Gegen den SV Meppen wird es das mittlerweile fünfte Heimspiel auf Giesings Höhen, bei dem Fans zugelassen werden. Erneut ohne organisierten Support. Ein Kommentar zum Boykott der aktiven Fanszene.
Am 24. Juli war es soweit. Nach den drei pandemischen Hauptwellen der Corona-Pandemie wurden endlich wieder Fans im Sechzger Stadion an der Grünwalder Straße zugelassen. Weit über ein Jahr ohne Fans hatte bei einigen merkliche Entzugserscheinungen ausgelöst. Auch ohne aktive Fanszene und organisierten Support war die Stimmung gut. So wirklich vermisst hat die Ultra-Szene am 1. Spieltag wohl niemand. Die Stimmung war nach der langen Abstinenz durchaus euphorisch.
Mittlerweile sieht das etwas anders aus. Eine gewisse “Oldschool-Stimmung” kommt zwar auf. Vor allem der Block L in der Stehhalle zeigt sich als sehr aktiver “freier” Supporter-Block. Ohne die dortigen Hardliner wäre es deutlich ruhiger. Und wer im Block L sitzt oder steht, wird auch kaum meckern können. Es gelingt jedoch kaum ein derart stimmgewaltiges Feuer zu entfachen, dass es sich auf den Großteil des Stadions überträgt.
Immerhin 3:0 haben die Löwen gegen Fortuna Köln gewonnen. Kein Grund für schlechte Stimmung. Doch selbst bei einem derart positiven Spielverlauf fehlte etwas. Abhängig natürlich davon, wo man sitzt. Und ja, ich gehe sogar soweit zu behaupten, gäbe es Tagestickets, sie wären nicht ihren vollen Preis wert. 27,50 Euro kostet eine Karte in der Stehhalle. Damit gehe ich drei Mal ins Kino. Sechzig lohnt sich dennoch, aber eben vor allem dann, wenn man die “volle Packung” bekommt – also auch den vollen Support. Ich behaupte, dass die aktive Szene enorm zur Attraktivität des Profifußballs bei den Löwen beiträgt. Die KGaA tut gut daran, die Beziehung zu ihren Ultras zu pflegen.
Vor allem auf der Haupttribüne macht sich das bemerkbar. Wer einen Platz auf der “Grantler-Tribüne” der Löwen hat, und das meine ich nicht abwertend, sondern mit einem Augenzwinkern, dem muss der aktive Support am Meisten abgehen. Das Bild auf die aktive Westkurve, auf Banner, auf rythmische Bewegungen, wenn die Arme nach oben gehen und gemeinsam geklatscht wird, der begleitende Gesang, die Rufe und das aktive Anfeuern fehlen einfach. Vielleicht mag das dem einen oder anderen sogar recht sein, wenn er sich aufs Granteln konzentrieren kann. Vielen Fans auf der Haupttribüne fehlt der Support jedoch sicherlich auch.
Es ist schwer abzuschätzen, wie schnell es wieder “völlig normal” wird in deutschen Stadien. Demnächst könnten 10.000 Fans zugelassen werden. Der Mindestabstand und das Stehplatzverbot entfällt. Kommen dann die Ultras wieder? “Bis auf Weiteres wird es keinen organisierten Support bei den Spielen der Münchner LöwenFan-Kollektiv der Ultra-Gruppierungen des TSV 1860 München.... unter den aktuellen Rahmenbedingungen geben”, schrieben die Münchner LöwenFan-Kollektiv der Ultra-Gruppierungen des TSV 1860 München.... vor dem ersten Heimspiel. Ob eine personalisierte Ticketvergabe Ausschlußkriterium für die Szene ist, ist nicht bekannt. Aber so schnell wird diese Personalisierung nicht aufgehoben. Die aktive Fanszene des SV Meppen boykottiert zum Beispiel aufgrund der Personalisierung die Auswärtsspiele. Nicht die Heimspiele. Wie werden es die Münchner LöwenFan-Kollektiv der Ultra-Gruppierungen des TSV 1860 München.... handhaben?
In jedem Fall wäre es schön, wenn die Heimspiele noch ein Stück weit mehr Normalität bekommen – durch einen aktiven Support.
Mehr Informationen zu den kommenden Lockerungen: Kein Rudelbildung mehr notwendig? Das gilt ab dem 2. September für den TSV 1860 München
Titelbild: imago/MIS