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Fußball, 3. Liga, 20210404, Türkgücü München - SV Meppen. Im Bild Präsident Vorstandsvorsitzender von Tuerkguecue Türkgücü München Hasan KIVRAN schreit brüllt ruft. München Grünwalder Stadion Bayern Deutschland *** Football, 3 Liga, 20210404, Türkgücü Munich SV Meppen In the picture President Chairman of Tuerkguecue Türkgücü Munich Hasan KIVRAN shouts shouts Munich Grünwalder Stadium Bayern Germany Copyright: Passion2Press/MarkusxFischerx

Türkgücü München: Das Welt-Interview mit Hasan Kirvan

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ArtikelPlus

Hasan Kivran hat Welt ein interessantes Interview zu seinem vergangenen Investment bei Türkgücü München gegeben. Im Rahmen unseres Artikel Plus (nur für Mitglieder der Löwenheimat Giesing) haben wir euch das komplette Interview abgedruckt.

Quelle: Dritte Liga: Die Wahrheit über das Türkgücü-Aus – WELT

WELT: War Türkgücü Ihr größter Fehler?

Hasan Kivran: Bis Ende 2021 habe ich zehn Millionen Euro in den Klub gesteckt. Türkgücü war wirtschaftlich gesehen kein gutes Investment.

WELT: Warum haben Sie sich als Geldgeber mitten in der Saison zurückgezogen und Türkgücü als Drittligist sterben lassen?

Kivran: Wir sind dreimal in Folge aufgestiegen und zunächst gut in der Dritten Liga angekommen. Diese Erfolgsstory sollte weitergehen. Aber die sportlichen Probleme wurden immer größer, obwohl wir einen Etat von rund sechs Millionen Euro hatten. Die Kosten sind seit dem Aufstieg in die Dritte Liga explodiert. Ich musste mich fragen: Machst du weiter, auch wenn der Plan nicht aufgeht? Und, noch wichtiger: Wie ist die Perspektive? Sie fehlte gänzlich.

WELT: Hätten Sie den Klub nicht wenigstens bis zum Saisonende retten können?

Kivran: Dafür hätte ich nochmal 2,5 Millionen Euro investieren müssen. Ich denke, dass es wirtschaftlich nicht intelligent gewesen wäre. Ich habe sechs Jahre Herzblut in den Klub gesteckt. Nicht mehr in Türkgücü zu investieren war eine Entscheidung, die mir schwergefallen ist. Aber ich musste sie treffen.

WELT: Es wurde spekuliert, dass Sie finanzielle Probleme haben und sich deswegen
zurückziehen.

Kivran: Wer mich und meine privaten Umstände kennt weiß, dass sich nichts verändert hat. Um mich muss sich niemand Sorgen machen. Ich habe meine Investments an der Börse und in Immobilien, auch in der Türkei.

WELT: Welche Lektionen haben Sie gelernt?

Kivran: Ich kann nicht von Lektionen sprechen. Türkgücü war ein Investment, das nicht aufgegangen ist. Dafür gehen parallel andere auf.

WELT: Aber auch Sie haben sicher Fehler gemacht.

Kivran: Die Annahme, dass sich sportlich etwas Großes entwickeln kann, war eine Fehleinschätzung.

WELT: Wer hat Sie im Stich gelassen?

Kivran: Leider ist die Stadt München anscheinend nicht für drei Profiklubs gemacht. Komisch, denn in Westdeutschland klappt es mit vielen Klubs innerhalb weniger Kilometer sehr gut. Das hat sehr an uns gezerrt. Unsere Wettbewerber haben ihre Verluste mit Staatshilfen ausgeglichen bekommen. Wir als Aufsteiger wurden bei den Auflagen an den Zuschauer-Einnahmen der Regionalligasaison gemessen. Sicherlich wurden wir hier benachteiligt.

WELT: Was werfen Sie der Stadt konkret vor?

Kivran: Ohne vernünftige Nachwuchsarbeit kann man keinen Profiklub etablieren. Auf einer Bezirkssportanlage ist das nicht möglich. Hinsichtlich eines eigenen Trainingsgeländes wurden wir immer nur bei Laune gehalten. Effektiv ist nichts passiert, ein Gelände wurde uns verwehrt. Das war ein wichtiger Punkt und ist enttäuschend, denn wir sind das Thema bereits vor fünf Jahren angegangen.

WELT: DFB-Vizepräsident Peter Frymuth wirft Türkgücü unseriöses Wirtschaften vor.

Kivran: Das sehe ich anders. Kaiserslautern hat damals eine Planinsolvenz mit über 20 Millionen Euro Schulden angemeldet, solch ein Betrag baut sich nicht über Nacht auf. Aber über den FCK habe ich keine solche Kommentare von Herr Frymuth gehört.

WELT: Haben Sie gegenüber den anderen Klubs und der Liga ein schlechtes Gewissen?

Kivran: Keiner bei uns wollte die Saison nicht zu Ende spielen. Am Ende hatte es relativ wenig Auswirkungen auf die Tabelle.

WELT: Ihnen wird vorgeworfen, sich in sportliche Dinge eingemischt zu haben. Stimmt das?

Kivran: Nein. Ich wäre kein guter Unternehmer, wenn ich dem Trainer die Aufstellung diktieren würde. Ich bezahle ihn ja, damit er Entscheidungen trifft. Das Gerede darum ist Schmarrn. Wir haben uns mit der sportlichen Leitung einmal pro Woche zusammengesetzt. Jeder durfte seine Meinung sagen.

WELT: Trainer Andreas Heraf sagte, Sie hätten seit Januar nicht mehr auf seine Nachrichten geantwortet.

Kivran: Ich antworte auf Nachrichten. Aber nicht, wenn mir die Nachricht keine Antwort abverlangt, bzw. nicht seinen Aufgabenbereich betrifft.

WELT: In der Branche gelten Sie als herrisch und dominant. Wie sind Sie wirklich?

Kivran: Ich bin kein Alleinherrscher. Im Gegenteil: Ich habe Spaß an der Arbeit im Team und arbeite gern mit jungen Menschen. In einem solchen Team brauche ich Häuptlinge, die Spirit haben.

WELT: Hat sich Türkgücü über die Jahre zu wenig von Ihnen emanzipiert?

Kivran: Im Bereich Sponsoren waren wir nicht stark. Aber das braucht Zeit. Bei anderen Neuankömmlingen im Profifußball hat das auch lange gedauert.

WELT: Investieren in den Sport – hat sich dieses Thema für Sie nach dem Türkgücü-Chaos
für immer erledigt?

Kivran: Nein. Ich treibe viel Sport und finde die Branche interessant, nicht nur den Fußball. Wenn sich was ergibt, werde ich das prüfen.

WELT: Wie stehen Sie zu 50+1?

Kivran: Wenn man es global betrachtet, ist diese Regelung nicht förderlich. In anderen Ländern sind die Vereine anders aufgestellt. Eine Überarbeitung der Regel wäre nicht verkehrt.

WELT: Werden Sie künftig bei Türkgücü noch mitmischen?

Kivran: Ich gehe im Guten, werde den e.V. schuldenfrei übergeben und den Klub weiter unterstützen. Es sieht gut aus, dass er in der neuen Saison in der Regionalliga starten kann. Am 1. Januar 2016 habe ich Türkgücü in der Landesliga auf einem Abstiegsplatz übernommen. So schlecht finde ich die Entwicklung nicht.

WELT: Was wünschen Sie Türkgücü?

Kivran: Nur das Beste. Ich werde dem Verein als Weggefährte immer verbunden bleiben. Das bin ich, seit ich 16 Jahre alt bin. Ich kann mir auch vorstellen, den Verein wirtschaftlich in einer anderen Dimension zu unterstützen. Aber in viel kleineren Dimensionen als bislang, wenn du in der Regionalliga einen Etat von 300.000 Euro hast, ist das viel. Ziel wird sein, sich in der Liga zu etablieren. Vielleicht gibt es irgendwann wieder einen „positiven Verrückten“, der in den Klub investieren und ihn hochbringen will. Aber dafür muss sich die Infrastruktur ändern, hier ist die Stadt gefordert.

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