Das wesentliche Problem der Löwen? Das es ihr Wille ist, erfolgreich zu sein. Der Wille ist da, doch es fehlt den Meisten an Vorstellungskraft. Und damit am wesentlichen Element erfolgreich zu sein. Ein Kommentar der Redaktion.
Macht mit uns doch mal gemeinsam den Test. Wir gehen mal davon aus, dass ihr die Frage, ob wir aufsteigen wollen, alle gleich beantworten könnt. Ja, wir wollen aufsteigen. Der Wille ist da. Doch deckt sich unser Wille auch mit unserer Vorstellungskraft? Können wir uns, unter Berücksichtigung aller uns vorliegenden Fakten, auch vorstellen aufzusteigen? Können wir uns zehn Minuten hinsetzen und den Aufstieg vor unserem inneren Auge visualisieren, ohne dass wir Zweifel bekommen? Wir haben es probiert, es hat nicht funktioniert. Und da sind wir bei einem wesentlichen Problem.
Der französische Apotheker und Psychologe Émile Coué stellte vor über hundert Jahren die These auf, dass nicht etwa unserer Wille ursächlich für den Erfolg ist, sondern unsere Vorstellungskraft. “Im Widerstreit zwischen Wille und Vorstellungskraft siegt letztere ausnahmslos”, so seine Behauptung. Mittlerweile wurde dieser Gedankengang von Coué in vielen Bereichen erfolgreich etabliert. Im Grunde ist diese These durchaus auch übertragbar auf den Profifußball bei den Löwen. So wie auf viele Unternehmen. Zahlreiche erfolgreiche Menschen praktizieren das bewusste Fördern der Vorstellungskraft und die Visualisierung ihrer Ziele.
Der Wille erfolgreich zu sein, ist da. Bei vielen Funktionären und auch bei vielen Fans. Doch vielen fehlt es an der Vorstellungskraft, das Ziel auch wirklich zu erreichen. Kein Wunder, sind die Löwen doch durch und durch eine ewige Baustelle mit vielen Problemen. Ein Chaosverein, der kein zukunftsfähiges Stadion hat. Bei dem sich die Gesellschafter im Dauerstreit befinden und die Gräben zwischen den Fans unverändert groß sind. Wie soll man sich da den Aufstieg vorstellen können?
Die Stadt wartet weiterhin auf ein Gutachten im Hinblick auf das Grünwalder Stadion. Vorwärts geht da nichts. Und bei den Löwen blendet man dieses Thema auch irgendwie aus. Wie zum Beispiel auch notwendige weitere Sanierungen am Nachwuchsleistungszentrum. Oder eine Kapitalerhöhungen. Auch beim Thema Turnhalle geht es nicht weiter. Dabei gab es immer wieder gute Ideen, die teilweise sogar in deutliche Visualisierungen mündeten. So zum Beispiel bei der Turnhalle. “Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen”, meinte einst der ehemalige Bundeskanzler Schmidt. Und Schmidt warnte dabei davor, von der Realität abzuheben und Luftschlösser zu bauen. Aber die richtigen Visionäre stehen mit beiden Beiden auf dem Boden der Wirklichkeit. Ihre Visionen kommen mit entsprechendem Weitblick. Die richtige Vision kann andere mitziehen und beflügeln. Wenn allerdings systematisch dagegen gearbeitet wird, dann geht nichts vorwärts. Und dann bleiben diese Visualisierungen stets nur Träume. Zu sehen bei Projekten wie Turnhalle oder auch dem Stadion.
Die Löwen haben keine Idee, keine Vorstellung von dem was sie erreichen wollen und können. Visionen werden geblockt. Stattdessen wird immer wieder viel Geld investiert und gehofft, dass irgendetwas mal richtig zündet und zum Erfolg wird. Externe Kräfte nutzen das aus und drehen den Löwen immer wieder Neues an, was im Endeffekt aber in kein Gesamtkonzept eingeordnet wird. Und dabei ruht man sich auf dem Willen auf. Weil aufsteigen wollen, das tut ja jeder. Der Wille allein reicht aber eben nicht.
Die KGaA hat keinen Visionär. Keiner, der die Zielsetzung visualisiert und dann in Teilzielen die einzelnen Bereiche gesamtheitlich dort hin führt. Und zwar in allen Bereichen. Stadion, Turnhalle, Nachwuchsleistungszentrum, Profimannschaft – Sechzig ist wie ein Puzzle. Man kann ein Teil nicht einfach weglassen, weil es nicht richtig passt. Man muss es einpassen. Sonst fügt es sich nicht zu einer Gesamtvisualisierung zusammen.
Es ist jedes Jahr das gleiche. Es kommen gute Phasen, die Euphorie wird groß. Aber am Endeffekt wird dabei immer nur der Wille unterstrichen, der Wille aufzusteigen. Mut für ein Konzept hat keiner. Und so wird Jahr für Jahr um des Kaisers Bart gestritten und am Ende reicht es dann nicht zum Aufstieg.
Solange alle immer nur aufsteigen wollen, solange alle immer nur Profifußball wollen und Bundesliga, solange stehen die Löwen sich selbst im Weg. Es braucht eine klare Visualisierung von dem, was möglich ist und was man erreichen möchte.
Gerne könnt ihr es ja mal versuchen. Beantwortet für euch die Frage: Wollt ihr, dass eure Löwen aufsteigen? Die Antwort dürfte klar sein. Und dann setzt euch zehn Minuten hin, visualisiert es vor eurem Auge und findet heraus, ob es für euch realistisch ist. Ihr werdet überrascht sein.