Mit einem 1:3 verlieren die Löwen gegen die SpVgg Unterhaching. Ein bitterer Tag für den TSV 1860 München und einer der schlimmeren Stadionbesuche. Außer für einen kleinen Jungen in der Westkurve, der vielleicht an diesem Tag zum Löwen wurde.
Ein etwas anderer Fanbericht
Das die Stimmung nicht gerade die Beste war, das bekam ein Fußballfan in der Westkurve kaum mit. Drei Jahre alt und die meiste Zeit in Papas Armen oder auf der Mauer stehend direkt am Zaun. Der kleine Junge ist ein neutraler Fan. Er liebt Fußballtrikots und er liebt Fußball. Freunde seines Vaters haben ihm ein Lautern-Trikot geschenkt. Das trägt er mit Stolz. Allerdings nur zuhause. Nun hat Papa sich gedacht er nimmt seinen Sohn mal mit ins Stadion. In irgendeines. Er selbst wohnt mit der Familie nun in der Nähe von München, kommt aber eigentlich aus Franken. Er selbst hat Fußball gespielt. Auch mal gegen René Vollath. Vielleicht findet sein Sohn ja irgendwo seinen Herzensverein.
Und so schaut der neutrale kleine Fußballfan das Spiel zwischen dem TSV 1860 München gegen die SpVgg Unterhaching. Für welche Mannschaft er ist? Nun ja, er hat überraschend schnell seinen Favoriten gefunden. Denn irgendwann erscheint eine riesige Gestalt am Zaun. Das ist das Maskottchen von der Mannschaft mit den blauen Trikots und schon ist der kleine Mann hin und weg. Ein Löwe? Und dann noch so groß und mächtig. Das kann nur die richtige Mannschaft sein.
Es sind so viele Eindrücke und so viele Erfahrungen die auf ihn einprasseln. So viele Emotionen. Der kleine Junge ist fasziniert von diesem Spiel. Gut versorgt mit kleinen Salzbrezn von denen er immer wieder nascht. “Einmal Löwe – immer Löwe” rufen die Fans. Was rufen die, will der kleine Mann wissen und bekommt eine Erklärung.
Wem gehört eigentlich die blaue Mannschaft auf dem Feld? Das ist eine gute Frage. Eine sehr einfache Antwort hat dieser gerade mal dreijähriger Junge in der Westkurve schon gefunden. Das ist die Löwen-Mannschaft, hat man ihm erzählt und so ist seine Schlussfolgerung so simpel wie auch logisch. Sie gehört eben diesem Löwen, der am Zaun entlang ging und winkte. Das Wort “Maskottchen” hat er längst schon wieder aus seinem Kurzzeitgedächtnis gelöscht. Noch macht das junge Gehirn Platz für die wirklich interessanten Eindrücke, Erfahrungen und eine verträumte Ansicht auf die Welt. Nein, dem Sechzgerl gehört die Mannschaft zwar nicht. Aber es widerspricht dem kleinen Jungen auch keiner. Sollte er selbst mal ein Anhänger der Löwen werden, wird er sich irgendwann zwangsläufig eh damit beschäftigen.
Drei Tore fallen. Allerdings auf der anderen Seite. Auf der falschen Seite. So richtig versteht der Junge aber nicht, dass die Löwen gerade haushoch verlieren. Er schaut aufs Spielfeld, immer mal wieder auf die singenden Fans und auch mal auf schimpfende Löwen. “Warum ärgern die sich?”, fragt der kleine Fußballfan. Weil die Löwen verlieren. Für ihn ist das irritierend. Sind doch die Löwen eigentlich die Stärkeren. Warum verlieren sie? Und warum schimpfen manche Männer so sehr? Es ist alles so …. spannend!
Dann fällt der Anschlusstreffer. Und dieser Gesichtsausdruck ist phänomenal. Zunächst völlig verdutzt. Was passiert da? Was ist da los? Ungläubig schaut er umher. Die Antwort: Die Löwen haben ein Tor geschossen. Und dann ist er da dieser strahlende Blick, diese Freude, die den ganzen Körper erfasst. Der Junge auf dem Arm seines Vaters reißt einer der beiden Hände hoch (mit der anderen hält er sich an Papa fest). Er ballt die Faust und freut sich. Und zwar so dermaßen herzergreifend, dass alles drumherum nur noch zweitrangig ist. Ja, die Löwen haben ein Spiel verloren. Aber vielleicht einen kleinen Löwen gewonnen.
Lieber kleiner Fußballfan – wenn dein Papa das liest, dann meldet euch. Wir haben ganz bestimmt noch einen Schal und ein Trikot für dich!