Der TSV 1860 München hat es geschafft. Zumindest temporär. Der Fokus liegt auf sportlichen Inhalten. Medial war der Löwen-Kosmos nie angenehmer. Ein Kommentar.
Der FC Bayern München ist der erste Bundesliga-Klub, der in einer Endlosschleife über sich selbst berichtet. Selbstherrlich und einseitig berichtet man auf FC Bayern TV. Präsentiert von der Telekom. “Hier kriegt man wirklich die neuesten News und vor allem die News, die gesichert der Wahrheit entsprechen”, versprach Karl-Heinz Rummenige auf der Jahreshauptversammlung 2017. Eine informelle Abschottung des roten Klubs aus München gegenüber dem Journalismus. Die Führungsriege des FC Bayern hat für die Medien ohnehin das Steuerrad fest im Griff. Zurechtweisung von Journalisten sind keine Seltenheit. Und man macht durchaus Druck. So manches wichtige gesellschaftliche Klub-Thema wird kaum angerissen. Der FC Bayern ist dabei nicht allein. Auch Manchester City, der FC Barcelona und Real Madrid machen in Teilbereichen ihren eigenen Journalismus.
Und die Löwen? Der TSV 1860 München sperrte 2016 Journalisten aus. Presseboykott und Hausverbot für die Berichterstatter. Eine Anordnung von GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... Anthony PowerAnthony war von 23.11.2016 bis 31.03.2017 Geschäftsführer .... Auf Befehl des Investors, schreiben die Zeitungen. Das stringente Verhalten der 1860-KGaA geht nach hinten los. Allzuviel Verständnis haben die Journalisten hierfür nicht und nutzen ihre Medien für Kritik. Und auch der Bayerische Journalisten-Verband mischt sich ein und übt Kritik. Pressepolitik nach Gutsherrenart. In der Öffentlichkeit kommt es ebenfalls schlecht an.
Nach dem Abstieg des TSV 1860 München kommt solch ein Umgang mit den Medien nicht mehr vor. Im Gegenteil. Stattdessen lässt man sich wie die mediale Schlachtsau durchs Dorf treiben. Besonders viel Futter erzeugten die Löwen durch das ständige Possenspiel mit Gesellschafter und Kreditgeber Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال.... Heute posten Ismaiks Marketingleute nur noch Bilder von den letzten Spielen. Vor einigen Monaten sah das anders aus. Woche für Woche lieferte man schlagzeilenwürdige Aussagen. Und fütterte die Journalisten wie so mancher Tourist die Tauben im Englischen Garten.
Es bestand schon immer ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Journalisten und professionellen Sportklubs. Gute Publicity wünschen sich die Fußballvereine, Schlagzeilen die Berichterstatter. Mit sportlichen Themen alleine lassen sich dabei kaum Klicks und Leserzahlen generieren. Doch allzu oft den Fokus auf Skandale und Aufreger zu legen, kann für Journalisten gefährlich sein. Am Ende könnte der Klub bei der Vergabe von Interviews oder gar beim Zugang zu Pressekonferenzen Konsequenzen ziehen. Es ist oft ein “Geben und Nehmen”. Nicht immer ist das Verhältnis ausgeglichen. Vor allem die Löwen scheinen sich schwer damit zu tun. Entweder man redet mit den Journalisten gar nicht, führt sich auf wie ein bockiges Kind und sperrt die Medien aus. Oder aber man liefert brav immer und immer wieder Schlagzeilen.
Heute sieht die mediale Politik anders aus. Begonnen hat die Kehrtwende im Grunde mit Michael KöllnerMichael Köllner war vom 9. November 2019 bis zum 31. Januar.... Der hochintelligent sehr wohl weiß, wie man mit Medien umgeht. Die Kappe tief ins Gesicht gezogen und die Arme verschränkt war gestern. Heute sitzt auf dem Trainerstuhl ein aufgeschlossener Coach, der wie ein Dirigent den Takt vorgibt. Und bei Journalisten mit seiner Art durchaus Anklang findet. Michael KöllnerMichael Köllner war vom 9. November 2019 bis zum 31. Januar... hat selbst ein Buch geschrieben. Mit Formulierungen kennt er sich aus. Und kann diese Sprache auch verbal nutzen. Das merkt man. Köllner ist nicht nur TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 .... Er ist medialer Steuermann.
Die Vollendung der Kehrtwende begann mit der Verpflichtung von GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... Marc-Nicolai PfeiferMarc-Nicolai Pfeifer wurde am 19. Dezember 1980 in Ludwigsbu... und der damit verbundenen neuen Medienpolitik. Die Gesellschafter haben längst verstanden, dass ihr öffentlich ausgetragener Streit vor allem Schlagzeilen generiert und in keinster Weise die Löwen auch nur einen Schritt weiterbringt. Die gemeinsame Verpflichtung des neuen Geschäftsführers war ein wesentlicher Schritt. Früher stets mit Tamtam begleitet, kam Pfeifer überraschend leise und mit viel Vorschusslorbeeren von beiden Seiten. Auch die Einigkeit in Sachen Finanzen sorgte für weniger klickbasierte Schlagzeilen. Von Aufsichtsrat Saki StimoniarisAthanasaios "Saki" wurde am 9. April 1971 in München gebore...? Hört man gar nichts mehr.
Und nun? In Ermangelung von Skandalen und Aufregern geht es überwiegend um den Sport. Weil mancher Schlagzeilen benötigt, wird auch mal das eine oder andere sportliche Thema weiter ausgereizt. Stefan LexStefan ist am 27. November 1989 in Erding geboren. Der im&nb... zum Beispiel. Der jüngst wegen muskulären Beschwerden aussetzte. Ein relativ normaler Prozess in der Trainerarbeit eines Profivereins. Oder aber man schaut als Journalist mal genauer hin, welchen Finger ein Spieler nach oben zeigt. War es am Ende der schlimme Finger?
Sei´s drum. Das ist auch gar nicht so schlimm. Denn immerhin steht damit der Sport im Vordergrund. Und das tut gut, verdammt gut. Nie war die mediale Außendarstellung des TSV 1860 München besser. Und nie war mein Löwenherz ruhiger. Ich freu mich von Spiel zu Spiel. Mich beschäftigt kaum, was in den Geschäftsräumen der KGaA passiert. Und auch auf Facebook finde ich keine Sticheleien oder Aufreger. Stattdessen frage ich mich, ob Köllner jemals wieder Pusic und Mölders zusammenspielen lässt. Weil irgendwie standen die sich beide im Weg. Oder ob Lex wieder fit ist. Oder ob Djayo mal früher eingesetzt wird. Was auch immer es für Fragen sind, sie betreffen das Sportliche. Dabei freut sich vor allem mein Blutdruck. Der fühlt sich verdammt gut an.