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Verwaltungsratskandidaten im Blickpunkt: Matthias Braumandl

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Matthias Braumandl ist 41 Jahre alt und gehört der Fußballabteilung an. Beruflich ist er bei der Staatsanwaltschaft München II, zuständig insbesondere für Sexual- und Kapitaldelikte.

Wir trafen den Rechtsexperten auf der Terrasse des Giesinger Bräu.

BraumandlDas Interview

Welche Motivation hast Du, für das Amt eines Verwaltungsrates zu kandidieren?

Ich bin Fan und ich mache lieber mit, anstatt zu schimpfen. Ich kann Jura und würde damit gerne helfen. In der Satzung ist von rechtlichen Kompetenzen die Rede, die habe ich und ich kenne mich als Staatsanwalt mit allen möglichen Rechtsgebieten aus.

Wie kam es denn dazu? War es Deine persönliche Entscheidung zu kandidieren oder hat Dich jemand gefragt oder vorgeschlagen?

Es war meine persönliche Entscheidung, doch ich habe mit Freunden schon seit längerem darüber geredet, ob man sich nicht mehr engagieren könnte.

Und von wem wurdest Du dann offiziell beim Wahlausschuss vorgeschlagen?

Von mir selber.

Was sind denn Deine speziellen Themen oder persönliche Anliegen, die Du primär im Verwaltungsrat umsetzen willst?

Das Anliegen ist, dass man miteinander redet und nicht übereinander, dass man durch Kommunikation vorankommt. Seit ich Sechzger-Fan bin gibt es viel Streit. Es hat schon damals mit dem Olympia-Stadion und Sechzger-Stadion angefangen. Ich glaube, es gibt keine Fangruppierung, die untereinander so gespalten ist, wie bei uns. Und das stört mich.

Du willst vor allem die Kommunikation zwischen den Fans verbessern?

Zwischen allen – dass man eben schafft, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen.

Welche Abteilungen liegen Dir besonders am Herzen, für die Du Dich engagieren möchtest?

Die Fußballabteilung.

Die Fußballabteilung ist ja eine von vielen Abteilungen in unserem Mehrspartenverein. Gibt es auch andere Abteilungen, zu denen Du Beziehungen hast?

Ehrlich gesagt habe ich keine Beziehungen zu anderen Abteilungen.

In welcher Form unterstützt Du den e.V. und seine Abteilungen bereits jetzt oder in der Vergangenheit?

Damit, dass ich seit Jahrzehnten unglaublich viel Geld für Fanartikel ausgebe und bei 3 Grad zu Spielen gehe.

Solltest Du nicht gewählt werden, in welcher Form willst Du Dich für den e.V. dann engagieren oder den e.V. unterstützen?

Ich habe leider kein Unternehmen an der Hand, dass ich als Sponsor anschleppen kann. Aber wenn mich jemand fragt, würde ich mich gerne auch in anderer Form engagieren. Ich habe keine Kontakte in die Wirtschaft oder Politik. Das was ich kann, ist Fan-Sein und ich kenne mich mit Rechtsfragen aus. Wenn das jemand brauchen kann, dann sehr gerne.

Als Mitglied im e.V. und mögliches zukünftiges Mitglied im Verwaltungsrat: Wie wichtig ist Dir die 50+1-Regelung?

Die 50+1-Regelung ist mir sehr wichtig und ich bin für die Beibehaltung. Es ist der zentrale Punkt der deutschen Fußballkultur. Solche Verhältnisse wie in England will hier niemand. Dass Klubs wie RedBull nicht allgemein anerkannt werden, ist deutlich zu erkennen.

Wie siehst Du das Verhältnis zu Hasan Ismaik und die Gesamtsituation?

Also 2011 habe ich es als Fan super gefunden und auch vom Aufstieg und Champions League geträumt habe. Doch die Entwicklung der letzten Jahre hat zu einer Abkühlung der Begeisterung geführt. Trotzdem ist es so, dass der Investor da ist und wahrscheinlich auch bleibt, deshalb muss man sich damit in geeigneter Weise arrangieren und schauen, dass man das auf die Reihe bekommt.

Soll sich der Verwaltungsrat und das Präsidium des e.V. in das Tagesgeschäft der KGaA einmischen?

Nein. Der Verwaltungsrat ohnehin nicht. Das ist satzungsgemäß auch gar nicht vorgesehen. Das ist ja relativ klar umrissen. Für das Tagesgeschäft gibt es ja die Geschäftsführung und man darf nicht vergessen, dass der Verwaltungsrat von der Grundidee ein Ehrenamt ist und keine Fachkompetenz dafür ist, ein mittelständisches Unternehmen zu leiten.

Sollte sich der Präsident medienwirksamer als Gesellschafter des Profifußballes äußern?

Ich denke nicht, dass er sich medienwirksamer darstellen soll. Je weniger man sich medienwirksam darstellt und übereinander redet und je mehr man miteinander redet, ohne dass es die Medien mitbekommen, desto sinnvoller ist das Ganze.

Hättest Du Dir von der e.V.-Seite oder vom Präsidium eine stärkere Transparenz in der vergangenen Saison gewünscht?

Nein. Aus meiner Sicht hat es so gepasst. Man muss nicht alles nach außen kommunizieren. Je mehr man in die Öffentlichkeit trägt, umso weniger ist es der Sache dienlich.

Als zukünftiger Verwaltungsrat kannst Du die nächsten Kandidaten für das Amt des Präsidenten vorschlagen. Welche Persönlichkeit wäre Dein Kandidat?

Konkreter Name fällt mir nicht ein, aber es muss eine Persönlichkeit sein, die in der Lage ist, zu kommunizieren und die Fangemeinde komplett hinter sich zu ziehen, auch wenn das bei Sechzig fast schier unmöglich ist. Und nachdem Sechzig mittlerweile ein Millionen-Unternehmen ist, schadet es mit Sicherheit nicht, dass es jemand ist, der sich mit Unternehmensführung auskennt.

Wenn Du Dich als Verwaltungsrat zwischen Reisinger und Cassalette entscheiden müsstest, wie würdest Du entscheiden?

Na ja, das ist dann so eine Lager-Entscheidung.

Anders formuliert. Wie bewertest Du denn die Arbeit des aktuellen Präsidiums?

Das ist schwierig zu sagen, weil jetzt die Saison am Ende super gelaufen ist. Jetzt habe ich ein wunderbares Grundgefühl und kann sagen, dass sie das super gemacht haben. Hätte das nicht funktioniert und Sechzig wäre in der vierten Liga geblieben und müsste mit einer Kreisliga-Mannschaft auflaufen, würde ich es natürlich anders sehen. Doch wenn ich mich eben heute entscheiden müsste, dann würde ich Robert Reisinger wählen.

Wie siehst Du das, wenn in den sozialen Netzwerken, statt einer richtigen Diskussion, immer wieder die Forderung aufkommt, dass das Präsidium oder die Verwaltungsräte zurücktreten sollen?

Ich finde die Art, wie Sechzger-Fans untereinander kommunizieren, problematisch und ich glaube nicht, dass es so etwas in einem anderen Verein in Deutschland in dem Maße gibt, wie bei uns.

Soll sich der e.V. verstärkt selbst und direkt um seine Fans kümmern?

Ich habe mich als Fan nie schlecht betreut gefühlt. Ich bin aber in keinem Fanclub, bin nicht organisiert und kann dazu wenig sagen. Seit 25 Jahren renne ich ins Stadion, ich brauche aber kein Mehr an Fanbetreuung.

Brauchst Du überhaupt eine Fanbetreuung?

Ich habe eben nie eine gebraucht, aber ich weiß nicht, wie das mit den Fanclub-Strukturen ist und kann dazu nicht viel sagen.

Macht es aus Deiner Sicht Sinn, als Interessens-Gruppe gemeinsam zur Wahl anzutreten?

Es geht doch um den Verwaltungsrat eines Vereins, um ein Ehrenamt und um aus persönlicher Leidenschaft einen Verein voranzukriegen. Es geht nicht um eine Bundestagswahl, wo man eine Fraktion bilden muss. Ich bin auch schon über irgendwelche Leute gefragt worden, ob ich mich nicht mit anderen zusammentun möchte, aber ich finde es diesem Amt nicht angemessen, als Block anzutreten. Es geht um individuelle Personen, die individuelle Qualifikationen haben und man soll sich die rauspicken, von denen man meint, dass sie die richtigen sind. Und dieses Lagerdenken, von wegen „ich wähle Ruinen-Anbeter oder Kaiserklo-Anbeter“, führt zur weiteren Spaltung des Ganzen und zu keiner Zusammenführung.

Welche Bedeutung hätte für Dich als Verwaltungsrat die Stadionfrage?

Die absolut größte Frage. Das ist das, was die meisten Fans bewegt und hat die allergrößte Bedeutung.

Dann verrate unseren Lesern doch mal: Welche Stadion-Option würdest Du favorisieren?

Ich würde, wie fast alle, von einem ausgebauten 40.000-Zuschauer-Grünwalder träumen. Ob das geht, weiß ich nicht. Es heißt immer, das geht eben nicht. Aber andererseits leben wir in einer Stadt, die es schafft, jedes Jahr 2,5 Wochen sieben Millionen Betrunkene durchzuschleusen. In London steht das Emirates-Stadion im Wohngebiet, also weiß ich nicht, ob das ein politisches „Nicht-Können“ oder ein „Nicht-Wollen“ ist. Das kann ich jedoch nicht beurteilen, weil ich nicht die entsprechenden Kenntnisse dazu habe.

Das „Team Profifußball“ will bis zum Ende des Jahres eine Aussage von der Stadt haben im Hinblick auf das Stadion. Das ist ihr Wahlversprechen. Ist dies aus Deiner Sicht realisierbar?

Wollen kann man viel, aber bloß, weil man sagt: “Ich will eine verbindliche Aussage”, heißt es nicht, dass es dahinführt. Ich denke, dass man mit Fristsetzungen und irgendwelchen Ultimaten in Zweifel nicht so wahnsinnig weit kommt. Da muss man mit den richtigen Entscheidungsträgern der Stadt reden – und das besser geräuschlos und nicht über die Medien.

Was wünscht Du Dir für die Versammlung am 22. Juli 2018 im Zenith?

Dass die Leute anständig miteinander umgehen und dass man sich, auch wenn man anderer Meinung ist, mit Respekt begegnet.

Unsere Löwenmagazin-Übersicht: Die Kandidaten auf einem Blick

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