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Welches öffentliches Interesse sieht die Abendzeitung bei Veröffentlichung interner Kommunikation?

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Die Abendzeitung hat eine Korrespondenz zwischen den Präsidiumsmitgliedern veröffentlicht. Das Boulevardblatt muss sich durchaus fragen, ob dies im öffentlichen Interesse ist. Denn dies gilt es bei interner Kommunikation abzuwägen.

Es ist mittlerweile ein Jahr her, seit sich Präsident Robert Reisinger mit seinen Präsidiumskollegen im Hinblick auf die mögliche Kündigung der beiden Geschäftsführer ausgetauscht hat. Intern und nicht für die Augen anderer vorgesehen. Selbst andere Gremien waren außen vor. Doch nun gelangte dieser interne Austausch an die Öffentlichkeit. Veröffentlicht wurde er von der Abendzeitung. Das ist mehr als kritisch zu bewerten, denn einfach so darf die Presse nicht eine private bzw. interne Kommunikation veröffentlichen. Zum einen ist das Informationsinteresse der Öffentlichkeit zu berücksichtigen, zum anderen die Vertraulichkeit des geschriebenen Wortes bzw. das Persönlichkeitsrecht der Betroffenen.

Welches öffentliche Interesse hat also die Abendzeitung in diesem Fall erkannt? Es liegt weder eine Straftat vor, noch wurden diese Kündigungen jemals verschickt und hatten entsprechende Konsequenzen. Es ist ein Meinungsaustausch zwischen den Präsidiumskollegen. Wie kann es sein, dass eine derartige Kommunikation für die Berichterstattung missbraucht wird? Die in ihrer Summe vor allem dem Präsidium schadet, aber auch dem TSV 1860 München in seiner Gesamtheit. Und auch dem aktuell noch amtierenden Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, bei dem nun bekannt wurde, dass er Vorgaben der TSV 1860 GeschäftsführungsGmbH nicht umsetzte. Die Weisungsbefugnis ist übrigens wesentlicher Bestandteil der 50+1-Regel des DFB.

Die Frage nach dem öffentlichen Interesse sollte schnellstmöglich geklärt werden. Denn es kann nicht sein, dass nun auch in Zukunft jede Form von Kommunikation öffentlich wird. Zumal die Absicht der Person, die es der Abendzeitung zugeschickt hat, im Grunde eindeutig zu erkennen ist. Es ist eine bewusste Diffamierung von ehrenamtlichen Funktionären. Diese ehrenamtlichen Funktionäre müssen sich untereinander frei austauschen können, ohne stets das Gefühl zu haben, ihre Gedanken landen aus klubpolitischen Zwecken und Machtspielen bei der Presse. Der interne Austausch ist wesentlicher Bestandteil eines demokratischen Prozesses. Ob die Wortwahl einzelner Funktionäre dabei kritisch zu betrachten ist oder nicht, können nur alleine diejenigen bewerten, die an diesem Prozess auch beteiligt sind. Maßgeblich ist wenn dann nur das spätere veröffentlichte Ergebnis.

Auch ist die Berichterstattung der Abendzeitung falsch. Die AZ schreibt im Hinblick auf eine Mail von Reisinger, dass “die Trennung von Pfeifer mit der – formal korrekten – Nichtzulassung eines dem e.V. nahestehenden Fanblogs begründet werden sollte.” Die Abendzeitung erklärt dazu: “Weil kein Mitarbeiter von sechzger.de einen Presseausweis vorlegen konnte, entsprach der Ausschluss den Drittliga-Statuten des DFB.” Diese Aussage ist schlecht oder gar nicht recherchiert. Die Statuten des DFB regeln eindeutig nur die Akkreditierung am Spieltag. In einem Gespräch mit dem Verband haben wir als Fanmagazine bereits vor Corona deutlich signalisiert bekommen, dass es die Entscheidung des TSV 1860 München ist, wer in den Presseverteiler aufgenommen und/oder zu den Pressekonferenzen (vor dem Spieltag, Vorstellung eines neuen Trainers, etc.) eingeladen bzw. zugelassen wird. Darüber wurde auch der TSV seitens des DFB informiert. Der Eindruck, den die Abendzeitung mit ihrer Berichterstattung erweckt, ist also falsch.

Man muss sich dabei schon fragen, ob die Abendzeitung damit nicht ein Tor geöffnet hat, das nun vermehrt genutzt wird. Interne Kommunikation öffentlich zu machen, scheint bei den Löwen nun wohl Standard. Gleiches gilt für die journalistische Nutzung. Und nein, das in keiner Weise vergleichbar mit Whistleblower, die zum Beispiel Steuerskandale oder sonstige Straftaten aufdecken. Das muss man sich bewusst machen. Und es hat auch nichts mit investigativem Journalismus zu tun.

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