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Hausaufgaben nicht vergessen

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Viele Fans fordern nach dem 1:5 gegen den 1. FC Hoffenheim Konsequenzen für die sportliche Kommandobrücke der Profifußball KGaA. Ob sie Recht haben, wollen wir zumindest an dieser Stelle gar nicht diskutieren. Egal wie man entscheidet, wir fordern vor allem eins: die grundlegenden Hausaufgaben machen.

Die Löwen sind geschockt. Wobei der Schock vor allem deshalb kommt, weil niemand es derart schlimm erwartet hat. Eigentlich war es sportlich nämlich abzusehen. Nach dem 1:5-Debakel fordern viele, dass man nun den Trainer entlässt. Einige Fans wollen zudem, dass der Geschäftsführer seinen Platz räumt. Und ja, diese Forderungen sind durchaus verständlich. Aber auch, wenn es einige nicht hören wollen, es ist vor allem wichtig, Sacharbeit zu leisten und seine Hausaufgaben zu machen. Wenn es gut läuft, redet kaum jemand über diese immensen Arbeiten, die anstehen und vor sich hingeschoben werden. Wenn es schlecht läuft, hat man den Sündenbock im Sport schnell gefunden.

Fundament legen

Die Löwen haben, bildlich gesprochen, ein marodes Grundstück wo das Fundament nicht richtig gelegt ist und fangen dennoch immer wieder an, darauf Häuser zu bauen. Manchmal mit dem Plan ganz hoch hinaus zu wollen. Die Löwen planen oft dort ein Hochhaus, wo nicht mal ein dreistöckiges Mehrgenerationenhaus Bestand hat.

Ein unvorsichtiger Hausbauer verzichtet auf ein Fundament, sondern baut einfach auf Sand. Schon beim nächsten Sturm fällt das Haus in sich zusammen.

Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 7,26+27

Und ja, es ist mühselig, es immer und immer wieder zu wiederholen. Weil es viel einfacher ist, das Haus einzureißen und an gleicher Stelle einfach noch mal anzufangen. Also mit einem neuen Trainer und einem neuen Sportchef weiterzubauen und zu hoffen, wenn man mal ein Stockwerk höher schafft als bisher, dass es dann noch weiter hoch geht und sich alle Probleme lösen. Der Turmbau von Giesing, könnte man spöttisch anmerken. Und viele denken schon weit voraus in den Himmel, so wie einst die Turmbauer von Babylon. Und nein, auch der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist kein Heilmittel für die grundlegenden Probleme.

1. Der NLZ-Servicevertrag

Wir hatten es vor einigen Tagen bereits thematisiert. Die Löwen benötigen für ihr Nachwuchsleistungszentrum einen neuen Servicevertrag. Ein Vertragswerk das klärt, wie das NLZ finanziert wird und wie die Gesellschafter sowie die KGaA sich dabei einbringen. Seit 2019 lässt man diese Thematik allerdings einfach im Schrank liegen. Dabei wäre es ungemein wichtig, in Sachen Nachwuchs für Ruhe und vor allem Perspektive zu sorgen. Vor allem auch deshalb, weil der e.V. hier momentan ein sattes Minus macht und viel riskiert. Aber das hatten wir letzte Woche bereits thematisiert.

2. Die Stadionfrage

Man scheint sich mit der Stadt München nun einig, dass man noch einmal die Fakten rund um die Stadionfrage erörtern will. Dazu gibt es eine Stadionkommission. Das Problem: eigentlich müsste das längst geklärt sein. Seit Jahren schiebt man die Verantwortung hin und her und kommt zu keinem Ergebnis. Dafür kann zumindest das aktuelle Präsidium herzlich wenig. Man muss jedoch durchaus Verständnis haben, wenn die Fans kritisch sind. Ist aber diese Hausaufgabe mal erledigt, wird fürs Fundament schon mal ordentlich stabiler Zement angerührt.

3. Die Geschäftsführung

Es gab mal eine Zeit, da war man sich einig, dass man für die Profifußball KGaA zwei Geschäftsführer haben will. Man kann darüber diskutieren, ob das notwendig ist. Eine Alternative wäre ein Geschäftsführer und einen sportlichen Leiter. Hasan Ismaik war es, der forderte, das beide auf einer Ebene stehen. Das war dann auch letztes Jahr der Fall, bis man Mueller entließ. Und nun hat man einen Geschäftsführer der für den Sport hauptverantwortlich ist und niemand in der KGaA über sich oder neben sich hat. Den Vertrag hat man, völlig ohne Zwang, sogar noch bis 2027 verlängert. Will man sportlich auf dieser Ebene etwas ändern, muss man ihn lange bezahlen. Es sei denn jemand aus dem großen Team rund um das „Goalkeeping“ beerbt ihn. Aber eher unwahrscheinlich. Und ja, ironisch gemeint.

4. Die Gesellschafterfrage

Ob es eine der dringendsten Fragen ist? Schwer einzuschätzen. Momentan kann man aber im Grunde sagen, dass es mit Hasan Ismaik besser läuft. Und es in jedem Fall besser ist, als wenn Sechzig in die Hände von „Heuschrecken-Investoren“ fällt. Ob die Löwen wirklich einen Investor finden, der sie ins „Glück“ führt? Nun ja, vermutlich muss es hierfür vor allem auch Pläne für die offenen Baustellen geben. Klar ist, ohne Investor geht es nicht. Aber klar ist auch, dass die aktuelle Gesellschaftersituation viele Probleme bei den Baustellen mit produziert hat. Es braucht also entweder eine neue Form der Partnerschaft mit Hasan Ismaik, gegebenenfalls zum Beispiel auch mit Rückführung der Merchandising an die KGaA, sowie einen Schuldenschnitt. Oder aber einen neuen Investor, der entweder gönnerische Züge besitzt oder aber einen adäquaten Plan in der Tasche hat und hilft, die Hausaufgaben zu erfüllen.

5. Die Finanzlage

Viele der oben genannten Themen haben ihre Probleme in der Finanzlage. Die Löwen leben über ihre Verhältnisse. Die Profifußball KGaA ist hoffnungslos überschuldet und die Einnahmeseite ausgereizt. Im Oktober muss nun wieder die Überbrückungsfinanzierung neu verhandelt werden. Ob es mit Herbert Bergmaier leichter wird als mit Saki Stimoniaris ist noch nicht klar. Aber er wird Ismaik vom nächsten Darlehenspaket überzeugen müssen. Und dann? Es benötigt einen Finanzplan, bei dem nicht einfach immer wieder ein höheres Budget ausgerufen, ein Hype ausgelöst und dann munter das Geld ausgegeben wird. Wo man schon wieder bei der Geschäftsführungsfrage ist. Will man wirklich das Unternehmen „nur“ einem Sport-Geschäftsführer ohne Finanzexpertise anvertraut wissen?

Euch fallen sicherlich noch weitere Hausaufgaben ein. Gerne könnt ihr sie auch nennen. Oder aber ihr seht die Themen aus einer anderen Perspektive. Gerne könnt ihr darüber diskutieren. Was uns aber wichtig ist, dass man nicht immer einfach alles nur am Sportlichen festmacht und die anderen Themen dahinter versteckt bzw. unter den Tisch fallen lässt.

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