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Versöhnlicher Neuanfang?

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Nie war es ruhiger auf Giesings Höhen. Mit der gemeinsamen Entscheidung, Marc-Nicolai Pfeifer als Geschäftsführer für die Finanzen einzustellen, begann der Giesinger Friede. Die Politik der kleinen Nadelstiche wurde ad acta gelegt. Der kalte Krieg beiderseits beendet. Kommt nun ein versöhnlicher Neuanfang?

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Im Dreivierteltakt einen Schritt vor und einen zurück

Lange Zeit hatte man den Fehler gemacht, Giesings Bühne zu bespielen. Der TSV 1860 München kam dabei keinen Schritt weiter. Das Publikum in Form der Fans war ohnehin jedes Mal frustriert. Mal die einen, mal die anderen. Je nachdem, wer auf der Bühne gerade das Tanzbein schwang. Profitiert haben nur diejenigen, die von Klicks und Schlagzeilen leben. Die Löwen selbst machten im Dreivierteltakt einen Schritt vor und einen Schritt zurück. Vorwärts ging es nicht. Und auch nicht zurück.

Das Hoffen auf eine Etat-Erhöhung

Marc-Nicolai Pfeifer als Heilsbringer? Wohl kaum. Auch aktuell geht es nicht wirklich vorwärts. Trotz des sogenannten „nachhaltigen Finanzpaketes“ hat der TSV 1860 München immer noch zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Oder vielleicht auch gerade wegen des Finanzpaketes. Ob der neue Geschäftsführer daran etwas ändern kann?

Man kann sich durchaus der Meinung anschließen, dass ein 3 Millionen Spieler-Etat ausreicht. Einige Fans geben sich damit zufrieden. Doch es sind ausgerechnet die offiziellen Protgonisten der TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA, die Hoffnung schüren. Günther Gorenzel zum Beispiel. Und so muss es erlaubt sein, wenn es nicht sogar notwendig ist, sich genau darüber zu unterhalten. Über die Hoffnung auf eine Erhöhung des Spieler-Etats. Das Zünglein an der Etat-Waage ist Hasan Ismaik. Weil er bis zu einer Höhe von 6,3 Millionen Euro eine Sicherheit leistet. Allerdings nur für die aktuelle Budgetierung. Spieleretat erhöhen? Nur Hasan Ismaik müsste zustimmen.

Der hoffende Hasan Ismaik

Es mag Zufall sein. Aber zeitgleich mit dem Beginn der Corona-Krise betrat im arabischen Raum ein neuer Hasan Ismaik die mediale Welt. Jede Woche werden in Zeitungen Artikeln aus seiner Feder veröffentlicht. Beiträge mit Tiefgang. Ismaik macht sich Gedanken und schreibt sie nieder. Hoffnung legt er vor allem in die Jugend. Er selbst flüchtete mit 14 Jahren aus der Golfregion nach Jordanien. Und orientierte sich durchaus an den westlichen Werten der US-Amerikaner. Jeans wie Rambo und Nike-Schuhe wie Michael Jackson, das wollte der junge Hasan. Er selbst hat es geschafft. Und wünscht es sich auch für andere junge Menschen. Die Jugend ist für Ismaik die Säule der Gesellschaft.

Giesinger Friede

Mit der teils tiefsinnigen Auseinandersetzung Ismaiks mit gesellschaftlichen Problemen und den Herausforderungen der Welt kam auch der Giesinger Friede. Verwundert hat nicht nur die gemeinsame Verpflichtung des neuen Geschäftsführers, sondern auch die Einigkeit des Aufsichtsrates im Hinblick auf das Finanzpaket. Ohne, dass jemand laut stampfend die Bühne betrat und sich selbst auf die Schulter klopfte. Ohne Schuldzuweisung. Ohne Polarisierung. Ist es Zufall?

Ismaiks Leben ist wohl einer der interessantesten und facettenreichsten Geschichten. Mit vielen Höhen und Tiefen. Die Löwen sind dabei ein wesentlicher Teil. Er selbst hat es in der Hand, dem Kapitel „Sechzig“ einen versöhnlichen Neuanfang zu geben. Die Vergangenheit ist wie sie ist. Niemand kann sie rückgängig machen. Aber glaubt man Ismaiks arabischen Beiträgen, so ist er voller Hoffnung und Zuversicht. Und blickt nach vorn. Zumindest im arabischen Raum und der dortigen Gesellschaft. Und genau diese Hoffnung und Zuversicht benötigen die Löwen im Moment mehr denn je.

Leicht wird es nicht. Eine Chance ist es allemal. Mit dem neuen Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer ist vielleicht der Anfang gemacht. Ansonsten ist es wie immer. Eine Chance wird in den Mühlen der Löwen wieder einmal zermahlen. Vor allem dann, wenn wieder jemand laut stampfend auf die Bühne tritt. Und das eine Volk ihn feiert und das andere Volk ihn ausbuht. Bleibt zu hoffen, dass der Schwabe Pfeifer die richtigen Rädchen dreht. Und Ismaik von einem Konzept überzeugen kann, dass alle gleichermaßen zufriedenstellt. Außer den vielleicht, der mit negativen Schlagzeilen sein Brot verdient.


Anmerkung: Wir haben über den Dolmetscher Mutaz Sabbagh an Hasan Ismaik geschrieben und um ein Gespräch gebeten. Eine Antwort haben wir bislang nicht erhalten.

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