat man sich in eine fast ausweglose Situation und Lage manövriert. Man hat die KGaA hoch verschuldet. Viele ehemalige Funktionäre machen es wie Pontius Pilatus. Sie waschen ihre Hände in Unschuld. Besonders frech ist das dann, wenn man mal schnell wieder auf die Löwen-Bühne tritt und dabei hilft, Reisinger zum Sündenbock zu machen. So geschehen durch Peter Cassalette.
Wenn Robert Reisinger nicht im Stadion ist, ist das sofort ein Thema. Ihm geht der Profifußball am Arsch vorbei. Er gratuliert der Mannschaft nicht, ist bei wichtigen Spielen nicht dabei und so weiter und sofort. Nüchtern betrachtet ist der TSV München von 1860 e.V. grundsätzlich bei jedem Heim- und Auswärtsspiel durch gewählte Funktionäre vertreten gewesen. Der Gesellschafter und Kreditgeber Hasan Ismaik war seit dem Doppelabstieg zwar in München, allerdings nie bei einem Spiel. Verrückt: Man hatte beim Abstieg sogar geplant, für ihn einen VIP-Bereich direkt vor der Stadiongaststätte einzurichten. Die VIP-Alm auf dem Trainingsgelände gab es damals noch nicht.
Dass die Gesellschaft nach Sündenböcken lechzt, mag das eine sein. Dass diverse Medienvertreter und Meinungsmacher dies anfeuern, ist abzulehnen. Es geschieht jedoch Tag für Tag. Die Bühne der Löwen könnte durchaus ein Lehrstück für die AfD abgeben. Ob es tatsächlich immer gezielt und mit Berechnung geschieht, muss man hinterfragen. Oftmals schwimmt so mancher auch „lediglich“ auf der einfachen Welle des Hasses mit. Hass bringt nun mal Klicks und Leserzahlen. Die Zukunftsangst der Fans wird dabei durchaus bewusst in den Fokus gestellt.
3 Jahre also. Und jeden Tag Angriffe auf Robert Reisinger. Weit weg von sachlichen Argumenten und fairer Diskussionskultur. Das ist gehässig, unsportlich und unfair. Oft beleidigend, vielfach auch strafrechtlich relevant. Mit dem Ziel, ihn aus dem Amt zu drängen. Die Realität: Würde Reisinger von seinem Amt zurücktreten, wählen die Mitglieder des TSV München von 1860 e.V. ihren nächsten Präsidenten.
Wer einen Sündenbock in die Wüste schickt oder ihn steinigt, hat nichts erreicht. Probleme werden damit weggedrängt und nicht gelöst. Und genau das ist die tatsächliche Herausforderung bei den Löwen: Man muss sich auf die Problemlösung konzentrieren.
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