Die Berichterstattung rund um den TSV 1860 München ist häufig durchzogen mit Spekulationen, Gerüchten und scheinbaren oder auch wirklichen Grabenkämpfen. Manch einer pickt sich für seine Berichterstattung eben nur das heraus, was man dem Leser verkaufen kann. Das ist grundsätzlich erst einmal in Ordnung. Das ist eine journalistische Freiheit. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen.
Ich ärgere mich …
Ich fahre von Giesing nach Hause. Jede Ampel ist rot. Jeder andere Autofahrer erscheint mir als Trottel. Da ist die Frau, die vergisst zu blinken. Der Typ mit seinem beschissenen Hut, der mich schneidet. Und wieder eine rote Ampel. Und als es grün wird vor mir einer mit Tölzer Kennzeichen, der Gas und Bremse nicht voneinander unterscheiden kann. Was zur Folge hat, dass ich die Grünphase nicht nutzen kann und vorne an der Linie stehen bleibe. Solche Tage braucht keiner. Die Welt ist Scheiße. Die Menschen sowieso. Und das Schicksal ist ungerecht. Ich komme nach Hause, bin froh, es hinter mir zu haben und fluche: „Gott, was für ein Verkehr! Und nur Idioten auf den Straßen!“
… doch Moment!
Was ich vergessen habe. Die Frau, die sich freundlich bedankt hat, weil sie vergessen hatte, dass sie links einbiegen musste und ich sie reingelassen habe. Der Typ im Mercedes, der an mir vorbeifährt, grinst und mit den Lippen „Sechzig!“ formt, weil er das Wappen hinten auf dem Auto gesehen hat. Der LKW-Fahrer an der Ampel, der mich zum Lachen bringt, weil er zu einem Lied laut mitsingt. Ich kann ihn nicht hören, aber an seinen Bewegungen sehe ich ganz genau, dass es das gleiche Lied ist wie bei mir im Radio. Er hört denselben Sender. Das sieht lustig aus.
Und so oft waren die Ampeln gar nicht mal rot, fällt mir ein. Seltsam. Warum bleiben die gerade in meiner Erinnerung?
Und wie ist das bei den Löwen?
Hand aufs Herz, Löwen. Verlieren wir nicht manchmal den Blick auf das Schöne bei Sechzig? Längst stehen keine Nachrichten mehr im Vordergrund sondern Schlagzeilen. Gefällt uns was nicht, dann reagieren wir. Aus Protest. Weil es uns bewegt. Dabei vergessen wir immer wieder, dass uns Sechzig vor allem auch viel Freude bereitet. Dass viel Positives passiert. Warum also hinterlassen wir mehr Kommentare, wenn wir uns aufregen? Warum schreiben wir nicht öfters, wenn uns etwas gefällt?
Wir wollen Sechzig nicht schön reden. Aber wir müssen feststellen, dass es sehr viele schöne Sachen gibt, über die man berichten kann. Und vor allem, die man auch kommentieren kann. Über die man reden kann. Über die man sich freuen kann.
… verliert das Schöne an Sechzig nicht aus dem Blick, Löwen …


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57, 58, 59, Sechzig!
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