Zweifelsohne ist der TSV 1860 München ein interessanter Verein mit einer interessanten Profifußball-Firma. Obwohl die Löwen in der Regel nur einmal pro Woche spielen, gibt es täglich Berichte rund um den TSV. Alles wird thematisiert. Das mag einerseits gut für den TSV sein, ist er doch im Focus der Öffentlichkeit und damit für Sponsoren interessant. Doch seien wir mal ehrlich. Es gibt Informationen, die sind nicht relevant. Zum aktuellen Zeitpunkt nicht oder sogar überhaupt nicht. Dennoch werden sie thematisiert. Das hat einen Grund: Clickbait-Journalismus. Ein Kommentar.
Die Corona-Krise, der Krieg in der Ukraine – das sind gleich zwei Themen die mich müde gemacht haben. Und deshalb dafür sorgten, dass ich in den vergangenen Wochen deutlich weniger geschrieben habe. Die Löwenwelt drehte sich dabei weiter. Und selbst nach zwei oder drei Tagen Pause stellte ich fest: sie dreht sich doch recht langsam. Ich habe mir alle Informationen nachträglich angeschaut. Die meisten Informationen sind nicht wirklich wichtig gewesen. Das mag gar nicht schlimm sein – die Löwen sind durchaus auch Unterhaltung. Aber viele Themen werden bis auf den letzten “Blutstropfen ausgesaugt”. Der Grund ist simpel. Es geht in manchen Fällen nicht um seriösen Journalismus sondern um klickbasierte Berichterstattung.
Methoden um Klicks zu erzeugen
Es gibt viele Methoden, um Klicks zu erzeugen. Übertreibungen oder gar Irreführung in den Überschriften, die falsche Versprechungen im Hinblick auf den Inhalt machen, oder wo die Überschrift gar nicht wirklich mit dem Inhalt übereinstimmt. Reine Teaser-Artikel ohne Inhalt. Provokationen aller Art. Mehrdeutige Aussagen in den Texten. Dämonisierung einzelner Gruppen oder Personen. Es gibt viele Wege. Den Content mit aller Kraft in den Mittelpunkt stellen, das ist das wesentliche Ziel. Jeder Klick zählt. Der Löwe, aber sicherlich auch der Bürger im allgemeinen, ist ein dankbares Opfer. Denn machen wir uns nichts vor, obwohl wir hinter einer reißerischen Schlagzeile kaum Inhalt erwarten, so klicken wir doch drauf.
Nicht denken wie ein Journalist, sondern wie ein Logarithmus
Es ist ein allgemein bekannter Tipp für Redaktionen. Man soll Texte in den sozialen Medien ausschließlich auf die messbare Reaktion des Publikums ausrichten, nicht auf deren Inhalt. Es geht alleine darum, wie oft die Nutzer reagieren. Das erhöht wiederum die Sichtbarkeit in anderen Timelines. Hand aufs Herz, wie oft hast du schon auf Facebook was mit hoher Erwartungshaltung angeklickt und warst dann vom Inhalt enttäuscht? Die Gefahr, dass man mehr so denkt wie ein Logarithmus, statt sich auf Inhalte zu konzentrieren, ist groß.
Clickbait und der TSV 1860 München
Wieviel Clickbaiting verträgt der TSV 1860 München? Es ist durchaus auffällig, dass öffentliche Personaldiskussionen oftmals auf journalistischen Artikeln aufbauen. Denn da wird auch schnell mal in Artikeln die Frage gestellt, wann XY nun endlich zurücktritt oder entlassen wird. Einige Leser nehmen das gerne auf. Ist der Gedanke einmal im Gehirn festgesetzt, lässt er sich dort kaum vertreiben. Und so wird auch vom geneigten Leser immer dann der Kopf des jeweiligen Funktionärs gefordert, wenn es mal nicht so richtig läuft. Das ist schädlich für das jeweilige Amt. Und schädlich für die jeweilige Person. Da bringt es auch kaum etwas, wenn sich der TSV selbst voll und ganz hinter die Person stellt. Der Gedanke ist im Kopf längst verankert. Und nicht nur Personaldiskussionen. Es geht um viele Themen, die gnadenlos auseinandergenommen werden. Und ist alles gesagt, findet man in jedem Fall noch einen Ex-Löwe, der alles thematisiert.
Kritik- und Kontrollfunktion statt Lobbyarbeit
Es ist die Aufgabe von Journalisten die Öffentlichkeit mit gesellschaftlich relevanten Informationen zu versorgen. Journalismus hat eine Kritik- und Kontrollfunktion für unsere Gesellschaft. Klickbasierter Journalismus ist jedoch eine immense Gefahr für die Seriosität. Das wirkt sich auch auf den TSV 1860 München und die handelnden Personen aus. Vor allem dann, wenn sogar noch Lobbyismus betrieben wird. Um Einfluss zu nehmen. Oder um Unruhe zu stiften.
Am Ende muss sich jeder Journalist oder auch Fanberichterstatter fragen, was seine Texte für Auswirkungen haben. Ständig Unruhe zu säen, weil es Klicks bringt, schafft keinen gesellschaftlichen Nutzen für die Löwen. Angriffe auf einzelne Personen und eindimensionale Sichtweisen helfen auch den Löwen nicht. Vielleicht würde sich der TSV 1860 in der kommenden Saison deutlich leichter tun, wenn man sich nicht ständig mit neuen medialen Baustellen beschäftigen und nicht ständig auf irgendwelche Behauptungen und Gerüchte reagieren müsste. Viele Pressekonferenzen oder Stellungnahmen könnte man sich schenken, wenn sich der eine oder andere Artikel aufs Wesentliche konzentrieren würde. Und wenn man nicht immer einen “Buh-Mann” oder “Prügelknaben” suchen würde. Manche sind ja die gesamte Saison durch das Angriffsziel. Zum Beispiel Günther GorenzelGünther Gorenzel ist ein aus Österreich kommender Fußball....
Für mich persönlich ist das übrigens täglich ein Konflikt. Ich prüfe sehr wohl was ich schreibe und was ich veröffentliche. Nach bestem Wissen und Gewissen. Und oft muss ich dabei nicht nur prüfen, was ich aussagen möchte, sondern mich fragen, wie es beim Leser ankommt. Klickbasierte Artikel sind in jedem Fall für mich keine Option. Deshalb bin ich froh, dass das Löwenmagazin frei von klickbasierter Werbung ist. Auch Dank unserer zahlreichen Mitglieder und Unterstützer.
Eure Meinung ist gefragt
Ist klickbasierter Journalismus einfach völlig normal in der heutigen Zeit und nicht mehr wegzudenken? Seht ihr auch Gefahren, wenn es nur um Klicks und Leserzahlen geht, statt um Inhalte? Oder tut es den Löwen sogar gut, wenn alles thematisiert wird?
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