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Thema in der Süddeutschen Zeitung: das Grünwalder Stadion und die Problemfelder

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Das Stadion an der Grünwalder Straße soll zweitligatauglich gemacht werden. Die Stadt München dreht sich allerdings im Kreis. Die Schuld an der schleppenden Entwicklung schieben sich die Referate gerne gegenseitig zu. Nun hat sich die Süddeutsche Zeitung ausführlicher mit der Stadionthematik beschäftigt.

Jahrelang betrieb die Stadt München Flickschusterei, wenn es um das Stadion an der Grünwalder Straße ging. Vor einiger Zeit waren sich die Politiker einig: nun will man das Stadion umbauen. Doch so richtig in Fahrt kommt die Stadt München nicht. Dort fehlen Unterlagen, hier fehlen Unterlagen. Vor allem aber fehlen Entscheidungen.

Akkubetriebene Werbebanden

Und auch aktuell zeigt sich die Stadt scheinbar unflexibel. So zum Beispiel bei der LED-Bande. Das Referat für Bildung und Sport bestätigt der Süddeutschen Zeitung, dass die Stromversorgung im Stadion an der Belastungsgrenze sei. Deshalb muss die LED-Werbebande mit kostspieligen Akkus betrieben werden. Im Stadion gelagert werden können die nicht. Weshalb man zu jedem Spiel die Akkus aus Landshut liefern muss. Doch nicht nur die Akkus müssen auf- und abgebaut werden. Auch die Werbebande, die immerhin 96 Meter lang ist und einige Tonnen wiegt. Kostenpunkt für die Vereine pro Saison: 60.000 Euro. Von den ökologischen Faktoren mal ganz abgesehen.

Werbebande Linster Edelstahl (c) A.S./LM

Teure Miete für eine Bruchbude

Die Miete, so schreibt die Süddeutsche Zeitung, sei zwar marktüblich, das gemietete Objekt aber in einem marktunüblich miserablen Zustand.” Das Stadion ist aktuell in einem katastrophalen Zustand. Und die Mieten zu hoch. “Gerade in der dritten Liga sind die Erlöse aus dem Spielbetrieb und dem Sponsoring bedeutend. Aufgrund derartiger ertragsmindernder und aufwandsverursachender, marktunüblicher Effekte erlangen andere Mannschaften in der Liga einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil”, wird 1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer zitiert.

Übersteigschutz sorgt für Einbußen

Während der pandemiebedingten Geisterspielzeit hat die Stadt im gesamten Stadion einen Übersteigschutz montiert, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Ohne es den Mietern kommuniziert zu haben. Auf der Haupttribüne führe das dazu, dass rund 60 Sitzplätze nicht mehr verkauft werden können. Ein Umsatzrückgang von gut 100.000 Euro pro Saison für den TSV 1860 München, schreibt die überregionale Tageszeitung. Auf Anfrage teilt das Sportreferat mit, mit der Brüstungserhöhung würden “entsprechende Unfall- Sturzgefahren vermieden” und man könne die Sitze dennoch verkaufen. Die Mieter sehen das anders. Es hagelte auf diesen Sitzplätzen Beschwerden.

Das Catering im Stadion

Auch das Catering steht in der Kritik. Die großen Kioske unterhalb der Stehhalle sind nicht verfügbar, so die SZ, weil sie als Abstellkammern benutzt werden. Ironischerweise verdient der TSV ohnehin nichts am Catering. Was ungewöhnlich ist, meint die Tageszeitung. Selbst der KFC Uerdingen hätte in seiner Zeit als Mieter in Düsseldorf 10 Prozent der Getränkeeinnahmen bekommen und das sei “schon ungewöhlich gering”.

Gesperrte Schankflächen
gesperrte Schankflächen

WLAN für elektronische Zugänge

Recht problematisch zeigte sich die Stadt München auch im Hinblick auf das WLAN. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der TSV 1860 München auf elektronische Zugänge umsteigen und benötigte ein leistungsstarkes WLAN. Eine Lösung hatte die Stadt nicht parat, die Löwen mussten auf eigene Kosten eine Privatfirma suchen. “Das sei nicht zulässig, teilte die Stadt zunächst mit”, schreibt die SZ. Ironischerweise gab es allerdings von der Stadt eine Verordnung, die ein solches System zwingend erforderlich machte. Nachträglich genehmigte die Stadt dann doch das Vorhaben der Löwen.

Das Flutlicht und die Mieterhöhung

Streitthema ist auch das Flutlicht. Im Zuge der Modernisierung und der Zweitligatauglichkeit war klar, dass das Flutlicht erneuert werden musste. Weil allerdings auch für Drittliga-Bedürfnisse die entsprechende Lichstärke nicht erreicht wurde und sowohl Türkgücü als auch 1860 die Verweigerung der Lizenz drohte, besserte die Stadt nach. Die Kosten setzte das städtische Bewertungsamt in einer Mieterhöhung um. Die Mindestmiete wurde trotz Pandemie und Risiko auf Zuschauerausschluss von 2.500 auf 10.000 Euro erhöht. Außerdem erhöhte man die Nebenkosten.

Foto: T.Brandl

Kombiticket verhältnismäßig hoch

Für Ärger sorgt auch das Kombiticket. Rund zwei Euro müssen die Vereine pro Zuschauer an die MVG abgeben. Eine hohe Summe, wie die Süddeutsche Zeitung feststellt, nachdem sie Zahlen anderer Drittligisten aus der Saison 2019/20 vergleicht. In Halle an der Saale mussten pro Zuschauer 40 Cent abgeführt werden, mehr als ein Drittel aller Drittligisten zahlt nichts. Das Sportreferat begründet den teuren Preis wie folgt: “Ein Vergleich mit anderen Kommunen scheidet aus, da eine Fahrpreispauschale je nach Kommune, Rahmenbedingungen rund um den Veranstaltungsort (z.B. öffentliches Parkplatzangebot), Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und Preisniveau im jeweiligen Verbund unterschiedlich ausfällt. So beträgt der Preis für eine Hin- und Rückfahrt im Stadtgebiet von München aktuell 6,80 Euro pro Person und kann mit dem Preisniveau im ÖPNV in Kleinstädten und Mittelstädten in Deutschland nicht verglichen werden.”

Weiterhin noch keine Umbau-Entscheidung

Bis spätestens März 2022 soll die Beschlussvorlage vom Stadtrat abgesegnet werden, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Momentan fehlt noch die Bewertung des Städtischen Bewertungsamt, die eine “marktübliche Miete” prüft. 1860-Geschäftsführer Pfeifer kritisiert, dass man auf der Seite der Stadt “keine klaren Zuständigkeiten erkennen” könne, was damit zu “einer ungenügenden Kommunikation und ineffizientem Handeln führt”. Wieviel Miete die Vereine am Ende zahlen müssen, wird wohl das große Streitthema sein.

Den Artikel gibt es morgen in der Printausgabe, sowie bereits jetzt als SZ Plus unter https://www.sueddeutsche.de/sport/1860-muenchen-gruenwalder-stadion-1.5457659?reduced=true. Lesen lohnt sich. Der Beitrag ist noch deutlich umfangreicher als hier dargestellt.

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