Du betrachtest gerade Viagogo: Der Feind des ehrlichen Fußball-Fans

Viagogo: Der Feind des ehrlichen Fußball-Fans

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Legale Plattformen für illegale Deals

1860 gg. Greuther Fürth II500 Euro für zwei Tickets für das Spiel des TSV 1860 München gegen den 1. FC Schweinfurt 05? Für Stehplätze in der Regionalliga? Durchaus möglich, wenn auch nicht legal. Plattformen wie Viagogo bieten hierfür die Möglichkeiten: Ein moderner Schwarzhandel im Internet. Der ehrliche Fan schaut dumm aus der Wäsche.

250 Euro ist schlichtweg Wahnsinn und kann sich nur derjenige leisten, der wirklich gut betucht ist. Regionalliga als Luxus-Artikel? Die Geschäftsbedingungen des TSV 1860 München schließen das aus. Lediglich 10 Prozent darf man beim Wiederverkauf aufschlagen.

Weiterverkauf laut Bundesgerichshof möglich

viagogoEinen Schwarzmarkt gibt es so lange, wie es Tickets gibt. Doch das Internet bietet illegalen Weiterverkäufen viel größere Möglichkeiten.

Doch vorab: Ein Weiterverkauf ist möglich. Das regelt ein Grundsatz des Bundesgerichtshofs. Das ist auch gut so. Wer verhindert ist, aufgrund von Krankheit oder sonstigen Hinderungsgründen, sollte natürlich die Möglichkeit haben, die Karten weiterzuverkaufen. Immerhin hat man dafür gezahlt.

Aber die Allgemeinen Ticket-Geschäftsbedingungen sind einzuhalten. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob man diese Karten privat oder gewerblich weiterverkauft.

Viagogo – die rechtliche Grauzone

Viagogo ist die größte Plattform für illegale Tickets-Weiterverkäufe. Schnell also kommt der Ruf nach einem Verbot. Doch ganz so einfach ist das nicht. Warum darf es also eine Plattform wie Viagogo geben? Immerhin werden dort Tickets sehr häufig überteuert angeboten. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es “nur” die Regionalliga ist oder ein Ticket für das kommende Metallica-Konzert. Die Nachfrage bestimmt das Interesse an illegalen Tickets. Und dennoch, noch einmal die Frage: Wieso darf Viagogo das?

viagogoGanz einfach: Das 2006 in London gegründete Unternehmen, das mittlerweile seine Zentrale in der Schweiz hat, bietet selbst keine Tickets an. Sondern bietet eben nur eine Plattform dafür. Auf die Preisgestaltung, so sagt Viagogo, habe man keinen Einfluss. Für die vertraglichen Verhandlungen sind ausschließlich Käufer und Verkäufer zuständig. Indirekt profitiert das Unternehmen allerdings von überteuerten Tickets: Man verlangt vom Verkäufer rund zehn Prozent und vom Käufer noch einmal 15 Prozent. Bei zwei Tickets für 500 Euro zahlt man also als Käufer gleich noch einmal 50 Euro (!) drauf. Viagogo bereichert sich damit am Schwarzmarkt, geht jedoch selbst nicht das Risiko ein, in irgendeiner Weise illegal tätig zu sein. Man wisse eben nicht, was für Geschäfte getätigt werden, reden sich die Verantwortlichen raus. Eigentlich ironisch. Würde man bei einem illegalen Geschäft auf der Straße die Hand aufhalten, dann wäre man definitiv mitverantwortlich. Aber eine derartige Plattform scheint tatsächlich eine rechtliche Grauzone zu sein. Sehr praktisch, wenn man die Schuld auf Käufer und Verkäufer schieben kann. Nutzer von viagogo sollten sich dieser Tatsache auch bewusst sein!

Der Verbraucherschutz mahnte Viagogo zwar bereits ab, da ging es allerdings um unklar ausgewiesene Preise und irreführende Garantien.

Selbst schuld, wenn man Tickets überteuert kauft

Fakt ist: Wir wollen nicht, dass Tickets für den TSV 1860 München zum Luxus-Gut werden. Wir wollen nicht, dass einzelne Personen ihr Kontingent an möglichen Tickets ausreizen, um sie schließlich weiterzuverkaufen und sich dann daran zu bereichern. Deshalb muss man dagegen vorgehen und aufklären. Einfach zu sagen ‘Fans wären selbst Schuld, wenn sie Tickets überteuert kaufen’, ist nicht der richtige Weg. Es wird in unserer Gesellschaft immer jemanden geben, der dann doch bereit ist, mehr zu zahlen.

Problemlösung?

Eigentlich könnte sich die Problematik zumindest ein wenig von selbst lösen. Im Interesse der illegalen Weiterverkäufe liegen vor allem Spitzenspiele. Die sind meist recht schnell ausverkauft und gehen an Mitglieder oder dann im zweiten Schritt an Fans, die einen Account beim Ticketing haben. Damit kann man Karten zuordnen. Klar ist, dass natürlich in vielen Fällen niemand belangt wird. Weil es eben unter Käufer und Verkäufer ausgemacht wird. Das Risiko erwischt zu werden ist jedoch hoch und wird höher, wenn Fans aktiv und aufmerksam dagegen vorgehen. Wir können jedem nur raten: Finger weg von viagogo und sonstigen Plattformen. Bietet Eure Tickets nicht überteuert an und kauft sie auch nicht überteuert.

Für uns ist die Thematik damit erst einmal erledigt. Wir wollen den Fokus nun auf das Spiel gegen den 1. FC Schweinfurt 05 legen und auf den Sport im Allgemeinen. Uns war es jedoch wichtig im Hinblick auf viagogo aufzuklären.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen