Philip Türpitz wechselt zu Türkgücü München. Ob er bei den Löwen ein Thema war, darüber spekulierte die Bild. Die Abendzeitung macht aus einer Spekulation in einer Schlagzeile ein Fakt. Ein Kommentar.

Es ist eine Schlagzeile, die für Klicks sorgt. Und vermutlich nur deshalb auch entstand, weil man eben Klicks erzeugen wollte. „Türpitz-Wechsel vom Tisch: Stadtrivale Türkgücü sticht den TSV 1860 aus“, titelt die Abendzeitung. Selten nervte mich in den letzten Wochen eine Schlagzeile so immens. Zuletzt sei der Angreifer Philip Türpitz mit dem TSV 1860 München in Verbindung gebracht, so das Boulevardblatt aus München. Man beruft sich auf einen Artikel der Bild-Zeitung. Die hatte berichtet, dass Türpitz ein „heißer Kandidat“ bei den Löwen sei. Dass Türpitz ein Thema bei den Löwen gewesen sein soll, wird von der Bild-Zeitung allerdings über Umwege thematisiert. Nach Bild-Informationen seien die Löwen im Winter an ihm dran gewesen, man habe sich dann jedoch für Keanu Staude entschieden. Warum Türpitz nun im Sommer ebenfalls im Sommer ein Thema gewesen sein soll, darüber schreibt die Bild nichts. Sondern kommt mit einem eher bescheidenen „Klappt es im zweiten Anlauf?“. Bereits das wirkt konstruiert. Zu keinem Zeitpunkt behauptet die Bild, dass sie in irgendeiner Weise Information habe, dass 1860 auch im Sommer an Türpitz interessiert war. Es bleibt also eine Spekulation.

Ob Türpitz tatsächlich Thema beim TSV 1860 München war, ist damit nicht klar. Und so wirkt die Schlagzeile, Türkgücü hätte den TSV 1860 ausgestochen, doch sehr irritierend. Weil man aus einer Spekulation ein Fakt konstruiert. Basierend auf einem Artikel der ebenfalls bereits konstruiert wirkt. Mit Journalismus hat das wenig zu tun. Die Schlagzeile, dass Türkgücü ausgestochen haben soll, kann auch grundlegend falsch sein. Eben dann, wenn 1860 überhaupt nicht interessiert war.