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Der TSV 1860 München, Michael Köllner, ein Spatz und ein Frosch

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„Unglaublich!“ sagte der Spatz zum Frosch, „was sich diese Menschen mit ihren Flinten jetzt schon einbilden. Sie schießen auf uns mit einer Dreistigkeit los, als wenn wir gar keinen Schnabel hätten!“ Der Frosch nickte mit seinem dicken Kopf und meinte bedächtig: „Ich sage Dir, lieber Freund, mit den Störchen ist’s genau so! Die bilden sich sogar ohne Flinten alle Tage mehr ein!“ „Kann man nichts dagegen machen?“ meinte nach einer Weile der Spatz, der sich sehr ärgerte. Beide besannen sich — sie saßen auf einer Wiese, und es ward wieder mal Abend auf der Erde. Da sagte der Frosch: „Quaken!“ Und er quakte, und alle seine Verwandten quakten mit. Der Spatz aber flog verdrossen fort — er konnte ja nicht quaken. Der Frosch lächelte nachher. Der Spatz aber konnte sich nicht beruhigen, er ärgerte sich immerfort über die eingebildeten Menschen, schimpfte auf ihre Flinten und ruinierte den guten Ruf des Menschengeschlechts ganz und gar. Doch half das was? Nein! Der Frosch war viel klüger. Gegen die Unverschämtheit hilft nur ein lustiges Gequake, aus dem klingt immer so froh heraus: „Feind, wie piepe bist Du mir!“ Diese Wendung ärgert tatsächlich die unverschämten Bösewichter am allermeisten. Und es kommt doch nur darauf an, dass man diejenigen, die uns ärgern — auch ein wenig ärgert. Quak’, mein Söhnchen! Quak’!

(Paul Scheerbart, 1929)

Da stand er nun, Michael Köllner, der Cheftrainer des TSV 1860 München. Während die Kameras auf die Szene vor ihm konzentriert waren, wo sich Sascha Mölders im Wortgefecht mit Maximilian Welzmüller befand. Köllner stand abseits da und schaute zu. „Feind, wie piepe bist du mir!“, so kam es mir in den Sinn als ich den Löwen-Trainer dort stehen sah. Und dennoch hätte ich gerne gewusst, was Köllner in dem Augenblick dachte.

„Unabhängig vom Ergebnis“, so Köllner im Anschluß in seiner Pressekonferenz, „Wir wussten, wir haben das Endspiel gegen Ingolstadt. Und du kannst nicht in Ingolstadt sagen, du spielst auf Unentschieden. Das ist nicht unsere Art“. Man habe im letzten Spiel noch einmal die Hand am Geschehen, von daher sei er da „relativ entspannt“. Die Fans helfen der Mannschaft, am Ende müsse man jedoch schauen, „dass der Druck nicht zu groß wird“, sagt Köllner und betont: „Am Ende muss man aus der Ruhe heraus arbeiten“.

Und so kann man sich nur wünschen, dass Köllner und seine Mannschaft in den nächsten Tagen die innere Ruhe haben und bekommen, die sie benötigen. Wenn die Nacht hereinbricht hilft vielleicht ein symbolisches Quaken. Abschalten vom medialen Rummel. Von boulevardistischen Flinten und gehypden Störchen. Feind, wie piepe bist du mir. Quak’, mein Söhnchen! Quak’! Um am Samstag dann wieder wie ein Löwe zu brüllen.

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