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Verwaltungsratskandidaten im Blickpunkt: Verena Dietl

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Verena Dietl wurde von Dr. Klaus Leipold zur Wiederwahl vorgeschagen. Sie ist Geschäftsführerin in einem sozialen Verein. Für den Verein interessant ist vor allem ihr Engagement als Stadträtin. Ihr Schwerpunkt dabei ist der Sport. Ihre Themen im Schwerpunkt sind der Hallenbau und der Stadionstandort.

Das Interview

Du bist ja nun bereits eine ganze Legislaturperiode im Verwaltungsrat tätig. Was sind Deine Ambitionen, Dich erneut aufstellen zu lassen?

Die erste Legislaturperiode war sehr abwechslungsreich. Einige Verwaltungsräte haben aufgehört und einige neue Mitglieder sind dazugekommen. Für ein Gremium ist es natürlich immer etwas schwierig, sich dann neu zu sammeln. Ich selbst bin ja Sportpolitikerin und versuche aus dem Gremium heraus den Kontakt zum Münchner Rathaus zu halten. Ich bin im Endeffekt für 1860 auch beratend tätig im Hinblick auf die Frage, wie Sportpolitik in München funktioniert, wohin man sich im Rathaus wenden muss und so weiter. Das war mein Schwerpunkt in den letzten Jahren. Zu beraten, mich als Sportpolitikerin einzubringen und bei der Stadt möglichst das Positivste für den Verein herauszuholen.

Wir sind gerade intensiv dabei, dass ich das Projekt Hallenbau unterstütze. Das ist das Elementarste für den Verein, dass er eine Halle bekommt. Die Stadt hat mittlerweile ein gutes Sonder-Förderprogramm, so dass ein Verein, der eine Halle selber baut, nur noch 10% Eigenmittel einbringen muss und mit 90% von der Stadt unterstützt wird. Dabei kann ich gut beraten. Mit Robert Reisinger habe ich schon mehrere Gespräche geführt und wir sind dabei, mehrere Standorte abzufragen. Der Verein profitiert davon, dass er eine gute Infrastruktur hat und da sehe ich die Schwerpunkte, wo ich gut unterstützen kann.

Du bist im Stadtrat?

Seit mittlerweile zehn Jahren. In dieser Zeit war es übrigens schon immer mein Bestreben, das Grünwalder Stadion vor dem Aus zu bewahren. In den letzten Monaten war das eine große Herausforderung. Vor allem das Stadion drittligatauglich zu machen. Nun müssen wir schauen, bis zu welcher Kapazität das Stadion Möglichkeiten mit sich bringt. Es hieß damals, bei 12.500 ist Schluss. Jetzt haben wir auf 15.000 ausgebaut und es ist immer noch nicht klar, ob mehr geht. Den Antrag hierzu haben wir ja in der SPD-Stadtratsfraktion nun eingebracht.

Da Du schon einiges vorgegriffen hast, wäre für die Leser interessant zu wissen, was Deine berufliche Tätigkeit ist und was Du genau machst?

Ich bin im Münchner Rathaus stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion. Ich kenne mich deshalb sehr gut mit den Gremien an sich aus. Das ist ein Ehrenamt. Wie gesagt, seit zehn Jahren. Ich habe dort den Sport übernommen und bin also zuständige Sportamtsrätin. Darum kenne ich deshalb die ganzen Gremien und habe ein gutes Netzwerk. Ich war auch ein paar Jahre im Bayerischen Landessportverband im Vorstand von Oberbayern. Ich kenne die Strukturen, die der Verein bräuchte.
Studiert habe ich Sozialpädagogik und bin Geschäftsführerin von einem sozialen Verein. Ich bin in vielen Gremien und darüber hinaus stellvertretende AWO-Vorsitzende. Das ist wichtig, weil das Fanprojekt da angesiedelt ist.

Was sind die brennend wichtigen Themen im Verein und für den Verwaltungsrat?

Wir haben uns in den letzten vier Jahren im Wesentlichen am Investor abgearbeitet, aber immer wieder geschaut, den Fokus auf den Verein zu haben. Klar nehmen Berichterstattungen immer viel Platz bei den Sitzungen ein. Aber wir haben geschaut, dass wir den Verein auf gute und sichere Beine stellen und in die Zukunft blicken. Große Unterstützung ist auch Viola Oberländer, unsere Sportmanagerin im Verein. Mit ihr haben wir den fachlichen Blick auf die Sportarten und Abteilungen. Mit ihr können wir auch überlegen, welche Sportarten wir zusätzlich einbinden können. Und da sind wir dann auch schon wieder beim Thema „Halle“. Denn für neue Sportarten benötigt es eine Sport-Infrastruktur, die uns mehr Handlungsspielraum gibt.

Du hast den Investor erwähnt. Inwiefern habt Ihr aus dem Verwaltungsrat heraus die Möglichkeit, auf das Verhältnis zum Investor einzuwirken oder auch persönlich mit ihm Kontakt aufzunehmen?

Es haben Beratungsgespräche zwischen dem Verwaltungsrat und den Entsendeten im Aufsichtsrat stattgefunden. Das war stets ein guter Austausch. Ich selber habe ihn ein Mal getroffen, relativ am Anfang, mit seinen Beratern. Das war allerdings relativ schwierig. Was mich maßlos enttäuscht hat, war bisher immer die Hinhaltetaktik. Wir mussten und müssen oft bis auf den letzten Drücker warten, bis wir erfahren, wann die Zahlungen kommen und welche Möglichkeiten es gibt. Deshalb sind meine Hoffnungen in den letzten vier Jahren zurückgegangen, dass wirklich ein Interesse besteht, was Gutes für den Verein rauszuholen. Ich hätte deshalb auch große Sympathien, dass man das mit jemand anderem probiert.

Kann es sein, dass so viele Themen um und mit dem Investor so viel Platz eingenommen haben, dass viele Themen nicht angepackt werden konnten?

Das würde ich nicht so ganz sehen. Ich glaube, dass wir besonders in den letzten zwei Jahren einiges für den Verein rausholen konnten, auch in der öffentlichen Darstellung. Vor allem, dass 1860 nicht nur die KGaA ist, sondern, dass da einiges dazu gehört.

Wie wichtig ist Dir die 50+1-Regelung?

Ich finde sie enorm wichtig und deswegen haben wir sie auch so beibehalten.

Es gibt viele, die nicht verstehen, was die Aufgaben eines Verwaltungsrates sind. Kannst Du es erklären?

Es ist wichtig, dass man sich auskennt, wie bestimmte Strukturen funktionieren. Auch die Finanzierung von einem Verein, wie stellt man sich finanziell gut auf usw. Es ist nicht unwesentlich, dass man auch Netzwerke und Kontakte hat, weshalb es auch gut ist, dass ein Verwaltungsrat sich aus mehreren Menschen mit unterschiedlichem Wissen zusammensetzt. Es ist meines Erachtens wichtig und bereichernd, dass Leute aus der Fanszene kommen, die da großes Gewicht reinlegen und das Gefühl der Fan-Nähe geben. Und dass auch für die Fans was getan wird.
Bei den Vereinsratssitzungen besteht dann der Kontakt zu den Abteilungen, wo Themen eingebracht werden, die man mit dem Präsidium versucht zu lösen. Hinzu kommt die Kontrolle des Präsidiums, um im Sinne des Vereins die Aufsicht zu übernehmen.

Wie funktioniert das „Kontrollsystem“? Muss das Präsidium automatisch dem VR Bericht erstatten oder muss der Verwaltungsrat aktiv auf das Präsidium zugehen und nach Berichten verlangen?

Es ist unterschiedlich. Wir haben in den letzten vier Jahren einige Präsidenten gehabt, die sind dann auch unterschiedlich. Je nachdem wie der Präsident das Verständnis für die Kommunikation hat. Wir können Sitzungen mit dem Präsidium einberufen oder auch alleine hingehen und nach Informationen fragen. Wir können dem Präsidium sagen, was wir wissen wollen. Zum Beispiel nach einer Aufsichtsratssitzung oder einer Telefonkonferenz. Es gibt einen hohen Informationsbedarf. Und ganz wichtig ist da die Vertraulichkeit. Wenn diese nämlich bewahrt wird, und nicht nach außen getragen wird, dann kann man sich auch offen austauschen.
Da Robert Reisinger selber im Verwaltungsrat war, herrscht da schon ein Vertrauensverhältnis und er versteht und weiß, was der Verwaltungsrat wissen will.

Du warst ja bei beiden Präsidenten-Wahlen dabei. Also musstest Du bei beiden Vorschlägen wohl zugestimmt haben, sowohl bei Reisinger als auch Cassalette?

Ja. Bei Peter Cassalette wurde ein intensives Auswahlverfahren vorgenommen. Wir haben selber Leute angesprochen und es gab Leute, die sich bei uns gemeldet haben. Dann gab es ein sogenanntes Casting, das drei Verwaltungsräte durchgeführt haben. Am Schluss kam Cassalette als Vorschlag raus.
Na ja und Robert Reisinger hat nach dem schwarzen Freitag kommissarisch den Präsidentenposten übernommen. Er hatte ein hohes Interesse, dass es dem Verein gut geht und daraus hat sich der Rest entwickelt.

Stadionproblematik. Inwieweit kann und soll ein Verwaltungsrat bei der Stadt zum Thema Stadion vorsprechen und von der Stadt eine verbindliche Aussage verlangen?

Im Wesentlichen ist es die Aufgabe des Präsidenten. Im Schulterschluss und gemeinsam mit dem Geschäftsführer der KGaA. Es ist nicht richtig, wenn sich der Verwaltungsrat hier einmischen würde. Die Gespräche werden immer nur mit den Obersten geführt. Und es haben bereits Gespräche stattgefunden. Es wurde ja schon berichtet, dass es Anträge bezüglich der Kapazitätserhöhung gibt. Es hängt eben stark vom Lärmschutz und Verkehrskonzept ab. Da muss auch der Verein liefern. Die Antwort darauf wird nicht allein die Stadt geben. Es wäre die falsche Erwartungshaltung zu sagen: „Stadt, mach mal. Liefere mir ein Konzept“. Es ist die Erwartung, dass vom Verein die Vorarbeit geleistet wird. Die Stadt ist der Auffassung, dass sie ein Erstliga-Stadion hat und nun auch ein Drittliga-Stadion. Wenn Sechzig ein berechtigtes Interesse daran hat, im Grünwalder Stadion auch höherklassig zu spielen, muss es ausgebaut werden. Aber das kann ja nicht allein von Steuergeldern bezahlt werden. Da muss vom Verein auch irgendwas kommen.

Ich persönlich habe durch meine politischen Ämter in der Stadt bereits Gespräche mit Herrn Reiter über das Thema geführt, habe Akteneinsicht und bin antragsberechtigt. So habe ich es in den letzten vier Jahren auch gehandhabt, dass ich die relevanten Informationen diesbezüglich dem Präsidium zur Verfügung gestellt habe.

Kann die Stadt zu einer Aussage bis zum Ende des Jahres gezwungen werden – ob Ausbau auf 30.000 oder ein Grundstück für Neubau?

Es dauert schon alles seine Zeit bei der Stadt und der Verein hat sehr wohl eine Bringschuld und muss mit einem Gesamtkonzept an die Stadt herantreten. Das ging aus den Vorgesprächen auch hervor, was alles dafür gebraucht wird. Dann muss es geprüft werden und das dauert seine Zeit. Von Sechzig kenne ich das bei der Hallenthematik, dass da wenig Geduld ist. Aber es braucht gewisse Zeit, bis es eben geprüft wird. Man braucht auch das nötige Gespür. Es kann dann nicht sein, dass jeder, der sich aus dem Verein berufen fühlt, irgendwo für Wirbel sorgt und seine Kontakte spielen lässt. Nur wenn die Spitze voll und gemeinsam dahintersteht und dies vorträgt, wird das die Stadt ernst nehmen und schauen, wie sie unterstützen kann.

Das ist auch Deine Erfahrung – vor allem aus der Politik?

Ganz genau. In zehn Jahren weiß man im Stadtrat natürlich durchaus, wie man taktisch vorgehen muss.

Es geht ja vor allem darum, von der Stadt zu erfahren, ob mindestens 30.000 Zuschauer möglich sind …

Diese Aussage versuche ich seit 5 Jahren von der Stadt zu bekommen und es gibt keine Aussage. Es ist wie ein Stochern im Nebel. Ich habe auch einige interne Anfragen dazu gestellt. Es wurde damals gesagt, bei 12.500 ist Schluss und es geht auf keinen Fall mehr. Nun sind wir bei 15.000 und ich fühle mich dann natürlich auch berufen zu sehen, wie weit es geht. Deshalb unterstütze ich den Antrag unserer SPD-Fraktion im Stadtrat im Hinblick auf 18.600 Plätze. Es ist aber klar, dass man mehr Konzepte braucht, wenn man über 20.000 gehen will – 30.000 ist wahrscheinlich utopisch. Man muss die realistische Mitte finden. Und da sind wir dabei.

Gibt es da schon ein Konzept oder jemanden, der sich hierbei berufen fühlt?

Was in der KGaA passiert und wie weit da daran gearbeitet wird und vor allem, ob es ums Grünwalder oder einen Neubau geht, kann ich nicht sagen. Wir hatten Arbeitsgruppen. Gerade Christian Waggershauser hat sich damals sehr reingehängt und hat viele Gespräche mit der Stadt geführt – also bereits zu Zeiten der Allianz Arena. Aber es hängt im Wesentlichen vom Geld ab.

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