Du betrachtest gerade TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA muss auf finanzielle Coronahilfe des Bundes verzichtenDepositphotosc

TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA muss auf finanzielle Coronahilfe des Bundes verzichten

  • Beitrags-Kommentare:7 Kommentare
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Bis zu 800.000 Euro hätte die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA als “Coronahilfe Profisport” vom Bund bekommen können. Zumindest theoretisch. Am Ende bekommen die Löwen keinen Cent aus dem Hilfspaket.

Die Corona-Pandemie und die damit zusammenhängenden Kontaktverbote haben im Profisport zu tiefgreifenden Veränderungen geführt. Auch den Mannschaften der Drittligisten fehlen die Zuschauereinnahmen. Denn während der Geisterspiele sind keine Fans zugelassen. Und damit fallen wertvolle Einnahmen weg.

Für Diskussionen sorgen in der Dritten Liga dabei die Coronahilfen. Bis zum 13. November 2020 konnte die finanzielle Hilfe aus dem Finanzpaket “Coronahilfe Profisport” beantragt werden. Maximal 800.000 Euro pro Klub wurden aus diesem Programm ausgeschüttet. Der Bund stellte insgesamt 200 Millionen Euro für Mannschaftssportarten wie Hockey, Basketball, Handball oder eben auch für die Dritte Liga des DFB zur Verfügung. Für das Jahr 2021 soll ein weiteres Paket vom Bundesministerium des Innern verabschiedet werden. Der TSV 1860 München hat allerdings keine Gelder bekommen.

Ein Grund könnte das negative Eigenkapital sein. Das antragsstellende Unternehmen darf sich am 31. Dezember 2019 nicht in Schwierigkeiten im Sinne der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung befunden haben. Zudem darf es im Zeitpunkt der Antragsstellung weder zahlungsunfähig sein, noch einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt haben oder sich in einem laufenden Insolvenzverfahren befinden. Finanz-Fachmann Reinhard Friedl glaubt daran nicht. “Es gibt eine positive Fortführungsprognose für 2 Jahre. Und da die Überschuldung beim Hauptanteilseigner liegt, wird eine solche Überschuldung anders bewertet.”

Ein anderer Grund könnte bei Gesellschafter HAM International Limited liegen. Dem Unternehmen gehören 60 Prozent der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. HAM International befindet sich in Dubai. Und das könnte der Knackpunkt sein. In den Richtlinien für die Coronahilfe gibt es besondere Auflagen hinsichtlich Steueroasen. Steueroasen im Sinne dieser Bedingungen sind alle Länder und Gebiete, die auf der „EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke“ gelistet sind, sowie solche Staaten und Gebiete für Steuerzwecke mit einem nominalen Ertragssteuersatz von weniger als neun Prozent. Dubai fällt zweifelsohne unter diese Regelung. “Vereine und Unternehmen im professionellen und semiprofessionellen Wettbewerb, sowie Verbände mit Sitz in Steueroasen können nicht Empfänger der Billigkeitsleistung sein”, steht in den Richtlinien für die “Coronahilfe Profisport”. Zudem verpflichten sich die Empfänger der Finanzspritze, innerhalb der nächsten fünf Jahre keine Lizenz- und Finanzierungsentgelte oder Versicherungsprämien an Unternehmen in Steueroasen zu entrichten. Zweifelsohne gilt HAM International als wirtschaftlich Berechtigter bei der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA.

Doch ist das tatsächlich der Grund? Die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA bestätigt dies nicht. Stattdessen antwortet die Geschäftsführung wie folgt:

Grundsätzlich hat der TSV 1860 München für die Saison 2020/21 nach dem Vorsichtsprinzip geplant. Durch die Basis-Absicherung, die von Hasan Ismaik gewährt wurde und die fortwährende Unterstützung beider Gesellschafter können wir sicher, kontinuierlich und langfristig planen sowie fokussiert und mit Ruhe arbeiten.

Natürlich trifft die Löwen der Wegfall von Zuschauereinnahmen durchaus, insbesondere vor dem Hintergrund, dass bei uns die Zuschauereinnahmen ca. 40% des Gesamtetats ausmachen. Mittels dieser Größenordnung lässt sich direkt erkennen, wie wichtig die Fans für den TSV 1860 München sind. Daher waren und sind wir nicht nur den Gesellschaftern für die Unterstützung dankbar, sondern auch den treuen Löwen-Fans, die uns mit dem Kauf einer Rekordzahl von Dauerkarten großartig unterstützen. Dennoch fehlt im Vergleich zu einem vollausgelasteten Grünwalder Stadion ein signifikanter Betrag, daher ist die Beteiligung der Fans an unserem Gutscheinticket „12. Mann-Ticket“ ebenfalls ein sehr wertvoller Beitrag.

Ebenso dankbar sind wir vielen Sponsoren, die ihr Engagement beim TSV 1860 München verlängern. Zu den im Artikel genannten bedanken wir uns unter anderem auch bei unseren langjährigen Partnern Hacker-Pschorr und MAN.

Abweichend von vielen Vereinen haben wir aufgrund der oben genannten Absicherung mehr Sicherheiten und befinden uns dennoch insgesamt in einer vergleichbaren Situation. Die Corona-bedingten Ausfälle an Zuschauereinnahmen treffen uns alle gleichermaßen heftig, obgleich wir für das Corona-Hilfspaket nicht antragsberechtigt sind. Wir danken der Vereinigung „Teamsport Deutschland“ sowie dem DFB für die sehr wichtigen Anstrengungen und die gute Vorarbeit. Leider stehen regulatorische Gesetzmäßigkeiten und EU-Normen dem TSV 1860 München und vielen anderen Vereinen aktuell bei einer Antragsmöglichkeit entgegen.

Gelder aus der “Coronahilfe Profisport” gibt es also in jedem Fall nicht. Zumindest das bestätigen die Löwen. Welche regulatorischen Gesetzmäßigkeiten und EU-Normen dabei im Weg stehen, ist nicht bekannt.

Dank der Basis-Absicherung sowie der Unterstützung der Sponsoren und der Fans haben die Löwen jedoch für die aktuelle und auch kommende Saison Handlungssicherheit. Und das ist durchaus ein großer Vorteil gegenüber anderen Klubs der Dritten Liga.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
7 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen