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Wahlkampf 2019: Die Aussagen von Hasan Ismaik auf dem Prüfstand

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Hasan Ismaik hat der Fachzeitschrift Kicker ein ausführliches Interview gegeben. Nur wenige Tage vor der Mitgliederversammlung, was für Außenstehende durchaus berechnend rüber kommt. Der Journalist versäumt, kritisch zu hinterfragen. Vermutlich wäre das Interview aber sonst auch nicht entstanden. Denn Ismaik macht klar, dass er eigentlich auf Presseanfragen nicht reagiert. Weil man ihm das Wort im Munde herumdrehe, so seine Aussage. Die Fachzeitschrift Kicker macht das nicht. Im Gegenteil. Sie bietet ihm eine Bühne für die große Keule gegen das Präsidium. Ich habe einige Aussagen unter die Lupe genommen. Gerne dürft Ihr kommentieren und ergänzen. Ich habe jede Aussage dabei mit einer Ziffer versehen, damit Ihr darauf Bezug nehmen könnt.

(1) Hasan Ismaik wünscht sich, dass so viele Leute wie möglich zur Mitgliederversammlung gehen. Um ein Zeichen zu setzen. Es gäbe viele Löwen-Fans, die entscheiden müssten, was sie in Zukunft wollen. Von ihrer Entscheidung hängt es ab, ob man für immer in der 3. Liga oder sogar in der Regionalliga spielt, oder eben eine Aussicht hat, demnächst in die 2. Liga aufzusteigen.

Das Löwenmagazin schließt sich dem Wunsch an, dass möglichst viele Leute zur Mitgliederversammlung gehen und von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Wir haben einen Liveticker für Euch eingerichtet. Auch diejenigen, die vor Ort sind, können natürlich gerne ab und zu mal drauf schauen.

Ansonsten hat die Aussage eine erkennbare Methode. Es ist eine ähnliche Panikmache, die seit Wochen gefahren wird. Wählt man Reisinger, dann verschwindet Sechzig in den Niederrungen des Amateurfußballs. In das gleiche „Rufhorn“ hat auch Saki Stimonaris geblasen.

(2) Hasan Ismaik stellt in Frage, dass alle „in diesem Verein wirklich“ den sportlichen Erfolg wollen.

Die Aussage ist nicht nur reiner Populismus, sondern weit weg von Fairness gegenüber dem Mitgesellschafter.

(3) Hasan Ismaik sei der Sündenbock für alles. Auf Presseanfragen reagiere er nicht, weil ihm sowieso das Wort im Mund fünfmal umgedreht wird.

Auch Robert Reisinger hat einige Presseanfragen ausgeschlagen. Auf Nachfrage hat er sachlich argumentiert, wieso er einzelne Anfragen abgelehnt hat. Hasan Ismaik nimmt sich das Recht heraus, die gesamte Presse zu verallgemeinern. Das ist nicht im Sinne der Pressefreiheit und im Sinne von Transparenz.

(4) Meinungsfreiheit wird mit Füßen getreten, weil Vereinslegenden wie Bernhard Winkler, Peter Pacult, Peter Grosser und Werner Lorant diskreditiert werden.

Die Vereinslegenden bekommen immer wieder eine Plattform, um sich zu äußern. Meinungsfreiheit umfasst nicht nur, dass sie sich äußern dürfen, sondern dass andere wiederum im Gegenzug mit ihrer Meinung kontern können.

(5) Der Präsident hat ein Riesenproblem mit Trainer Daniel Bierofka. Er sei der einzige Präsident im deutschen Fußball, der seinem Trainer nachweislich aus dem Weg gehe.

Wer hat das gesagt? Der Präsident selbst? Oder Trainer Daniel Bierofka? Es ist eine provokative und populistische Unterstellung.

(6) Wir brauchen einen Präsidenten, der den Fußball liebt, den Verein eint und für alle Fans da ist. Nicht nur für diejenigen, die ihn wählen.

Es ist unverschämt, Herrn Reisinger unterschwellig zu unterstellen, er würde den Fußball nicht lieben. Zum zweiten Teil der Aussage ist festzustellen, dass Reisinger Präsident des e.V. ist und sich in erster Linie seinen Mitgliedern gegenüber verantworten muss. Auch rechtlich gesehen. Für die „Kundenbetreuung“ ist die KGaA verantwortlich. Hierfür wurde der Profifußball extra ausgegliedert.

(7) Hasan Ismaik hat in den vergangenen Jahren immer wieder Angebote bekommen, bei anderen Klubs einzusteigen, bei denen es weitaus bequemer wäre. Auch von Champions-League-Vereinen.

Namen nennt er nicht. Also müssen wir die Aussage einfach so stehen lassen.

(8) Wegen 50+1 fühlt sich Hasan Ismaik, als wäre er mit Handschellen gefesselt, weil Bürokratie und Machterhalt wichtiger sind als sportlicher Erfolg.

Hasan Ismaik hat Anteile eines Klubs gekauft, der in Deutschland liegt. Die Bürokratie ist wesentlicher Bestandteil in unserem Land und durch den TSV 1860 München nicht änderbar. Richtig ist, dass zum Beispiel in Ländern wie Jordanien oder den Emiraten mit entsprechenden finanziellen Mitteln die Bürokratie keine Rolle spielt. Bürokratie in Deutschland erscheint vielen Bürgern als sehr unkomfortabel und oft auch übertrieben. Sie ist jedoch das Resultat unserer klaren Richtlinien und Gesetzen. Der TSV hat primär damit mal nichts zu tun, außer dass er sich daran halten muss. Dass der Machterhalt wichtiger als der sportliche Erfolg ist, ist reiner Populismus.

(9) Hasan Ismaik hätte sich gewünscht, dass die Demokratie, die in Deutschland eigentlich oberstes Gebot sein sollte, auch bei 1860 angewandt wird und mehrere Kandidaten zugelassen werden.

Der Verein ist ein freiwilliger Zusammenschluss freier und gleicher Bürger. Ein wesentlicher Bestandteil dabei in Deutschland ist es, die Vereinsmitglieder zur Teilhabe zu motivieren und basisdemokratische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse zu organisieren. Wer zwei Kandidaten möchte, der kann dies auf demokratischem Weg einbringen. Der Verein hat hierzu einen transparenten Abstimmungs- und Entscheidungsprozess vorgesehen. Die Satzung wird in Deutschland im Übrigen sehr genau auch durch die Behörden überprüft. Gibt es etwas zu beanstanden, geht die Satzung nicht durch.

(10) Hasan Ismaik würde gerne wissen, warum Saki Stimoniaris durch den Verwaltungsrat abgelehnt wurde.

Der Verwaltungsrat und Saki Stimoniaris haben eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. Zumindest in der Öffentlichkeit hat Saki Stimoniaris nicht wirklich ein Konzept geliefert.

(11) Die Vereinsspitze sieht zu, wie sowohl er selbst als auch Saki Stimoniaris in der Fankurve massiv beleidigt werden.

Der Protest in der Kurve ist Teil der Meinungsfreiheit. Der DFB hätte ansonsten längst Strafen verhängt. In zahlreichen Fällen hat er dies in deutschen Fankurven bereits gemacht. Hasan Ismaik versucht hier gezielt dem Präsidium eine Mitschuld in die Schuhe zu schieben.

(12) Das Grünwalder Stadion führt den TSV 1860 München nicht in schwarze Zahlen.

Dass der TSV 1860 München keine schwarzen Zahlen schreibt, liegt nicht am Grünwalder Stadion, sondern an der Misswirtschaft in den vergangenen Jahren. Vor allem an der wahnwitzigen Überschuldung unter dem Kommando von Hasan Ismaik selbst. Eine Alternative gibt es aktuell nicht. Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben. Die Allianz Arena wäre tatsächlich das finanzielle Grab geworden, wenn man die Verträge nicht gekündigt hätte.

(13) Hasan Ismaik kritisiert, dass das Präsidium fünf Tage vor der Mitgliederversammlung die Mitglieder über eine geplante Kapitalerhöhung informiert.

Hierbei ist festzustellen, dass das Präsidium die Öffentlichkeit bereits sehr frühzeitig über die Idee eines dritten Gesellschafters und eine damit verbundene Kapitalerhöhung informiert hat. Dass hierzu die Mitgliederversammlung zustimmen muss, ist bekannt. Am Montag vor der Mitgliederversammlung wurde nicht bekannt gegeben, dass man eine Kapitalerhöhung plant, sondern es wurden alle nichtsatzungsrelevanten Anträge durch den Wahlausschuss veröffentlicht. Der Antrag des Präsidiums ist einer davon. Reisinger hat nun die Möglichkeit, bei der Mitgliederversammlung die Beweggründe für die Planung einer Kapitalerhöhung zu erläutern. Das ist meiner Meinung nach auch der richtige Weg.

(14) Für Hasan Ismaik ist die Thematik einer Kapitalerhöhung erledigt, weil Präsident Robert Reisinger in der wichtigen Gesellschafter-Frage einen Saki Stimoniaris als Verhandlungspartner ablehnt.

Saki Stimoniaris ist Aufsichtsratsvorsitzender der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Sein Aufgabenbereich ist klar definiert. Im Hinblick auf eine Kapitalerhöhung entscheidet nicht der Aufsichtsrat, sondern die Hauptversammlung. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass der Gesellschafter selbst daran teilnimmt. Das war in den vergangenen Jahren auch immer der Fall. Warum sich Hasan Ismaik in dieser wichtigen Frage durch Stimoniaris vertreten lassen möchte, erschließt sich mir nicht.

(15) Hasan Ismaik kritisiert, dass nach sechs Monaten bereits 1,5 Millionen Euro seiner Genussscheine verbraucht waren.

Richtig ist das nicht. Es wurde nach sechs Monaten diese Summe abgerufen, nicht verbraucht. Das ist deshalb eine rein populistische Aussage ohne Wert. Richtig ist, dass Geschäftsführer Michael Scharold mit einem höheren Sponsorenaufkommen gerechnet hat und es deshalb zu einer Fehlkalkulierung kam.

(16) Mit Adriano Grimaldi ist ein Publikumsliebling für wenig Geld zu einem Konkurrenten abgegeben worden.

Richtig, Adriano Grimaldi war anfänglich durchaus ein Publikumsliebling. Grimaldi wollte jedoch frühzeitig wieder weg von Sechzig, um ein scheinbar lukrativeres Angebot anzunehmen. Es war eine Entscheidung der sportlichen Leitung, in Abstimmung mit der Geschäftsführung, Grimaldi gehen zu lassen. Ob man mehr Geld hätte bekommen können, ist reine Spekulation.

(17) Hasan Ismaik behauptet, Robert Reisinger hätte sich als Geschäftsführer der KGaA angeboten. Deshalb sei er überrascht, dass genau dieser Mann ihn nun bekämpfe. Es gäbe viele, darunter auch Sitzberger, die eine 1860-Grad-Wendung hingelegt hätten.

In diese Aussage wird ganz bewusst die Behauptung versteckt, Reisinger und Sitzberger würden Ismaik bekämpfen. Ob Herr Reisinger sich irgendwann einmal für das Amt des Geschäftsführers beworben hat oder nicht ist vollkommen zweitrangig. Er ist nun gewählter Präsident des TSV München von 1860. Es gilt, seine aktuelle Amtszeit zu beurteilen.

(18) Hasan Ismaik muss mit seiner Unterschrift die Fortführungsprognose um ein weiteres Jahr verlängern. Es gehe dabei um 18 Millionen Euro. Davon wurde zum Beispiel Stefan Aigner verpflichtet und fast alle Plätze auf dem Trainingsgelände renoviert und die Fitness-Halle gebaut. Nun gäbe es Trainingsbedingungen, die gut sind und sich nicht vor Profis in der Bundesliga verstecken müssen.

Die Frage nach der notwendigen Unterschrift für die Verlängerung der Stundung sowie die Umwandlung von Darlehen in Genussscheine beantwortet Hasan Ismaik nicht. Stattdessen stellt er es so da, als würde der TSV 1860 München noch immer von den Krediten – in Form der aktuellen Trainingsbedingungen – profitieren. Der überwiegende Teil der Darlehen wurde jedoch für Spieler und Berater ausgegeben. Das Geld war nach dem Zwangsabstieg komplett weg. Alle teuren Spieler konnten ohne Ablösesumme gehen.

Stundet Ismaik nicht, dann wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Geschäftsführung gezwungen sein, die Insolvenz zu beantragen. Die Nichtumwandlung von Darlehen wird wieder Strafzahlungen durch den DFB mit sich bringen und irgendwann auch zum Punkteabzug führen. Dennoch hält Ismaik immer wieder die Geschäftsführung hin. Das schadet der KGaA enorm. Es ist ein reines Machtspiel seinerseits.

(19) Der Kurs von Robert Reisinger wird nicht zurück in die 2. Bundesliga führen.

Hasan Ismaik nennt keine Alternative, außer einer potenziellen weiteren Verschuldung. Er reagiert ständig aus der Opposition heraus und blockiert Entscheidungen. Die KGaA kommt keinen Schritt weiter.

(20) Die Erhöhung der Ticketpreise sei aus seiner Sicht weder gesund noch fair. Zudem würde man die Kosten für den Kader auf einen Tiefpunkt schröpfen.

Der TSV 1860 München unterliegt einer Abwärtsspirale, weil Hasan Ismaik die KGaA derart mit Schulden belastet hat. Das Präsidium hat mehrere Optionen zur Diskussion gestellt, die Lösungen wären. Allzu gesprächsbereit zeigte sich Ismaik dabei nicht. Es drängt sich immer wieder der Verdacht auf, dass er die KGaA nur weiter verschulden möchte. Die Kritik an der Erhöhung der Ticketpreise ist ironisch. Gerade Ismaiks Merchandising-Firma zieht den Fans sehr gerne das Geld aus den Taschen.

(21) Hasan Ismaik wäre der erste, der dem Verein die Hand reichen würde, wenn wieder Ruhe und ein vernünftiges Miteinander einkehrt. Er sei weiter bereit zu investieren.

Hasan Ismaik hat in der Vergangenheit zahlreiche Kredite gegeben und damit den TSV 1860 München hoch verschuldet. Die Aussage, er sei weiter bereit zu investieren, klingt eher nach weiteren Darlehen und einer noch höheren Verschuldung. Das lehnen die Mitglieder mehrheitlich ab. Sollte er eine andere Form von Investition planen, so muss er dies kommunizieren.

(22) Der Aufstieg in die 3. Liga und der Klassenerhalt ist allein einer Person zuzuschreiben: Daniel Bierofka.

Es ist immer wieder schade, dass Hasan Ismaik den Trainer des TSV 1860 München derart instrumentalisiert. Bierofka ist eine Symbolfigur. Trotz auch immer wieder aufkommender Kritik, über die Lager hinweg. Ihn derart zu instrumentalisieren ist weder fair gegenüber dem Trainer, noch gegenüber den Fans.

(23) Das Team Profifußball habe Leute, die wissen wie man Geld verdient. Zum Beispiel der Burgerkönig, der dreistellige Millionen-Umsätze generiert, weil er gute Ideen hat.

Das heißt nicht zwangsläufig, dass diese Personen einen Verein führen können. In der Zwischenzeit weiß man zudem, dass einige Personen aus dem Team Profifußball selbst sehr kritisch auf ihren damaligen Wahlkampf schauen. Thomas Hirschberger nicht namentlich zu benennen, sondern vom „Burgerking“ zu sprechen, erscheint mir respektlos.

(24) Hasan Ismaik habe in den letzten Jahren immer wieder angeboten, die Kosten für die Jugendarbeit zu übernehmen.

Hasan Ismaik spricht gerne davon, dass er Kosten übernimmt. Grundsätzlich bietet er jedoch eine Verschuldung der KGaA an, in dem er Darlehen vergibt.

(25) Hauptsponsor „die Bayerische“ hat eine Grenze überschritten, weil sie sich in das operative Geschäft einbringt. 1860 habe den größten Werbewert in der Liga und dieser Wert sei auch mit der Erhöhung des Sponsoringpaketes längst nicht erreicht.

Uns sind keine besseren Angebote bekannt. Gerade im Hinblick auf das Nachwuchsleistungszentrum wurde in den vergangenen Jahren kein einziger Cent erwirtschaftet. Nun sind es 250.000 Euro mehr pro Jahr.

(26) Die Bayerische wollte im Abstiegsjahr mit dem Verein einen Zehn-Jahres-Vertrag unterschreiben, behauptet Ismaik. Das sei sittenwirdrig.

Hasan Ismaiks Firma HI Squared International hat die Markenrechte des TSV 1860 München für ganze 20 Jahre gekauft. Das entzieht dem Klub eine unglaubliche Einnahmequelle.

(27) Hasan Ismaik sei gegen die Vergabe der Namensrechte am Nachwuchsleistungszentrum gewesen, weil er nicht wollte, dass 1860 alles verramscht, was nicht niet- und nagelfest ist. Er habe deshalb ein Darlehen für die selbe Summe geboten, bei einer Verzinsung von 0,01 Prozent.

Die Namensrechte gibt es temporär für 2 Jahre. Es ist dringend benötigtes Geld. Man verkauft damit nichts, sondern vergibt praktisch eine Werbefläche. Die Summe, die dadurch erwirtschaftet wird, ist weder verzinst, noch muss sie zurückgezahlt werden. Es ist richtig, dass Ismaik im Gegenzug ein niedrig verzinstes Darlehen angeboten hat. Allerdings hat er zur Bedingung gemacht, dass der Deal mit dem Hauptsponsor vom Tisch ist. Die Bedingung war auch, dass das Darlehen nicht in Genussscheine umgewandelt werden kann und innerhalb von 5 Jahren zurückzuzahlen ist. Es sollte jedem klar sein, warum man sich am Ende für das Sponsoring entschieden hat und nicht für ein weiteres Schuldenpaket.

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