Die Erwartungshaltung war groß in der Saison 2022/23. Und auch der Druck. Jeglicher Cent wurde in den Kader gesteckt. Diese All-In-Strategie verhinderte dabei vor allem eines: eine langfristige Strategie für junge Spieler.
Der TSV München von 1860 e.V. steckt viel ehrenamtliche Arbeit und auch finanzielle Mittel in die Jugendarbeit der Löwen. Das lohnt sich auch durchaus. Für die Ausbildung von Marius Wörl bekommt man immerhin 100.000 Euro fürs Nachwuchsleistungszentrum. Doch die große Frage ist, warum nicht auch die Profifußball-KGaA profitiert?
Jedes Jahr ist es das gleiche Spiel. Die Löwen planen zunächst mit einem deutlich reduzierteren Budget. Momentan rechnet man mit 4,5 Millionen Euro statt wie bisher mit 6,3 Millionen Euro. Durchaus möglich, dass auch heuer wieder das Budget angehoben wird. Die Verhandlungen sind schwierig. Stimmt Gesellschafter Hasan Ismaik einer Budgeterhöhung zu, dann will er wohl auch, dass man das sofort sieht. Und die Verantwortlichen versuchen ihm möglichst ein gutes Bild zu präsentieren – in Form eines leistungsstarken Kaders. Der Druck ist groß. Auch Michael Köllner erhöhte vergangene Saison die Erwartungshaltung. Die Folge: jeder Cent wird ausgegeben. Die Löwen gehen All-In. Mit der Konsequenz, dass man jedes Jahr jeden Cent ausgibt und sich jeglichen Handlungsspielraum für die Zukunft nimmt.
Das Problem: eine entsprechende finanzielle Reserve, mit der man langfristig rechnen kann, gibt es nicht. Verträge von jungen Spielern zu verlängern ist bei den Löwen schwierig, wenn man stets finanziell auf Kante genäht ist und sich keine langfristige Finanzierung vornimmt. Und in junge Spieler zu investieren ist immer auch eine gewisse Risikofinanzierung. Die sich langfristig auszahlen kann, aber sich nicht unbedingt immer unmittelbar auf den Kader auswirkt.
Wer stets All-In geht, muss bei möglichen Budgeterhöhungen immer wieder an den Aufsichtsrat herantreten. Die Konsequenz kennen wir alle – die Gesellschafter verhandeln lange. Mit entsprechenden Machtspielchen. Meist ist es dann zu spät. Für die aktuelle Saison mischte laut Hasan Ismaik auch sein Statthalter Anthony Power bei der Kaderplanung mit. Auch das sorgte natürlich für Druck und dafür, dass man jeden verfügbaren Cent auch wirklich direkt für den Kader nutzte. Einen sofort präsentierbaren Kader. Langfristig planbares Geld blieb nicht übrig.
Im Grunde war das nicht die Zielsetzung von Hasan Ismaik, als er die H.I. Squared International GmbH gründete. „HI2 ist Partner des Sports, der zukünftig auch junge Sportler in ihrer Entwicklung unterstützt und auf dem Weg zu Spitzenleistung begleitet“, heißt es bis heute auf der Homepage von Ismaiks Unternehmen. Zu sehen ist davon nichts. Weder beim Unternehmen von Ismaik, aber auch nur bedingt beim TSV 1860 München selbst. Der ursprüngliche Plan von Ismaik ist in diesem Bereich gescheitert.
„Ich bemühe mich seit zehn Monaten in intensiven und umfangreichen Gespräche um einen Verbleib von Marius Wörl bei 1860“, so Günther Gornzel gegenüber der tz München. Nicht klar ist, ob der Vertrag von Wörl seitens der Gesellschafter zustimmungspflichtig ist, heißt es. Ein Klärungsaufruf an die Gremien brachte keine rechtlich eindeutige Antwort, meint das Boulevardblatt. Dass die Geschäftsführung auch wirklich Rechtssicherheit haben möchte, ist logisch. Immerhin haften sie persönlich.
Kaderplanung bei den Löwen? Es ist überwiegend ein klubpolitischer Machtkampf, der wenig mit sportlichen Entscheidungen zu tun hat. Zwar macht die sportliche Führung Vorschläge, selbst agieren können sie allerdings kaum. Vor allem nicht nach sportlichen Gesichtspunkten.
Deshalb müsste es heißen: hier ist euer Budget für die nächsten vier Jahre. Natürlich versucht ihr bitte damit möglichst erfolgreich Fußball zu spielen. Aber entwickelt mir vor allem Stück für Stück eine Mannschaft und entwickelt unsere Talente. Nutzt das wichtigste Pfund unserer Löwen – den Nachwuchsbereich. Mit einer adäquaten und sichtbaren Entwicklungsstrategie. Vom Grundlagentraining übers Aufbautraining bis hin zum Anschlusstraining bei den Profis. Eine professionelle Entwicklung des sportlichen Talents in Abwägung mit der richtigen Athletikentwicklung. Dann würden die Löwen richtig attraktiv.
Titelbild: Depositphotos
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