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Verwaltungsratskandidaten im Blickpunkt: Christian Groß

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Im Stehausschank des Giesinger Bräu traf sich das Löwenmagazin mit dem Architekten Christian Groß. Er gehört zu den Kandidaten, die sich nicht groß hervortun und versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In der aktiven Fanszene ist er für seinen Einsatz im Hinblick auf den Sendlinger Bunker bekannt. Aktuell erarbeitet er für die Münchner Löwen aus Sicht eines Architekten Möglichkeiten für ein Podest der Vorsänger.

Das Interview

GrossWas ist Dein Beweggrund, Dich für den Verwaltungsrat aufstellen zu lassen?

Das ist eine gute Frage. Erst einmal ist es ein persönlicher Antrieb aus dem Jahr heraus. Es macht mir wieder Spaß. Wir sind zurück in Giesing. Durch meine Ausbildung als Architekt glaube ich, dass ich mich für das Zukunftsgeschehen am Standort Giesing einbringen kann. Ich habe eine Dauerkarte in der Westkurve. Viele in der Kurve, haben mich gefragt, ob ich es mir nicht vorstellen kann. Ich habe es mir gut überlegt und denke, dass ich eine Position einnehmen kann, die ich bei den anderen Kandidaten nicht wirklich entdecke.

Hat Dich dann jemand explizit gefragt?

Ja, mich hat der Andreas Schmied von den Blue Vikings gefragt und mich im Endeffekt dann auch vorgeschlagen.

Das betrifft ja dann vor allem den Fußball. Gibt es auch andere Abteilungen, die Dir am Herzen liegen?

Ich komme prinzipiell als Fan aus der Fußballabteilung. Aber der TSV ist natürlich nicht nur Fußball. Es gibt viele engagierte und auch erfolgreiche Abteilungen. So zum Beispiel die Boxer mit Schachidov oder die Skiabteilung mit Strasser. Ich selbst komme jedoch aus dem Fußball. Aber selbstverständlich nimmt man sich auch den anderen Abteilungen als Verwaltungsrat an. Das macht den Mehrspartenverein ja aus.

Gibt es bestimmte Themen, die Du bei Sechzig anpacken wollen würdest?

Es gibt die Satzung, die ja klar vorgibt, was der Verwaltungsrat zu tun hat. Darüber hinaus glaube ich, dass ich mich vor allem als Architekt mit meiner Erfahrung einbringen kann. Ich habe Projekte in unterschiedlichen Größenordnungen, Prestigeobjekte, internationale Projekte usw. bearbeitet. Da kann ich Input geben und bei Beschlüssen oder Anträgen unterstützend mitwirken.

Die Turnhalle ist ja ein Problem

Ja richtig. Ich weiß nicht, wie weit der Verein bei diesem Projekt ist. Inwieweit die Pläne fortgeschritten sind. Im Büro entwickeln wir Gebäude von der Pike auf. Wir erarbeiten Standortanalysen, erstellen Raumprogramme, entwerfen/konstruieren Gebäude und erstellen Kosten- und Zeitpläne. Das ist mein Daily Business und ich denke, dass ich da viele Fragen für oder mit dem Verein klären kann.

Hast Du denn Ambitionen, selbst als Architekt mitzuwirken?

Nein, überhaupt nicht. Mir geht es darum zu unterstützen. Beratend zur Seite zu stehen. Klar, wäre es eine große Sache für Sechzig zum Beispiel ein Fußballstadion zu bauen. Da wäre ich in der aktuellen Lage aber sicherlich das falsche Büro, da dies von der Größenordnung in der momentanen Situation eine Nummer zu groß wäre. Aber ich glaube, dass ich bei Verhandlungen mitwirken kann. Da ich sehe, was machbar ist und was nicht. Ich kann meine Expertise mit reinsteuern.

Hast Du Dich denn bei Sechzig bereits ehrenamtlich eingebracht?

Nicht direkt im e.V., aber in der Fanszene. Zum Beispiel beim Verein zur Pflege der Münchner Fußballkultur. Da habe ich mit gearbeitet, dass der Verein den alten Sendlinger Bunker anmieten konnte. Ich war bei den Genehmigungen seitens Baubehörden unterstützend tätig. Im Moment bin ich dabei, mit den Münchner Löwen das Projekt „Podest“ anzugehen, welches die Vorsänger im Stadion brauchen. Da gibt es Vorgespräche und wir sind da dran. Ich bin eher im Hintergrund.

Also eher die stille Arbeiterameise?

Mir geht es um die Sache. Ich möchte mich für den e.V. einbringen, möchte mich für die Fanszene einbringen. Gleiches gilt dann auch für alle Abteilungen, wenn ich gewählt werde. Wenn jemand beispielsweise Fragen rund um das Thema Bauen hätte, wäre ich dann der richtige Ansprechpartner.

Die 50+1-Regelung. Ist die wichtig?

Die ist sehr wichtig. Die ist überhaupt nicht verhandelbar.

Siehst Du denn trotz 50+1-Regelung eine Zukunft mit Investor Hasan Ismaik?

Nun, er ist da und wird auch vorerst dableiben. Entsprechend muss man mit ihm zusammenarbeiten. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Die Verträge existieren. Das ist aber meine persönliche Meinung, als Verwaltungsrat würde ich wahrscheinlich wenig Schnittstellen haben. Die Politik, die das Präsidium aktuell fährt, ist positiv. Es geht vorwärts. Wir sind aufgestiegen und dass der Präsident nicht groß rumschreit befürworte ich voll und ganz.

Sollte sich Reisinger also nicht medienwirksamer präsentieren? Das wäre schon unsere nächste Frage, die Du bereits ansprichst.

Die Berichterstattung über Sechzig geht ja immer sehr stark in die eine oder andere Richtung. Herr Reisinger springt nicht ständig auf irgendeinen Zug auf. Das ist genau richtig. Man reagiert relativ nüchtern mit Pressemitteilungen. Ohne große Töne. Würde er auf alles reagieren, dann käme er ja überhaupt nicht mehr dazu, die eigentliche Arbeit zu machen. Man muss ja auch bedenken, dass das ein Ehrenamt ist.

Was ist mit der Transparenz?

Für mich ist die Transparenz ausreichend. Man könnte vielleicht mit mehr Pressemitteilungen arbeiten, aber grundsätzlich habe ich eher die Einstellung, dass ich unseren gewählten Vertretern vertraue. Man muss nicht alle Kleinigkeiten hinterfragen.

Wäre denn Reisinger Dein Kandidat für 2019? Immerhin schlägt der Verwaltungsrat das Präsidium vor.

Reisinger hat bewiesen, dass er als Präsident Amateurliga kann. Jetzt muss man die kommende Saison abwarten. Aktuell wäre es in jedem Fall Reisinger. Man muss schauen, was im Profifußball nun passiert und wie er sich als Präsident präsentiert.

Sind wir denn im Profifußball? Ist ja nicht jeder der Meinung.

Natürlich. Aber mein Ziel ist es auch, dass man in die 2. Bundesliga aufsteigt. Mittelfristig gesehen. Langfristig muss das Ziel natürlich die 1. Bundesliga sein. Das gilt meines Erachtens auch für alle anderen Fans. Und auch für Reisinger. Für – im Endeffekt – jeden. Nun müssen wir uns aber erst in der 3. Liga behaupten. Klar ist aber auch, dass ich keine faulen Kompromisse möchte. Immer nur das Ziel ganz nach oben, das ist der falsche Weg.

Wie denkst Du über die Betreuung der Fanclubs? Extern oder durch den Verein? Was würdest Du priorisieren?

Ich sehe das allgemein kritisch. Bei der ARGE geht es vor allem um organisierte Fanclubs, nicht um die, wie ich sie aus der Kurve kenne. Die brauchen keinen Dachverband. Das mit der ARGE ist so eine Sache für sich. Wenn sich ein Vorstand klar politisch positioniert, dann hat das oft den Anschein, als würden sich alle Fans, die in der ARGE sind, so positionieren. Das ist nicht richtig. Viele Mitglieder in der ARGE denken anders. Ich finde es einen interessanten Gedankengang, dass man im Verein jemanden hat, der sich ein wenig um die Fanbelange kümmert. Der zuhört. Aber prinzipiell bin ich der Meinung, dass sich alle Fanclubs selbst organisieren sollten. Da selbst aktiv werden sollten. Wie es viele machen, die nicht in der ARGE sind und die trotzdem funktionieren. Klar ist, dass man die Fans belohnen sollte, die auch wirklich den Verein unterstützen und supporten. Und nicht ausschließlich diejenigen, die irgendwo in einem Dachverband organisiert sind. Da gilt es meines Erachtens, ein Konzept zu entwickeln. Diese Verbandelung zwischen KGaA und ARGE finde ich nicht in Ordnung.

Wo kann es hingehen mit dem Stadion? Wie siehst Du das als Architekt?

Ich finde es richtig und bin vollkommen überzeugt, dass man die Spielstätte Grünwalder Stadion angehen muss und kann. Wenn man es forciert, dann ist es ohne Probleme möglich, auch für die 2. Bundesliga das Stadion fit zu machen. Es gibt viele Wege nach oben und es gibt viele Wahrheiten. Das ist auch in der Architektur so. Mir hat, ehrlich gesagt, auch noch keiner schlüssig erklären können, wieso das Grünwalder Stadion kein Thema sein kann. Jetzt rein als Architekt gesehen, finde ich, dass es machbar ist. Alle Politiker schreiben sich auf die Fahnen, dass man gegen den Flächenfraß vorgehen muss. Jetzt hat man in Giesing ein Stadion, das von der Infrastruktur super erschlossen ist. Die Fantrennung funktioniert besser als in der Allianz Arena, du kannst es mit zwei U-Bahnen unterschiedlich ansteuern. Klar gibt es Herausforderungen. Im Hinblick auf den Müll, die Toiletten und auch den Lärm. Aber das sind Aspekte, die man angehen kann. Wie man das nun angeht, muss erörtert werden. Ob Rasenabsenkung für mehr Zuschauer oder ein Dach für besseren Schallschutz, das muss man alles diskutieren. Ja, es fehlen Flächen für die Medien, aber auch hier gibt es Lösungsansätze. Wenn du heutzutage ein neues Stadion irgendwo auf einer Wiese baust, dann heißt das auch nicht automatisch, dass du nun für die nächsten Jahre keine Umbauten vornehmen musst. Da muss sich nur irgendwo ein Paragraph ändern und schon stehst du ebenfalls vor Herausforderungen. Der Standort Grünwalder Stadion muss als Chance gesehen werden.

Hast Du eine Größenvorstellung? Was ist machbar?

Da kann man keine seriöse Auskunft geben. Nicht ohne Plan. Ich denke aber, dass man im Grünwalder Stadion stufenweise vorgehen kann. Es wurde jetzt von 12.500 auf 15.000 erhöht. Ich denke, dass die geforderten 18.600 die nächste Stufe sein werden. Ich denke, in der Bausubstanz wäre auch ein Stadion von 30.000 bis 35.000 möglich.

Sollte man von der Stadt eine klare Aussage fordern, wo nun die Grenze ist?

So funktioniert das nicht. Dann sagt die Stadt eben, die Grenze ist bei 15.000 oder 20.000 erreicht. Man muss sich das stufenweise erarbeiten. Der Antrag der SPD ist schon mal ein richtiger Schritt. Das ist jedoch kein Wunschkonzert, das muss man sich erarbeiten.

Braucht man eine Stadionkommission? Ein Team, das sich dem widmet?

Das wäre sinnvoll. Ich würde mich gerne dazu zur Verfügung stellen. Auch unabhängig von einem Amt als Verwaltungsrat. Ich möchte, dass es vorangeht und ich wünsche mir Fortschritte für das Grünwalder Stadion. Beratend, organisatorisch. Ich wäre in jedem Fall bereit. Ich kenne zum Beispiel einen federführenden Planer des Augsburger Fußballstadions ganz gut. Einer der Verfasser der Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2010, zur Erweiterung des Grünwalder Stadions, ist ein ehemaliger Arbeitskollege. Hier gibt es Anknüpfungspunkte.

Was wünschst Du Dir von der Mitgliederversammlung?

Dass es gute Beiträge gibt. Und dass zum Schluss Verwaltungsräte gewählt werden, die auch zusammen gut arbeiten können.


Übrigens, eine Übersicht über alle Kandidaten findest Du hier:

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