Werner Landmann wurde von Stefan Markt vorgeschlagen. Er ist studierter Historiker und Politologe. Als Gründungsmitglied der Freunde des Sechzger Stadions liegt ihm die Stadionfrage besonders am Herzen. Ein möglicher Arbeitsschwerpunkt im Verwaltungsrat: Klärung der Stadionfrage mit Priorität Verbleib im Grünwalder Stadion, auch in höheren Ligen.
Sportlich aktiv ist er bei den Kajakfahrern im TSV-Wassersport.
Interview
Danke, dass Du uns Rede und Antwort stehst. Welche Motivation hast Du, für das Amt eines Verwaltungsrates im TSV zu kandidieren?
Zum einen bin ich schon ziemlich lang bei 60 München. Seit 1994. Ich war ziemlich lang in der Opposition damals, als Karl-Heinz WildmoserKarl-Heinz war langjähriger Vereinspräsident des TSV 1860 ... Mehr noch Präsident war, und hab damals schon überlegt, für Vereinsämter zu kandidieren. Wenn man alternative Ideen hat, dann muss man sich überlegen, ob man sich damit auch engagieren kann und will. Und das möchte ich. In den letzten Jahren war ich in der Kommunalpolitik und im Sozialverband engagiert. Ich möchte die Erfahrungen, die ich daraus gewonnen habe, gerne auch beim TSV einbringen.
Du bist also politisch aktiv?
Ich war Mitglied im Kreistag München-Land von 2002 bis 2014 und dort als Kreisrat aktiv. Zudem bin ich in der Arbeiterwohlfahrt AWO, einem Sozialverband, aktiv.
Für welche Partei?
Ich bin bei den Grünen. Mir macht das Spaß, mich kommunalpolitisch zu engagieren. Nun habe ich die Zeit und Muße und kann mir vorstellen, mich auch bei 1860 aktiv zu engagieren.
Was sind denn so Deine persönlichen Anliegen, die Du nach einer möglichen Wahl anpacken würdest?
Grundsätzlich sehe ich mich als Teamplayer. Das war auch schon die Frage von Euch im Fragebogen, wie ich mich da von anderen abhebe oder heraussteche. Ich glaube nicht, dass ich mich da besonders abhebe. Der momentane Präsident, das Präsidium und der momentan agierende Verwaltungsrat – die liegen so ziemlich auf der Linie von dem, was ich auch vertrete und was ich für richtig finde bei Sechzig. Gerade wenn ich da neu reingewählt würde, sehe ich mich da in erster Linie als Teamplayer.
Du möchtest also nicht als großer Revolutionär auftreten?
Nein. Bei mir würde es nicht heißen: „Hoppla, jetzt komme ich“. Ich möchte genau diesen Kurs, den wir aktuell fahren, mittragen. Wir sind auf dem richtigen Weg und den unterstütze ich. Bislang konnte mir zum aktuellen Zeitpunkt noch niemand schlüssig erklären, was an diesem Kurs falsch sein soll. Und das ist das Problem. Dass manche Kandidaten Hoffnungen schnüren, die man überhaupt nicht braucht. Um eben Politik zu machen.
Welcher Abteilung gehörst Du denn an?
Ich bin bei den Wassersportlern. Bei den Kajakfahrern. Klar, die Fußballabteilung hat 90% der Mitglieder. Da ist es auch logisch, dass die da im Verwaltungsrat dominierend sind. Ich fände es gut, wenn auch aus anderen Abteilungen Verwaltungsräte gestellt werden. Vor allem dann, wenn sie gleichzeitig auch Fans unserer Profimannschaft sind.
Aber noch mal zurück zu unserer Frage von vorhin. Gibt es denn kein Thema, wo Du sagst, dort brennt es?
Ich möchte nicht kandidieren, weil es ein spezielles Thema gibt, wo ich sage, da muss man etwas ändern. Es gibt natürlich viele Themen und Herausforderungen. Und denen werde ich mich auch stellen wollen. Ich möchte kandidieren, um den aktuellen Kurs zu unterstützen. Dieser Kurs beinhaltet aber auch, solche Problematiken wie Stadionfrage, Hallensituation und so weiter anzupacken.
Gibt es neben Wassersport auch andere Abteilungen, die Dich interessieren?
Interessieren schon, aber aktiv bin ich nicht. Ich schau mir ab und zu die Boxer an. Aber es ist nicht so, dass ich da irgendwo außer Wassersport und Fußball fester eingebunden wäre oder ein Amt in einer der anderen Abteilungen hätte.
Du hast die Boxer erwähnt. Als engagierter Löwe weißt Du sicherlich, dass es ein Problem mit der Turnhalle gibt.
Das ist ein Thema, ja. Und das ist auf jeden Fall ein Thema, was es anzupacken gilt. Auch beim Wassersport zum Beispiel Bei uns am Bootshaus, da gibt es auch einiges zu investieren und zu machen. Bislang habe ich mich vor allem mit der Problematik unserer Abteilung und eben dem Fußball beschäftigt. Unsere Abteilung Wassersport, weil ich dort eben aktiv bin. Als Verwaltungsrat gilt es natürlich, sich ein Gesamtbild aller Abteilungen zu machen und dann gehört die Turnhallen-Situation dazu. Aktuell ist es für mich kein Thema, weil ich mich damit nicht beschäftigt habe.
Das ist eine ehrliche Antwort. Andere Kandidaten werben genau dafür, dass sie diese Themen anpacken.
Wenn man im Verwaltungsrat ist, dann muss man diese Herausforderungen auch anpacken. Das muss man nicht groß hervorheben, finde ich. Aber das macht der eine oder andere eben wegen dem Wahlkampf. Ob er sich damit tatsächlich beschäftigt hat, das kann ich nicht beurteilen. Für die Boxer zum Beispiel ist es jedoch sicherlich ein wichtiges Thema.
Als Mitglied im e.V. und mögliches zukünftiges Mitglied im Verwaltungsrat: Wie wichtig ist Dir die 50+1-Regelung?
Sehr wichtig. Sie ist ein zentrales Merkmal im deutschen Fußball, die es zu bewahren gilt. Ich sehe schon die Gefahr, dass Großvereine mit potenten Sponsoren weiterhin versuchen werden, die Regel zu kippen. Nicht, dass nur noch Vereine den Ton angeben, bei denen potente Investoren dahinter stehen. Ich hoffe, dass die 50+1-Regelung bleibt.
Auch immer unter der Voraussetzung, dass es einen Investor bzw. Investoren geben wird, die das Ganze in irgendeiner Form finanzieren werden?
Ja immer unter der 50+1-Regel. Natürlich brauchst du Sponsoren. Eine Forderung, für die ich mich auch im Verwaltungsrat einsetzen werde, ist, dass Sechzig weiter im Sechzgerstadion spielt, auch in höheren Ligen. Und da ist das Problem, dass man die Fernsehgelder-Situation weiterentwickeln muss. Da muss man den Schlüssel ändern und gerechter verteilen. In der heutigen Zeit machen die Zuschauereinnahmen immer weniger aus. Vor allem muss man auch Sponsoren gewinnen. Man kann einem Investor nicht Narrenfreiheit einräumen. Die Gefahr besteht, wenn 50+1 fallen sollte.
Ist Hasan Ismaik für die Zukunft noch der Richtige?
Aus meiner Sicht nicht, gleichwohl muss man realistisch sein, HI hat 70 bis 80 Millionen in den Verein gesteckt und wenn er ein ordentlicher Geschäftsmann ist, wird und muss er versuchen, wieder was von dem Geld zurückzubekommen. Man muss versuchen, gemeinsam die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Aber das ist Sache der KGaA, nicht primär des Verwaltungsrates.
Siehst Du denn Alternativen zum aktuellen Investor?
Es kursierten ja viele Namen. Aber es hat sich ja nichts konkretisiert. Man hat seit Monaten nichts gehört.
Du sprichst von Gerhard Mey?
Richtig. Bei ihm stellt sich die Frage, ob er das Angebot wirklich ernst gemeint hat oder er nur Publicity-orientiert war. Oder einfach nur chancenlos.
Sollen sich der Verwaltungsrat und das Präsidium des e.V. denn aktiv in der KGaA einmischen?
So wenig wie möglich. Es gibt natürlich in den Gremien der KGaA auch Leute der e.V.-Seite. Deshalb ist es nicht möglich, sich völlig rauszuhalten. Aber Sechzig fährt momentan sehr gut damit, dass sich das aktuelle Präsidium weitgehend aus dem Tagegeschäft raushält und nicht alle zwei Wochen zu sportlichen Fragen eine neue Meinung entwickelt. Leider war das in den letzten Jahren unter verschiedenen PräsidentenÜbersicht über alle Präsidenten des TSV München von 1860... Mehr, bis auf wenige PräsidentenÜbersicht über alle Präsidenten des TSV München von 1860... Mehr, dauernd der Fall. Das Präsidium und der Verwaltungsrat sollte sich so wenig wie möglich in Tagegeschäfte einmischen. Sowohl beim Fußball und in der KGaA als auch in den anderen Sportarten, also in den Abteilungen.
Gibt es für Dich Alternativen zum aktuellen Präsidium um Robert Reisinger?
Nein, Reisinger, Schmidt und Sitzberger haben in einer absolut sehr schwierigen Situation übernommen. Es gibt nichts zu kritisieren, im Gegenteil. Und das ist auch meine Motivation. Dass ich den Kurs mittragen möchte und diese Leute unterstützen will.
Welche Bedeutung hätte für Dich als Verwaltungsrat die Stadionfrage?
Ich bin Gründungsmitglied der Freunde des Sechzger Stadions, bin da lange dabei und auch im Vorstand aktiv. Die Stadionfrage ist wichtig, zweifelsohne. Vor allem im Hinblick auf die Frage, wo sich Sechzig hin entwickeln soll. Ich würde mich da definitiv einbringen. In einer Stadionkommission bei entsprechenden Ideen. Leider war es damals in den 90er Jahren eine dunkle Zeit mit der falschen Entscheidung, ins Olympiastadion umzuziehen, leider von der Mehrheit im ganzen Club, auch bei den Fans, mitgetragen. Nicht nur den höheren Ebenen. Obwohl ich auch da eine Dauerkarte hatte, war ich kein Fan davon. Meine Paradebeispiele sind Villarreal CF und Rosenborg Trondheim, beide mit Stadien mit etwas über 20.000 Zuschauern. Die haben mehrere Jahre Champions League gespielt. In der heutigen Zeit, wo Zuschauereinnahmen nur einen geringen Teil der Gesamteinnahmen ausmachen, kommt es auf andere Sachen an. Coole Stimmung und kurze Anfahrt in der Stadt ohne Auto, Markenbewusstsein, dass man sich abhebt von anderen Clubs. Da ist unser Stadion ein ganz wesentlicher Bestandteil.
Also für Dich als potentieller Verwaltungsrat eine Herzensangelegenheit?
Wenn ich in den VR gewählt würde, würde ich mich für eine Stadionkommission einsetzen. Und dafür, das Stadion so auszubauen, dass man auch den Anwohnerinteressen Rechnung trägt. Und Sechzig auch in höheren Ligen im GWS spielen kann – in erster Linie mal in der Zweiten Liga. Es ist klar, dass dafür Investitionen nötig sind und das GWS nicht in dem Zustand bleiben kann, wie es jetzt ist. Hätte sich ein Stadion in Riem realisieren lassen, ich wäre erst einmal nicht dagegen gewesen. Wo ich immer dagegen war oder bin, ist das Stadion am Klärwerk. Ich bin auch nicht in diese Arena gegangen.
Die Freunde des Sechzger Stadions wollen ja den TSV 1860 München bewusst unten halten, damit man im Grünwalder Stadion spielen kann.
Das ist eine Unterstellung. Was soll das? Nach dem sportlichen Abstieg hat Sechzig vom Investor Geld benötigt für die 3. Liga-Lizenz und das hat der Investor verweigert. Da kann Sechzig von Glück reden, dass die Funktionäre den TSV in die Regionalliga aufgenommen haben. Es hätte noch ein tieferer Fall sein können. Sofort war dann klar, dass Sechzig nicht mehr in der Allianz Arena, sondern im Sechzgerstadion spielen wird. Ich finde die Frage tendenziös.
Das sagen nicht wir, das ist eben eines der Argumente.
Ja, das ist mir bewusst. Und das ist völliger Unsinn.
Was wären denn Alternativen für die 2. Liga, wenn das Sechzger Stadion nicht geht?
Die Frage ist für mich hypothetisch, zumindest für die 2. Liga. Darmstadt hat mit einem 17.000-Zuschauer-Stadion 1. Liga gespielt. Ich freue mich, wenn Sechzig mal wieder in der 1. Liga spielt, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Jetzt muss sich erstmal die Stadt bewegen, es gibt ja positive Signale von Herrn Reiter. Vielleicht gibt es Maßnahmen – wir haben jetzt schon 3000 mehr – noch auf 18.600 oder 20.000 zu erhöhen. Natürlich sind die Regelungen aus den Neunzigern mit 13+4 obsolet, die ich unterstützt habe. 13-mal Grünwalder Stadion und viermal Olympiastadion. Das wäre ja nichts Neues. Ja, für mich wäre das Oly eine theoretische Alternative, obwohl da auch große Investitionen nötig sind, und da stellt sich für mich die Frage, ob man für das Geld nicht das Sechzgerstadion so herrichtet, dass man auch Bundesligafußball spielen kann.
Bis Ende des Jahres soll die Stadt eine Aussage treffen im Hinblick auf den Ausbau des GWS. Ist dies aus Deiner Sicht realisierbar?
Ich halte das für wahnsinnig unklug und dumm, mit so einer Forderung in die Wahlen zu gehen. Das ist Wahltaktik. Es ist nicht klug, als Mieter den Eigentümer so unter Druck zu setzen. Ich freue mich, dass sich Stadt und Verein hier bewegen. Im Gegensatz zu früher, wo sowohl verschiedene PräsidentenÜbersicht über alle Präsidenten des TSV München von 1860... Mehr, nicht nur Karl-Heinz WildmoserKarl-Heinz war langjähriger Vereinspräsident des TSV 1860 ... Mehr, und auch damalige Bürgermeister und Stadträte kein Interesse hatten. Auch die Stadt hat die Chancen und Möglichkeiten erkannt, die das Stadion bietet. Ausbau zunächst auf 18.600 Plätze und später auf über 20.000 wären denke ich möglich.
Sollte 1860 nicht prüfen, der Stadt das Stadion abzukaufen?
Ernsthaft prüfen ja, auf jeden Fall. Das GWS ist eines der meistbenutzten Stadien. Das ist ein Themenbereich, bei dem ich mich in jedem Fall einbringen würde.
Was wünschst Du Dir für die Versammlung am 22. Juli 2018 im Zenith?
Eine sachliche Debatte, ruhige Atmosphäre und eine etwas harmonischere Veranstaltung als letztes Jahr.