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Verwaltungsratskandidaten im Blickpunkt: Sascha Königsberg

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Sascha Königsberg kommt aus der Boxabteilung und ist seit fast genau 18 Jahren Mitglied im TSV München von 1860. Der IT-Spezialist hat ein abgeschlossenes Studium. Seit dem 23. Juli 2017 ist er im Verwaltungsrat und gehört damit zu den gewählten Kandidaten der letztjährigen Nachrücker-Wahl.

Königsberg ist deutschlandweit in der Fanszene gut vernetzt. Vor allem als Gründer des Fanrats und der Blauen Hilfe hat er viele Kontakte. Bei der Szene gilt er als Bindeglied zwischen Fans und Mitgliedern. Sein Engagement beschränkt sich dabei jedoch ausdrücklich nicht nur ausschließlich auf die aktive Fanszene. Seine Arbeitsschwerpunkte sind neben fanrelevanten Themen auch die Satzung. In seiner Vita unterstreicht er die Rolle eines Verwaltungsrates als AUFSICHTsorgan.

Das Interview

Mit welcher Einstellung und mit welchen Ideen bist Du letztes Jahr, als Nachrücker, im Verwaltungsrat rangegangen? Was hattest Du vor und was konntest Du umsetzen?

Ich bin lange im Verein und in der Vereinspolitik aktiv und hatte schon gute Vorstellungen, wie es in den Gremien läuft. Allerdings ist es dann doch anders, wenn man gewählt wird und im Gremium aktiv ist, die Strukturen und die internen Abläufe kennt.

Ich hatte mir für mich persönlich vor der Wahl Ziele gesteckt. Das Eine war die Sicherung der Gemeinnützigkeit, weil der ganze Verein davon abhängig ist. Das habe ich massiv vorangetrieben, auch wenn es dem Präsidium manchmal viel Druck aufgelegt hat. Weil sie in die gleiche Richtung gehen wollten, aber von verschiedenen Sachzwängen gebremst wurden. Ich habe es dennoch als meine Aufgabe, als Mitglied des Kontrollorgans, verstanden, dort den Druck aufrecht zu erhalten, damit die Sache vorangetrieben werden kann. Darüber hinaus habe ich versucht, die Abteilungen bestmöglich zu unterstützen, weil ich selber verschiedene Sportarten ausgeübt habe, Übungsleiterlizenzen habe und ebenfalls in verschiedenen Vereinen und verschiedenen Abteilungen schon ehrenamtlich tätig war. Deswegen wollte ich die Abteilungen unterstützen, weil dort sehr gute Arbeit geleistet wird, die leider in der Öffentlichkeit nicht immer angemessen wahrgenommen wird. Und damit meine ich nicht ausschließlich die sportlichen Erfolge. Nicht nur, dass wir Olympioniken und Paralympics-Teilnehmer haben, dass wir wieder Deutsche Meister haben. Es ist für einen Breitensport-Verein auch ein Erfolg, wenn eine Kinderturn-Gruppe für 20 Kinder geplant wird und nach kurzer Zeit so gut angenommen wird, dass 80 Kinder in mehreren Gruppen turnen können.

Es war und ist mir wichtig, die Spaltung, die ich in der Fanszene beobachte, zumindest etwas zurück zu drängen. Innerhalb eines Jahres kann es nicht gelingen, die komplett zu überwinden. Man muss prinzipiell erst einmal aufeinander zugehen. Kein leichtes Thema, aber wert, angegangen zu werden. Gerade in den letzten zwei Jahren sind die Meinungen massiv festgefahren, weswegen es schwer ist, die Blockaden zu lösen. Ich habe dennoch versucht, erste Projekte in diese Richtung anzustoßen und auch in andere Projekte einzubinden. So ist es mir wichtig, dass wir einen modernen Verein für unsere Mitglieder haben. Das bedeutet für mich auch, dass wir nicht nur so viele passive Mitglieder haben, sondern dass denen die Möglichkeit gegeben wird, über die bisher bestehenden Sportangebote hinaus, sich aktiv am Sportgeschehen zu beteiligen. Was in meinen Augen automatisch dazu führt, dass die wechselseitigen Ressentiments zwischen den Profifußball-Fans und Abteilungen abgebaut werden können, wenn alle unter dem gleichen Dach Sport treiben können. Außerdem werden sich dann auch immer mehr Fans mit unterschiedlicher Meinung sportlich begegnen und austauschen, was nur positiv sein kann.

Bezüglich der KGaA-Themen habe ich versucht, jede Entscheidung vernunftbasiert, zukunftsorientiert und auf Nachhaltigkeit bedacht zu treffen. Diese Kriterien sind mein Maßstab und ich denke, das ist mir, aber auch uns als Gremium gut gelungen.

Vermisst man nicht den Leistungssport in den anderen Abteilungen? Wir hatten mal erfolgreiche Turner, Leichtathleten, Volleyballer, Deutsche Meister … Das ist abgesehen von Ski und Boxen leider nicht mehr so stark. Wünscht man sich da nicht mehr?

Ich habe das Gefühl, dass es wiederkommt. Boxer und Ski hast Du angesprochen. Da haben wir seit vielen Jahren erstmals wieder einen Deutschen Meister im Boxen, der aus München kommt und auch bei anderen Abteilungen sehe ich Erfolge. Du hast aber recht, dass wir früher insgesamt größere bzw. mehr Erfolge hatten. Man muss sich aber auch anschauen, woher das kommt. Profifußball hat natürlich seine herausragende Rolle, aber das darf nicht dazu führen, dass damit der Breiten- und Leistungssport darunter leiden muss. Und wenn man jetzt an 2001 denkt, als die Grube für eine Sporthalle am Trainingsgelände ausgehoben wurde und heute da eine Kiesgrube ist, weil sie zugeschüttet wurde, dann ist das ein klares Indiz dafür, dass der e.V. und seine Breitensportabteilungen und damit der Leistungssport darunter gelitten haben. Deshalb ist es mir auch persönlich so wichtig, eine eigene Heimat für alle Abteilungen schaffen zu können und damit die ersten Schritte für die Strukturen für den Leistungssport. Die Abteilungen müssen auch mehr Raum in der Öffentlichkeit bekommen – nicht zu Lasten des Profifußballs, sondern parallel. Auch daran arbeite ich.

Ist der Grund, dass man sich im Leistungssport nicht etablieren kann, auch die Dislozierung?

Was meinst Du mit Dislozierung?

Die Verteilung der Abteilungen auf verschiedene Sporthallen in teilweise unterschiedlichen Stadtteilen.

Das ist definitiv ein Punkt, setzt aber meiner Meinung schon ganz früh an. Wenn man die Kinder betrachtet, die mit Sport anfangen. Die Eltern suchen sich einen Sportverein, der in ihrer Nähe ist und das gewünschte Sportangebot anbietet. Wenn man die Angebote auf mehrere Sporthallen verteilen muss, oder wenn der Sportler in einer späteren Altersklasse in ein anderes Stadtviertel muss, dann ist die Frage, ob sie im Verein verbleiben oder nicht doch woanders hingehen.

Erkläre doch mal, was die Aufgaben und Rechte des Verwaltungsrats sind.

Eigentlich ist der Verwaltungsrat ein Aufsichtsrat. Da wir aber die Strukturen mit der KGaA und dem e.V. haben und die ewigen Verwechslungen umgehen wollen – ich war an der Satzungsänderung dazu maßgeblich beteiligt – haben wir den Aufsichtsrat in Verwaltungsrat umbenannt. Dazu muss man ergänzen, dass der Verwaltungsrat nicht ausschließlich Kontrollrechte ausübt, sondern in meinen Augen auch eine Beratungsfunktion für das Präsidium hat. Gewisse, sehr weitreichende geschäftliche Vorgänge sind laut der Satzung ohne eine Zustimmung des Verwaltungsrats nicht möglich.

Diese Kontrollrechte und -pflichten kann man ganz hart interpretieren. Das Präsidium fasst einen Entschluss und anschließend berät der Verwaltungsrat darüber, ob man den annimmt oder nicht. Ich bin allerdings für einen kommunikativeren Weg. Das bedeutet, im Idealfall berät sich das Präsidium schon bevor ein Beschluss gefasst wird mit dem Verwaltungsrat, damit man einen gemeinsamen Weg findet und dann ist es klar, wenn alle an einem Strang ziehen, sind die Zustimmungen einfacher zu erreichen, als wenn man abgeschottet voneinander zwei verschiedene Gremien so betrachtet, als hätten sie nichts miteinander zu tun.

Darüber hinaus wählt der Verwaltungsrat die Kandidaten für die Präsidiumswahl aus. Das ist eine wichtige Aufgabe. Dazu gehört die Prüfung der Eignung der Kandidaten. Ich betrachte das Amt des Verwaltungsrats auch als ein Amt, das den Verein im Gesamten präsentieren soll – sowohl nach innen als auch nach außen, allerdings, ohne sich aktiv in die Öffentlichkeit zu drängen. Und der Verwaltungsrat fungiert für mich als Ansprechpartner und Unterstützer für die einzelnen Abteilungen.

Findest Du es aus Deiner persönlichen Sicht gut, dass der Verwaltungsrat die Kandidaten für das Präsidium castet und den Mitgliedern die Wahl vorschlägt?

Mir sind demokratische Strukturen im Verein enorm wichtig. Deshalb habe ich damals, als wir die Satzung geschrieben haben und das Delegierten-System abgeschafft haben, eigentlich auch meinen eigenen Posten als Delegierter abgeschafft und zwar gerne. Mir war es dabei wichtig, möglichst viele basisdemokratische Elemente einzubauen. Dieser Punkt Deiner Frage hatte mir damals auch nicht so gut gefallen, allerdings waren wir mehrere Leute, die die Satzung geschrieben haben und da musste man einen Konsens finden. Nichtsdestotrotz wurde 2015 der Antrag angenommen, eine Satzungskommission zu bilden, die genau diesen Punkt anpacken soll. Obwohl ich damals in keinem öffentlichen Ehrenamt war, habe ich mich bereit erklärt zu unterstützen, da ich Erfahrung in der Satzungsarbeit habe und mir das Thema Demokratie im Verein so wichtig ist. Leider war es durch die inhaltlichen und zeitlichen Zwänge des Antrages nicht möglich, alles so umzusetzen, wie ich es gerne gehabt hätte. Dennoch haben wir eine Satzungsänderung angestoßen, die nicht ganz nach meiner persönlichen Auffassung ausgefallen ist, hinter der ich aber stehe. Ich bin durchaus der Meinung, dass wir hier demokratischere Strukturen brauchen und schaffen sollten. Leider sind uns hier aber auch von den Verbänden die Hände ein Stück weit gebunden. Sie geben ganz klare Strukturen vor, die die Satzungen der eingetragenen Vereine betreffen und dazu gehört auch, dass ein eigenes Organ die Kandidaten für den Vorstand oder Präsidium benennen soll.

Wie stehst Du zu der 50+1-Regelung?

Erstmal möchte ich die faktische Situation darstellen, wie sie in Deutschland und bei Sechzig ist. Zum einen ist in den Statuten der Verbände die 50+1-Regel fest verankert und die jüngsten Beschlüsse bei der DFL haben gezeigt, dass es weiterhin so bleiben wird und an der Regel festgehalten wird. Da können wir als Drittligist, der in der DFL nicht vertreten ist, nichts ändern.

Zur Situation bei Sechzig … von ALLEN Beteiligten gibt es klare Bekenntnisse für die 50+1-Regel, teilweise auch schriftlich. Für mich sind insbesondere die Ereignisse der MV’s 2017 und Januar 2016 maßgeblich. Wir haben einen Antrag vorgefunden, der sich damit befasst, dass sich das Präsidium aktiv für den Verbleib der 50+1-Regel einsetzen soll und der wurde mit 95% im vorletzten und mit fast 97% im letzten Jahr angenommen. Das ist also für das Präsidium und alle handelnden Personen maßgeblich und verbindlich – und zwar auch für jeden neu gewählten Verwaltungsrat oder Präsidenten.

Meine persönliche Meinung dazu: Die 50+1-Regularien sind ein wichtiges Instrument gegen die Auswirkungen von so manchen Investoren, die sich nebenbei mal in einen Fußballverein einkaufen und ihn wie ein Spielzeug behandeln. Es ist nur gegen die Auswirkung gerichtet, denn so ganz verhindern kann man es in Deutschland auch nicht mehr. Wir haben, abgesehen von Hannover und anderen namhaften Beispielen, auch andere Vereine in Deutschland, über die nicht so viel in den Medien zu lesen ist, bei denen aber auch solche Auswüchse zu sehen sind. Dementsprechend habe ich mich in Abstimmung mit dem Präsidium dem Thema angenommen und habe versucht, die ersten Schritte zum Beschluss der Mitgliederversammlung einzuleiten und habe mich im ersten Schritt mit Vertretern von anderen Vereinen vernetzt, die von dieser Thematik betroffen sind, um in den weiteren Schritten entsprechende Maßnahmen zu erarbeiten, um die 50+1-Idee zu stärken. Auch im Hinblick darauf, sollte das Drohszenario tatsächlich einmal kommen, dass die Regel vor dem Gericht nicht standhalten sollte.

Wie ist Robert Reisinger als Präsident in Deinen Augen? Hat er ein offenes Ohr für jeden? Und findest Du, dass er sich in der Öffentlichkeit dominanter präsentieren müsste?

Das würde ich differenziert betrachten. Das eine ist die Öffentlichkeitsarbeit nach außen und das andere ist die Offenheit für Fragen von Mitgliedern und Fans. Zu letzterem kann ich wenig sagen, da ich in sein Tagesgeschäft keinen Einblick habe. Was ich aber bisher gehört habe, kommen gute Antworten zurück und er nimmt sich dafür Zeit.

Die Öffentlichkeitsarbeit des Präsidiums unterstütze ich absolut. Ich finde, nicht jedes Gerücht sollte in der Öffentlichkeit kommentiert werden, insbesondere nicht von den e.V.-Vertretern, da die meisten Themen, die da diskutiert werden, den e.V. nur sekundär betreffen. Ich finde es besser, dass das Präsidium im Hintergrund und in Ruhe gewissenhaft arbeitet. Da muss man nicht jede Wasserstandsmeldung rausgeben, da muss man nicht jedes Gerücht kommentieren, sondern seine Arbeit vernünftig und in Ruhe machen und dann die Ergebnisse ggf. präsentieren. An manchen Stellen kann es nicht schaden, gewisse Abläufe oder Zusammenhänge in der Öffentlichkeit ein bisschen genauer zu erklären, aber das ist wirklich nur ein ganz kleiner Punkt. Das kommt daher, dass einzelne Aussagen oder Pressemitteilungen von verschiedenen Medien oder Kommentatoren sehr unterschiedlich interpretiert werden und sich dadurch Gerüchte gegenseitig anheizen und Stimmung gemacht wird, aber auch ganz klar bewusst Legendenbildungen im Sinne der eigenen Ideologie betrieben wird. In Ausnahmefällen kann man dem vielleicht entgegenwirken, indem man die tatsächlichen Geschehnisse aufzeigt, allerdings ist das für mich ein Wunsch auf hohem Niveau. Das ist nicht als Kritikpunkt am Präsidium zu werten, damit meine ich, dass ich die Forderungen durchaus nachvollziehen kann. Prinzipiell ist es richtig, nicht jede Sau, die durchs Dorf getrieben wird, noch weiter zu treiben.

Viele Kandidaten treten an, mit dem Vorhaben, das angeknackste Verhältnis zwischen den Mitgesellschaftern zu verbessern. Inwieweit hat ein VR die Möglichkeit oder Berechtigung, auf das Verhältnis einzuwirken?

Erstmals muss man festhalten, dass in der Vergangenheit von allen Seiten massive Fehler gemacht wurden. Ich glaube, es ist heutzutage nicht mehr möglich, die alle ausreichend aufzuarbeiten und das wäre auch nicht zielführend. Ich halte es seit der letzten Wahl so, dass ich mich auf den Ist-Zustand und auf die Zukunft konzentriere, da ich das vielversprechender finde. Prinzipiell ist es in meinen Augen so, dass alle Funktionäre erstmals die Aufgabe haben, ihre eigenen Hausaufgaben zu machen und einen soliden nachhaltigen Weg zu gehen. Das hat im letzten Jahr ziemlich gut funktioniert. Soweit es sinnvoll und möglich ist, sollen die einzelnen Schritte bezüglich der KGaA gerne auch mit dem Mitgesellschafter abgestimmt sein. Wenn jemand einen anderen Weg gehen möchte, dann darf und muss nur noch das Vereinswohl, und damit meine ich sowohl den e.V. als auch die KGaA, ausschlaggebend sein. Und sollte es zu Konflikten kommen, dürfen keine persönlichen Befindlichkeiten eine Rolle spielen. Eine weitere Abhängigkeit – egal von wem – schadet dem Verein und ist nicht mit bestmöglichem Wissen und Gewissen vereinbar. Dass dieser Weg nicht verkehrt ist und zum Erfolg führt, hat die letzte Saison beim Profifußball eindeutig gezeigt.

Ist die Stadionfrage ein Thema im Verwaltungsrat und wie siehst Du die Thematik?

Wenn man die aktuelle Situation bezüglich der Stadionthematik abseits der eigenen Sichtweise sachlich betrachtet, kann man in meinen Augen eine Hauruck-Aktion nicht als die richtige betrachten. Jeder, der sich für Sechzig engagiert, würde lieber heute als morgen allen Fans die Möglichkeit geben, alle Spiele zu besuchen. Realistisch aber steht in absehbarer Zeit keine Alternative zur Verfügung. Ein Neubau scheidet kurz- und mittelfristig aus, da der mehrere Jahre dauern wird. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir momentan schon kein Grundstück zur Verfügung haben, das tatsächlich zeitnah umsetzbar wäre. Dementsprechend ist ein Neubau keine Lösung dafür, mehr Zuschauer ins Stadion zu bekommen – nicht mittelfristig. Das Olympiastadion wird immer wieder ins Spiel gebracht. Da waren die letzten Äußerungen, dass eine Modernisierung in etwa ein Jahr in Anspruch nehmen würde, um dort Profifußball zu betreiben. Und auch da gibt es viele andere Probleme, die mit dem Stadion behaftet sind, die damit noch nicht gelöst werden. Das geht über die Geschichte des Sechzger Stadions und die größten sportlichen Erfolge von Sechzig, das Heimatgefühl und die Identität des ganzen Vereins weit hinaus. Stichwort Ensembleschutz und Logen. Dafür kann das Stadion nichts, aber das kann auch das Olympiastadion eben nicht lösen. Dementsprechend ist es für mich so, dass wir aktuell keine Alternative haben, was für uns alle der Auftrag sein muss, das Beste aus der Situation zu machen – soweit wir in dieses Thema eingebunden sind, was beim Verwaltungsrat ja nur sehr begrenzt der Fall ist. Das bedeutet, dass wir das Sechzger für unsere Ansprüche und Bedürfnisse nutzen müssen. Ich bin der Ansicht, dass das jeder einsieht, der sich ideologiefrei damit befasst.
Man muss sich nur mal anschauen, was nun geschafft wurde: Wir haben als erstes die Möglichkeit bekommen, endlich wieder zu Hause zu spielen. Der zweite Schritt war, dass wir es geschafft haben, dass die gesperrten Blöcke geöffnet wurden und der dritte, dass wir die Kapazität auf 15.000 erhöhen konnten. Das ist für mich ein klares Indiz dafür, dass man schrittweise der gewünschten Lösung näherkommt. Aber es funktioniert nur Schritt für Schritt und mit der Stadt als Partner auf Augenhöhe und nicht mit der Pistole auf der Brust.

Ist es zu einfach gedacht, wenn einige Kandidaten meinen, die Stadt zu einer Aussage zu zwingen oder kann das eine Berechnung sein, weil man einen Neubau forcieren will?

Über meine Mitstreiter will ich mich nicht äußern oder etwas reininterpretieren. Ich finde es persönlich nur sehr befremdlich. Man sollte der Stadt eigentlich dankbar sein, dass sie uns den Spielbetrieb überhaupt ermöglicht hat. Anstatt Dank auszusprechen, ein Ultimatum und Forderungen zu stellen, ist einfach nicht zielführend.

Ist die Stadt in der Bringschuld?

Nein. Die Stadt hat uns viel ermöglicht. Ich sehe uns, als Nutzer des Stadions und die Stadt als Besitzer, als Partner. Wir müssen auf Augenhöhe vertraulich reden. Dann erreichen wir viel mehr.

Was wünschst Du Dir für die Versammlung am 22. Juli 2018 im Zenith?

Ich persönlich wünsche mir, dass möglichst viele Mitglieder aus allen Abteilungen kommen und ihre Mitgliederrechte wahrnehmen, weil es die Demokratie im Verein stärkt. Je mehr Mitglieder kommen, umso höher ist die Legitimation für alle zu wählenden Gremien. Je mehr Mitglieder sich auch äußern, umso besser ist es – auch für die nicht zur Wahl stehenden Personen – ein Meinungsbild bzw. ein Stimmungsbild mitzunehmen und ihr Handeln danach auszurichten.
Und mein zweiter Wunsch ist, dass die Mitglieder den Weg, den wir letztes Jahr eingeschlagen haben, honorieren und uns den Auftrag geben, den Weg weiterzuverfolgen. Weil der Weg in meinen Augen zum Erfolg führen kann und mehr Ruhe in den Verein reinbringt.

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