Aktuell stehen 24 Löwenfans in der Datei “Gewalttäter Sport”. Das sind deutlich weniger als noch vor zwei Jahren. Dies teilt das bayerische Innenministerium aufgrund einer Anfrage durch den Grünen-Abgeordneten Max Deisenhofer (siehe Titelbild) mit.
Bei der Datei “Gewalttäter Sport” handelt es sich gemäß 29 Abs. 1 bis 5 BKAG um eine Verbunddatei, welche es den Polizeien der einzelnen Länder sowie der Bundespolizei ermöglicht, sport-spezifische Personenerkenntnisse zu speichern und im Fahndungssystem INPOL abzubilden. Es werden dabei Personen in die Datei aufgenommen, bei denen wegen den folgenden Straftaten ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, oder die deswegen rechtskräftig verurteilt worden sind:
- Straftaten unter Anwendung von Gewalt gegen Leib oder Leben oder fremde Sachen mit der Folge eines nicht unerheblichen Sachschadens
- Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte (§ 113 StGB)
- Gefährliche Eingriffe in den Verkehr (§ 315 ff. StGB)
- Störung öffentlicher Betriebe (§ 316b StGB)
- Nötigung (§ 240 StGB)
- Verstöße gegen das Waffengesetz
- Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz
- Landfriedensbruch (§§ 125 ff. StGB)
- Hausfriedensbruch (§§ 123, 124 StGB)
- Gefangenenbefreiung (§ 120 StGB
- Raub- und Diebstahlsdelikte (§§ 242 ff. StGB)
- Missbrauch von Notrufeinrichtungen (§ 145 StGB)
- Handlungen nach § 27 Versammlungsgesetz
- Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§ 86 a StGB)
- Volksverhetzung (§ 130 StGB)
- Beleidigung (§ 185 StGB)
- Bedrohung (§ 241 StGB)
Entwicklung Datei “Gewalttäter Sport”
Immer weniger Löwenfans stehen in der Datei “Gewalttäter Sport”. Das ist das Ergebnis einer schriftlichen Anfrage des bayerischen Abgeordneten Maximilian Deisenhofer. Standen in der Saison 2020/21 noch 95 Löwen in diese Datei. In der Saison darauf waren es 44 und in der vergangenen Saison nur noch 24 Personen.
Der Trend bei den Löwen ist allerdings auch bei anderen Klubs sichtbar. Aktuell hat der FC Bayern München, mit 90 Registrierungen vor dem 1. FC Nürnberg (35) und dem SSV Jahn Regensburg (34), die meisten Fans in der Datei. Vor den Löwen ist zudem die SpVgg Greuther Fürth mit 31 Personen.
Löschung von Löwenfans aus der Datei “Gewalttäter Sport”
Zwischen dem 1. Januar 2022 und Juli 2023 wurden 61 Löwen aus der Datei gelöscht und es kam nur eine einzige Person hinzu. Bei keinem anderen bayerischen Fußballklub wurden mehr Streichungen durchgeführt. Als Grund für die Streichung ist die “Löschung aufgrund Fristablauf bzw. Wegfall des Speichergrundes” angegeben.
“Ich glaube, dass aufgrund des öffentlichen Drucks nun wesentlich sensibler damit umgegangen wird. Zudem haben immer mehr Fans bei den Behörden angefragt, ob sie in der Datei erfasst sind”, erklärte der Abgeordnete Deisenhofer der Augsburger Allgemeinen.
Sinn und Zweck der Datei “Gewalttäter Sport”
Die Datei “Gewalttäter Sport” diene laut dem bayerischen Innenministerium der “Verhinderung gewalttätiger Auseinandersetzungen und sonstiger Straftaten im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen”. Die Erfassung in der Datei “ermöglicht der Polizei das Gewinnen von Anhaltspunkten für das sachgerechte und personengerechte Treffen von Eingriffsmaßnahmen im Einsatz durch sorgfältige Prüfung des Einzelfalls.” Es sei damit möglich, potentielle Störer mit “zielgerichteten und selektiven Maßnahmen zu begegnen, um Gefahren betreffend die öffentliche Sicherheit und Ordnung in diesem Kontext abzuwenden.”
Bürgerrechte enden nicht am Stadiontor
Max Deisenhofer
Kritik von Juristen und Datenschützern
Dass es sinnvoll ist, Informationen über gewaltbereite Störer zu sammeln, sei nicht Bestandteil der Kritik, heißt es in der Augsburger Allgemeinen. “Juristen und Datenschützer bemängeln aber vor allem fehlende Transparenz: Wird jemand in die Datei aufgenommen, geschieht dies – zumindest in Bayern – ohne die betroffene Person zu informieren. Stellenweise hat offenbar schon das Aufnehmen der Personalien gereicht, um erfasst zu werden.”
Abgeordneter Deisenhofer fordert mehr Transparenz
“Wir setzen uns weiter dafür ein, dass Personen in der Datei wie in anderen Bundesländern darüber informiert werden, um gegebenenfalls auch rechtlich dagegen vorgehen zu können”, meint Max Deisenhofer auf Anfrage unseres Löwenmagazins. “Die bayerische Fandatei Easy GS wollen wir ganz abschaffen. Fans können weiterhin Auskunftsersuchen stellen und sollten dies auch fortlaufend machen, denn Bürgerrechte enden nicht am Stadiontor.”
Mehr Informationen
Datei Gewalttäter Sport – Arbeitsgemeinschaft Fananwälte (fananwaelte.de)
ProFans über die Datei “Gewalttäter Sport”
Über den Abgeordneten: Max Deisenhofer – Landtagsabgeordneter
Fotograf des Titelbildes: Fotografie Lukas Barth – Fotograf für Unternehmen und Medien