In der Sonnenstraße in München befindet sich die Isarpost. Eine Kulturstätte, in der sich auch das Burger-Restaurant „Hans im Glück“ befindet. Das Löwenmagazin wurde dort von Besitzer Thomas HirschbergerThomas wurde 1962 in München geboren und ist gelernter Küc... Mehr zu einem Interview empfangen.
Der 55-jährige Unternehmer mit Schwerpunkt Gastronomie gehört der Fußballabteilung an. Mitglied ist er seit 1993. In der vergangenen Saison hatte er eine Dauerkarte in der Stehhalle.
Das Interview
Thomas, danke, dass Du uns hier empfängst. Als erstes möchten wir natürlich gerne wissen, was Deine Motivation ist, für das Amt des Verwaltungsrates zu kandidieren?
Die tiefe Sorge im Moment, dass die Politik der letzten Jahre nicht dazu geführt hat, die Spaltung der Gesellschafter zu überwinden. Es wird ja über die Vereinspolitik der nächsten 3 bis 5 Jahre abgestimmt. Ein wichtiges Organ des Vereins ist der Verwaltungsrat. Wenn man Politik im Verein mitbestimmen will, muss man ein Amt übernehmen. Und das würde ich jetzt gerne tun.
Hast Du schon spezielle Themen oder persönliche Anliegen, die Du im Verwaltungsrat umsetzen willst?
Auf jeden Fall den Bau der Turnhalle für alle Abteilungen. Wir brauchen außerdem eine Spielstätte für die nächsten Jahre für den Profifußball.
Außerdem haben wir derzeit eine Gesellschafter-Situation, in der sich die zwei Gesellschafter im Moment nicht gut vertragen. Auch dieses Problem muss gelöst werden.
Im Moment oder seit Anfang an nicht?
Seit Anfang an nicht. Es ist in den letzten Jahren ein großes Problem gewesen, dass niemand mit dem Hauptgesellschafter zurechtgekommen ist.
War es denn Deine Idee zu kandidieren, oder hat Dich jemand gefragt?
Die Initiative ging von Klaus RuhdorferKlaus ist 62 Jahre alt und Unternehmer. Er ist seit 01.07.20... Mehr aus, der mich und die anderen angerufen hat. Bevor man sich zusammentat, musste man eruieren, ob die grobe Richtung passt und ob es gemeinsame Schnittmengen gibt. Das wollte ich vorerst telefonisch geklärt haben. Da das gepasst hatte und die Richtung stimmte, bin ich dazugestoßen.
Über „Unternehmer für Sechzig“ unterstützt Du ja bereits den e.V. Wenn Klaus Ruhdorfer nicht angerufen hätte, hättest Du Dich trotzdem zur Wahl gestellt?
Wahrscheinlich nicht, da man als Einzelkämpfer wenig Chancen hat und schlicht und einfach hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht daran gedacht. Ja, ich bin bei den „Unternehmern für Sechzig“ finanziell engagiert. Immer, wenn was anliegt, bin ich dabei. Besonders bei der Jugend, das ist so meins und das war schon immer so. Der Initiator war aber halt Klaus Ruhdorfer. Ich stehe voll hinter den Themen des Team Profifußball und wenn ich auch nicht gewählt werden sollte, unterstütze ich weiterhin den Verein und seine Jugendarbeit. Und wenn man mich braucht oder meine Hilfe später benötigt werden sollte, werde ich auch Gewehr bei Fuß stehen.
Klaus Ruhdorfer hat ja das Team Profifußball nach Bereichen oder Sparten ausgewählt. Wo sind da Deine Stärken als Unternehmer, wofür würdest Du Dich in dem Team zuständig fühlen?
Wir sind fünf Unternehmer im Team und ich würde dafür sorgen, dass der e.V. wirtschaftlich eine stärkere Basis bekommt. Die Abteilungen brauchen mehr wirtschaftliche Sicherheit, die momentan nicht da ist. Ich glaube, dass ich durch mein Unternehmen die internationale Erfahrung hätte, dass ich auch vielleicht anders mit dem Hauptgesellschafter reden könnte.
Ihr habt ja schon mit Abteilungsleitern gesprochen. Was sind die primären Probleme oder Herausforderungen in den Abteilungen?
Wie schon gesagt – der Bau der Turnhalle ist äußerst wichtig für alle Abteilungen. Diesen Bau gilt es auf den Weg zu bringen. Außerdem, wenn es den Fußballern gut geht, dann geht es auch den anderen Abteilungen gut. So ein Zirkus wie beim Profifußball strahlt natürlich auch auf die anderen Abteilungen aus. Ich habe den Löwen auf der Brust und im Herzen und wenn darauf angesprochen wird, was denn im Verein los sei, meint man immer den Fußball. Und auch die anderen Abteilungen leben mit dem positiven oder negativen Image der Fußballabteilung. Die verschiedenen Abteilungen machen einen super Job, obwohl so viel Unruhe im Verein herrscht.
Als Mitglied im e.V. und mögliches zukünftiges Mitglied im Verwaltungsrat: Wie wichtig ist Dir die 50+1-Regelung?
Extrem wichtig. Wir sind ein Fußballverein und nur weil jemand als Sponsor oder Unterstützer beteiligt ist, heißt es nicht, dass dann alles besser läuft. Ich fürchte jedoch, dass 50+1 fallen wird und dann schauen wir mal, was dann in Deutschland passiert. Aber ob es dann noch mein Verein oder mein Fußball ist, weiß ich nicht. Deutschland ist mit der 50+1 gut gefahren und die Engländer oder andere Länder, die sie nicht haben, fahren ohne 50+1 nicht unbedingt besser. Ich sehe keinen Vorteil bei der Abschaffung der 50+1-Regelung.
Du erwähntest ja, dass sich die Gesellschafter nicht gut verstehen, früher und heute nicht. Meinst Du, dass Hasan Ismaik der richtige Partner für die Zukunft ist?
Wenn man heiratet, dann wünscht man sich ja auch, dass man sich mit dem Partner gut verträgt. Fakt ist, er ist mit an Bord. Ich denke nicht, dass es die richtige Politik ist, gegen ihn zu sticheln. In der Vergangenheit wurde sehr wenig Konsens gefunden. Ismaik wurde auch nicht immer gut beraten von den Leuten, die er gefragt hat. Ob man den Pereira für 1860 brauchte, wage ich zu bezweifeln, oder ob irgendwelche namenlosen Südamerikaner verpflichtet werden mussten. Ich denke jedoch, dass ein paar Leute aus unserem Team Profifußball mit dem kulturellen Aspekt ggf. besser umgehen könnten und mit dem Hauptgesellschafter solche Themen auch offener diskutieren könnten.
Was möchtet Ihr erreichen? Ismaik ist ein Investor, eigentlich Kreditgeber. Auch wenn man sich dann „verträgt“, welche Erwartungshaltung ist da? Was soll sich ändern?
Es ist ja nicht der Verwaltungsrat der KGaA, sondern des e.V.‘s, der gewählt wird. Und wir werden die Rechte des e.V.‘s ausschöpfen und die Rechtsstellung wie auch die wirtschaftliche Stellung des e.V.‘s maximal verteidigen. Und wenn wir der Meinung sind, dass es mit externem Kapital besser läuft, dann stimmen wir zu und wenn wir der Meinung sind, dass es mit weiterem externen Kapital schlechter wäre, stimmen wir eben nicht zu. Da muss man die Bedingungen sorgfältig abwägen. Und zwar vor allem abwägen, ob es der richtige Weg für den e.V. ist. Die Bedingungen, die gestellt werden, bleiben der ausschlaggebende Punkt.
Soll sich der Verwaltungsrat und das Präsidium des e.V. in das Tagesgeschäft der KGaA einmischen?
In der KGaA sitzen ja drei Aufsichtsräte, die vom e.V. entsandt werden, die Interessen des e.V.‘s zu vertreten. Natürlich berät man sich im Verwaltungsrat vorab. Aber der Verwaltungsrat hat auch weitere Aufgaben und muss sich auch verstärkt um die Belange der anderen Abteilungen kümmern.
Für das Tagesgeschäft im e.V. und der KGaA gibt es Mitarbeiter und Experten.
Eine der Aufgaben des Verwaltungsrates ist die Nominierung eines Präsidenten, der gewählt wird. Würde Dir ein Kandidat für die Wahl 2019 vorschweben, mit dem man in die Zukunft gehen kann?
Was Robert, Hans und Heinz die letzten 18 Monate geleistet haben, finde ich sensationell. In einer Situation, in der man aus der zweiten in die vierte Liga absteigt, wo so viel Unruhe, Streit und Spaltung im Verein ist, muss man den Hut ziehen, was sie gemacht haben, um die Wogen einigermaßen zu glätten. Finde ich super. Für die Zeit, die Robert da reinsteckt, hat er einen großen Applaus verdient. Und wenn sich Robert 2019 wieder zur Verfügung stellt, hat er in mir einen Unterstützer, genauso wie der Hans und der Heinz. Man muss solche Leute erst mal finden, die den Kopf hinhalten und so viel Zeit investieren.
Kommen wir zum Team Profifußball. Macht es denn wirklich Sinn, als Interessensgemeinschaft anzutreten? Der eine oder andere Kandidat von Euch wäre sicherlich eine Bereicherung. Aber das Kollektiv ist ja doch dann eher angreifbar.
Also wir treten ja einzeln an, aber als Team präsentieren wir uns, weil wir alle neun im Team für die gleiche Richtung stehen. Wenn wir alle neun gewählt werden würden, hätten wir schon mal einen Konsens und auch die Idee, wie wir es angehen müssten, den Verein voranzubringen. Keiner von uns ist stark genug vernetzt im Verein oder hätte genügend Lobby im Verein. Die Idee ist aus dem Anruf vom Klaus Ruhdorfer entsprungen. Wenn es ein Gremium gäbe, indem man sich untereinander versteht und die gleiche Sichtweise hat, wohin sich die Vereinspolitik in der nächsten Zeit entwickeln sollte, wäre dem Verein schon geholfen. Jeder von uns hat ein Commitment abgegeben, falls er auch nur als Einzelner gewählt wird, in das Gremium zu gehen.
Nehmen wir mal an, Du wirst gewählt. Würdest Du dann mit den anderen zurechtkommen? Würde ein Bernhard Winkler zum Beispiel überhaupt antreten, wenn er alleine gewählt wird und nicht das Team als Rückendeckung hat?
Wir haben auch Saki thematisiert und es ist nicht im Sinne des Vereins hinzuschmeißen, wenn man eine ganz andere Meinung hat, als der Rest im Gremium. Falls nicht alle aus unserem Team gewählt werden, stehen die Restlichen in der Zukunft trotzdem zur Verfügung. Vielleicht wird es auch nur Bernhard, aber auch damit könnten wir umgehen. Jeder von uns hat sich verpflichtet, in den Verwaltungsrat einzuziehen, falls er gewählt wird. Vielleicht haben wir Themen angeschoben, die die nächste Zeit im Verwaltungsrat, in welcher Besetzung auch immer, diskutiert und entschieden werden.
Thema Grünwalder Stadion. Wie wichtig ist Dir das Grünwalder jetzt bzw. siehst Du Alternativen für das Grünwalder Stadion?
Sechzig braucht eine Spielstätte. Meiner Meinung nach für 30.000 bis 35.000 Zuschauer. Wenn es im Grünwalder Stadion möglich ist, dann werde ich alles dafür tun, wirklich alles, dass das Sechziger ausgebaut wird. Das war ein schönes Jahr auf Giesings Höhen, es hatte Atmosphäre, es hatte Flair. Aber wir haben bloß 12.500 bzw. 15.000 Zuschauerkapazität. Mein heutiger Kenntnisstand ist, dass es für 17.000 ausgebaut werden kann. Das halte ich für viel zu wenig. Wenn ich eine Aufgabe im Verein bekomme, möchte ich einen Bauantrag gestellt wissen, mit der Aussage vom Baureferat und den zuständigen Politikern der Stadt München, ob und wenn ja es möglich ist, die Kapazität auf 30.000 bis 35.000 Zuschauer auszubauen.
Und dann?
Dann gibt es ein Ja oder Nein. Und dann muss es angegangen werden. Und zwar sofort. Wir brauchen eine Spielstätte. Ein Neubau dauert 5 bis 7 Jahre. Ich möchte in den Profifußball – also 2. Liga aufwärts – und dafür haben wir im Moment kein Stadion. Wenn die Aussage Nein ist, dann muss von Tag zwei die Stadt aufgefordert werden, uns ein Grundstück für einen Stadionneubau zur Verfügung zu stellen. Es gibt sicherlich 2 bis 3 Plätze in München, wo das möglich wäre, wenn der politische Wille da ist. Sechzig braucht für die nächsten 30 Jahre eine Spielstätte und das Grünwalder ist in der heutigen Verfassung keine geeignete Spielstätte. Keine Vermarktung ist möglich, keine Kapazität-Erhöhung… Wenn doch – bin ich aber sofort dabei.
Okay, aber wie ist die Vorgehensweise?
Man muss – also das Präsidium, einen Bauantrag stellen für den Ausbau des Grünwalder Stadions. Und dann bekommt man eine verlässliche Auskunft. Es muss eine klare Aussage her, ob das möglich ist. Denn wir brauchen eine Lösung für die nächsten 30 Jahre. Und das alles nicht in ein oder zwei Jahren, weil wir schon lange mit dem Thema rumeiern, sondern jetzt.
Und wenn die Stadt nun ein klares „Nein“ zu 30.000 Zuschauern sagt?
Wenn es nicht möglich ist, dann ist der Mythos über den Ausbau, der rumgeistert, erloschen. Wenn die Mehrheit im Verein für eine Kapazität von 17.000 Zuschauern ist, dann ist das eine mehrheitlich-demokratische Entscheidung. Und dann wäre das okay für mich. Ich persönlich halte es jedoch für viel zu gering für Sechzig, weil wir dauerhaft 15.000 bis 20.000 Zuschauer aussperren würden.
Habt Ihr Euch dann auch Gedanken über die Finanzierung gemacht?
Der Verein müsste das Stadion für 1 Euro zurücknehmen und in Eigenleistung ausbauen. Der Ausbau würde vermutlich 25 bis 30 Millionen Euro kosten. Dies müsste von der Finanzierbarkeit nicht das große Thema sein. Das kriegen wir hin. Wenn der Baugrund da ist, bekommt man das auch hin. Wenn der Ausbau nicht möglich ist, dann fordere ich ein Grundstück von der Stadt, denn Sechzig ist keine Unbekannte. Und 30 Millionen für ein eigenes Stadion, das man dann vermarkten kann, in dem man Logen-Plätze oder Business-Seats verkaufen kann, für das gibt es auch Finanzierungsansätze. Mit 5 bis 10 Millionen Eigenkapital lässt sich ein Stadionneubau oder Umbau finanzieren.
Was wünschst Du Dir für die Versammlung am 22. Juli 2018 im Zenith?
Ich wünsche mir, dass sie fair abgeht, so wie Mitteleuropäer miteinander diskutieren und dass die Leute, die sich zu Wort melden, ihre Meinung kundtun dürfen. Dass man ein Niveau findet, die einer Mitgliederversammlung des TSV 1860 München würdig ist.