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“Wer trägt die Verantwortung?”

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Der TSV 1860 München hat gestern zum ersten Mal in dieser Saison gewonnen. Nach drei Niederlagen in Folge und teils erschreckenden Leistungen. Im Hintergrund brodelt dagegen weiter der alte Machtkampf. Wer schiebt wem die Schuld in die Schuhe? Ein Kommentar.

Wir erinnern uns an die jüngere Vergangenheit: Nachdem Michael Köllner im Februar 2023 freigestellt wurde, konnten sich die Verantwortlichen der Löwen kurzfristig nicht auf einen Nachfolger einigen – obwohl Achim Beierlorzer in den Startlöchern stand. Interimscoach Günther Gorenzel musste länger an der Seitenlinie stehen, als im lieb war. Danach setzte sich wohl die Investorenseite durch und präsentierte als neuen Coach Maurizio Jacobacci. Nachdem sich Sportchef Gorenzel nach Klagenfurt verabschiedete verzichtete der TSV 1860 auf einen neuen Sportdirektor, obwohl Horst Heldt bereit gewesen wäre, den Job kurzfristig anzutreten. Nach einem Gespräch mit HAM Int. sagte Heldt von sich aus ab. Jacobacci und Finanz-GF Marc-Nicolai Pfeifer probierten sich bewusst als Kaderplaner. Der Schuss ging nach hinten los und Jacobacci wurde nach desaströser Bilanz noch vor Weihnachten freigestellt. Anfang Dezember gab Präsident Robert Reisinger der “tz” zu Protokoll : “Ich frage mich, wer die Verantwortung für die Saison übernimmt. Meine Warnungen im Sommer wurden ignoriert.” Nachdem Frank Schmöller kurzzeitig aushalf, präsentierte der Club mit Argirios Giannikis den neuen Trainer. Der stabilisierte die Mannschaft und schaffte am Ende den Klassenerhalt.

Schuld ist der Andere

Als beim Vorbereitungsstart auf die Saison 2024/25 der neue Kader der Löwen so gut wie komplett war, waren die Fans mehr als zufrieden. Mit einem deutlich geringeren Etat als in den vergangenen Jahren, schafften es Dr. Werner und Oliver Mueller ein von den Namen her vielversprechendes Team aufzubauen. Mit Thore Jacobsen, Bernd Hobsch und Fabian Schubert standen auf einmal Hochkaräter im Kader der Löwen. Als die ersten Vorbereitungsspiele jedoch verloren wurden, Argirios Giannikis sich sowohl im Finden einer Startelf als auch eines funktionierenden Systems schwer tat, traten erste Zweifel auf. Die Verpflichtung von René Vollath musste man auch nicht zwingend verstehen. Dennoch herrschte große Euphorie vor dem ersten Saisonspiel gegen Saarbrücken. Der Rest ist bekannt. Es folgten drei Niederlagen, viele Gegentore, fragwürdige Leistungen und ein verdienter Sieg gegen den FC Ingolstadt. Vor dem Spiel gegen die Schanzer hatte unsere Redaktion Kontakt mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris. Er stellte uns die Frage: “(..) Der schlechteste Saisonstart seit 16 Jahren. Wer übernimmt dafür die Verantwortung?” Die Fragestellung kennen wir irgendwo her.

Eigentlich eine rhetorische Frage aus dem Mund von Funktionären mit einer eigentlich gleichzeitig simplen Antwort. Wäre man nicht beim TSV 1860 München. Mit “einer Stimme” sprechen? Fehlanzeige. So schieben sich die Verantwortlichen seit Jahren diese Verantwortung und die Schuld gegenseitig zu. Schuld will natürlich keiner sein. Als Fan fühlt man sich verarscht. Wie soll eine gespaltene Fanszene (und damit sind explizit nicht unsere Ultras gemeint) sich wieder annähern, wenn unsere gewählten Funktionäre und die Angestellten in der KgaA dies nicht vorleben? Wo sind die Vorbilder und Identifikationsfiguren im Club? Mit derartigen Aussagen befeuern die handelnden Personen den Lagerkampf und kommen damit keinen Millimeter vorwärts. Weder strukturell noch in ihrer Außendarstellung. Da hilft es auch nicht, wenn Saki Stimoniaris die vermeintliche Wahrheit über “dieblaue24” in die Öffentlichkeit bläst, noch das immer wiederkehrende Schweigen des Präsidiums.

Keiner will Verantwortung

Die Personen beim TSV 1860 München, die aktuell Verantwortung für den Profifußball tragen, und dazu gehört sowohl Hasan Ismaik mit seinen Vertretern vor Ort dazu, wie auch das Präsidium und der Verwaltungsrat des e.V., die Geschäftsführer der KgaA und die entsprechenden, einflussnehmenden Gremien, müssen endlich verstehen, dass Alle Verantwortung für die Entwicklung des Profifußballs haben. Egal wann – egal wie. Sich zurücklehnen und mit dem Finger auf den Anderen zeigen ist zu einfach. Sich im Rampenlicht des großen Traditionsvereins zu sonnen oder sich hinter seiner aktuellen Jobbeschreibung zu verstecken, ist genauso Blödsinn, wie regelmäßige interne Konflikte über die Öffentlichkeit auszutragen, um danach zu zusehen, wie sich die Fans die Köpfe einschlagen. Alle Beteiligten haben endlich ihrer Verpflichtung nachzukommen, sich ausschließlich für den Erfolg des Vereines zu engagieren. D.h. auch sich als Person und als Club in der Öffentlichkeit professionell zu präsentieren und endlich mit einer Stimme zu sprechen. Das Mediengeplänkel ist an Peinlichkeit sowieso kaum zu überbieten. Für Jeden gibt es sonst eine Exitstrategie.

Zahlreiche Fans schauen mittlerweile sehr genau hin und haben ein feines Gefühl, wem es wirklich eine Herzensangelegenheit ist, sich für unseren Verein zu engagieren – oder für wen es eher ein Last oder das Resultat von Fehlentscheidungen in der Vergangenheit ist. Jeder Verantwortlich sollte sich ehrlich reflektieren, ob sein aktuelles Verhalten zum Wohle von Sechzig München beiträgt oder eben nicht. Reißt Euch endlich zam!

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