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Mietminderung für 1860? Statt billiger wird das Stadion wohl teurer

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Es war wohl gut gemeint von 1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer. Er wollte, dass die Löwen weniger Miete zahlen. Nun zahlen sie wohl mehr.

Der TSV 1860 München zahle eine Miete, die im Vergleich zur Konkurrenz zu hoch sei, so die Argumentation des 1860-Finanzchefs. Dabei stellte er eine kuriose Rechnung auf. In die er alles mit einrechnete, von dem er glaubt, man wäre als Löwe benachteiligt. Recht früh sprachen Kritiker von einer Milchmädchenrechnung. Denn einige aufgelistete Punkte war den Löwen durchaus bewusst, als sie 2017 ins Sechzger Stadion zurück wollten. Andere warnten, dass eine Prüfung der Marktunüblichkeit vielleicht einige Ergebnisse bringen könnten, die sogar negativ für die Löwen sind. Und tatsächlich scheint es so, als würde der TSV nun mehr zahlen müssen. Das verriet Verena Dietl, Münchens Sportbürgermeisterin, der Süddeutschen Zeitung in einem Interview.

1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer hat eine Überprüfung der Miete angeregt

Die umfangreiche Liste des 1860-Geschäftsführers

Verena Dietl ist eine Löwin durch und durch. Seit ihrer Kindheit hat sie eine besondere Verbindung zu Sechzig. Aber auch zum Sechzger Stadion an der Grünwalder Straße. Der Erhalt des Stadions war für sie schon immer eine Herzensangelegenheit. Doch sie ist auch Sportbürgermeisterin. Und muss auch aus der Sicht der Stadt München denken und handeln. Dass 1860-Geschäftsführer Marc Nicolai Pfeifer eine umfangreiche Liste von Marktunüblichkeiten bei der Stadt eingereicht hat, auf deren Basis er eine Senkung der Miete fordert, das bestätigt Dietl. Und es gibt eine erste Auswertung.

Nebenkosten bislang nicht Teil des Pakets

Das Problem: schon jetzt ist sichtbar, dass auf die Löwen sogar mehr Kosten zukommen. Wird es günstiger für die Löwen? So die Frage der SZ. „Das kann man so nicht sagen. Was sich schon auswirkt, sind die Betriebskosten. Die müssen wir natürlich jetzt auch umlegen“, so Dietl. Man sei jedoch aktuell noch in Prüfung. Die Nebenkosten waren ursprünglich nicht Teil des Pakets. „Es könnte durchaus sein, dass die Gesamtkosten steigen“, erklärt die Sportbürgermeisterin. Und zwar nicht wegen der steigenden Energiekosten. Sie seien noch nicht einmal einberechnet.

Marc-Nicolai Pfeifer hat als Geschäftsführer eine Überprüfung der Kosten angeregt und die ergibt nun, dass die Nebenkosten zu niedrig sind. „Ein klassisches Eigentor?“, fragt die Süddeutsche Zeitung. „Das haben sie schön ausgedrückt“, meint Dietl. „Leider ist es ein Dilemma.“ Der Auftrag der Stadt war klar. „Wir sollten alles untersuchen und aufarbeiten, und das hat das Bewertungsamt getan. Die Marktunüblichkeit wird zwar berücksichtigt, so Dietl. „Im Ergebnis wird die Kaltmiete aufgrund der Nachteile des Stadions geringer, aber die Stadionkosten müssen umgelegt werden.“

Ein Zurück zum alten Vertrag mit günstigeren Nebenkosten, das funktioniert leider nicht. Das wird jetzt nach der Prüfung, die Sechzig angeregt hat, rechtlich nicht mehr möglich sein. „Da würde sich bei uns das Revisionsamt einschalten“, erklärt die Sportbürgermeisterin. Außerdem hat die Stadt München auch den Bund der Steuerzahler im Nacken.

Stehhalle, Grünwalder Stadion

Hoher Bodenrichtwert in München

Ohnehin ist das mit der Marktunüblichkeit so eine Sache. Pfeifer vergleiche seinen Klub mit anderen kleineren Vereinen aus der Liga. Das funktioniert nicht. „Das Bewertungsamt muss die Bodenrichtwerte nehmen, die wir hier haben“, erklärt Dietl. „Sechzig kann nicht ungeschehen machen, dass sie in einer großen, attraktiven Stadt sitzen.“

Interesse für Pacht hält sich bei Sechzig in Grenzen

Ganz andere Möglichkeiten hätte der TSV 1860, wenn die Löwen das Stadion pachten würden, weiß Dietl. Doch die Begeisterung für diesen Weg würde sich in Grenzen halten. Dietl glaubt, dass die Löwen selbst noch nicht so genau wissen ob sie nun für immer im Grünwalder Stadion bleiben oder ein neues Stadion wollen. Die Süddeutsche Zeitung wirft ein, dass sich Pfeifer eine Pacht des Stadions durchaus vorstellen könne. Eine Trägerschaft wäre dann möglich, wenn ein deutlich höhere Kapazität in Angriff genommen wird. Doch Dietl wehrt ab. Das sei von Seiten der Stadt keine Möglichkeit. Die Machbarkeitsstudie habe eine Grenze bei 18.105 Zuschauern ergeben. Dafür würde die Stadt die Verantwortung übernehmen. „Wenn Sechzig hier andere, gute Ideen hat, und die Lokalbaukommission genehmigt diese, umso besser“, erklärt Dietl. Viele Fans werden sich an dieser Stelle fragen, ob die angeregte zweite Machbarkeitsstudie, die der TSV 1860 selbst in Auftrag geben wollte, bereits in Arbeit ist.

Wissen die Löwen was sie wollen?

Man benötigt nun ein klares Bekenntnis. Spätestens bis zum Ende des Jahres. „Wir werden sicher nicht in eine 70-Millionen-Planung gehen, wenn Sechzig sich nicht längerfristig bindet“, erklärt die Sportbürgermeisterin. Und was ist bei einem Aufstieg in die 1. Bundesliga? „Dann müssen wir halt eine entsprechende Klausel für die Vereinbarung finden. Wenn das Grünwalder Stadion nicht erstligatauglich ist, kann ich sie natürlich nicht verpflichten, dort zu spielen.“ Beim Aufstieg in die höchste Spielklasse hätten die Löwen auch wieder eine höherklassigere zweite Mannschaft, mein Dietl. Die dann im Grünwalder Stadion spielen könnten.

Was passiert übrigens, wenn die Löwen sich gegen das Grünwalder Stadion entscheiden? Dann gibt es die „kleine Lösung“. Eine Sanierung für wohl 20 Millionen Euro. Ohne Dach und VIP-Bereiche. Für 15.000 Zuschauer statt für 18.000. Denn die Sanierung ist in jedem Fall vorgesehen. Spielen werden dann bei einem Aufstieg der Profis in die 2. Bundesliga andere Klubs auf Giesings Höhen. Zum Beispiel vielleicht tatsächlich die zweite Mannschaft der Löwen.

Das komplette Interview findet ihr bei der SZ Plus: Warum der TSV 1860 München mehr Miete fürs Grünwalder bezahlen muss – Sport – SZ.de (sueddeutsche.de)

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