Spielball von Investoren – wenn über den Klassenerhalt nicht mehr der Sport entscheidet

Es ist das Top-Thema der Woche. 50+1. Nicht nu, weil das Bundeskartellamt klare Worte fand, sondern auch, weil 50+1 nie wichtiger war. Ein Kommentar.

(c) imago/Brauer-Fotoagentur

Ein Irrsinn sondergleichen

Der KFC Uerdingen steigt nun doch aus der Dritten Liga ab. Obwohl man am Ende der Saison sportlich gesehen durchaus gekämpft und sich von den Querelen im Klub nicht beirren lassen hat. Sportlich hat man den Klassenerhalt geschafft. Deshalb steigt man nicht ab. Sondern, weil man im Grunde zum Spielball von Investoren wurde. Zuerst Ponomarev. Der russische Geschäftsmann hatte eine Zahlungsmoral wie … nun ja, wie aktuell der Investor bei Wacker Innsbruck, könnte man ironischerweise sagen. Auch bei denen brennt’s. “Glücklicherweise” verkaufte Ponomarev seine Anteile am KFC. An die Noah Gruppe. Hoffnung keimte auf. Mittlerweile ist auch Investor Roman Gevorkyan mit seiner Noah Gruppe über alle Berge. Und hinterlässt einen stürzenden KFC.

Ernsthaft. Macht Sport wirklich Spaß, wenn das Zünglein an der Waage irgendeine Privatperson ist? Die wie ein Kind ein Spielzeug einfach im Sand zurücklässt und nach Hause geht? Die völlig irre Forderungen stellt? Matthias Siems, Investor bei Wacker Innsbruck, forderte zum Beispiel, dass die Vereinshymne von Udo Lindenberg eingesungen wird. Das ist absurd.

Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga müssen nun Klartext sprechen. Das Bundeskartellamt hat klargemacht, dass man die 50+1-Regel für unbedenklich hält. Allerdings hat man Bedenken wegen den Förderausnahmen. Gemeint sind Bayer Leverkusen, die TSG Hoffenheim und der VFL Wolfsburg. Und genau da müssen die Verbände nun nacharbeiten. Und Klartext sprechen. 50+1 muss erhalten bleiben. Die Regelung ist wichtiger denn je.

Mehr Informationen zum aktuellen Thema:

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Titelbild: (c) imago/Sven Simon

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a-schlegel
a-schlegel(@a-schlegel)
1 Jahr zuvor

50 + 1 ist ja nur ein Thema. Inzwischen frage ich mich sowieso, ob und wie lange wir uns diese Art von Profi-Fußball als Gesellschaft noch gefallen lassen wollen. Während pandemiebedingt viele Menschen in dieser Gesellschaft nicht mehr wissen wie sie die nächste Miete zahlen sollen, werden im Fußball weiter Unsummen verlangt und auch weiterhin gezahlt, dass man eigentlich nur noch entsetzt den Kopf schütteln kann. Madrid, Turin, Mailand oder Barcelona sind komplett überschuldet? Macht doch nix, einen Alabama kaufen wir doch gerne ein. Und mit Messi werden wir doch auch gleich wieder verlängern. Und der Rest lässt sich sowieso von dubiosen Milliardären finanzieren, die es bislang noch immer geschafft haben “Financial Fair Play” zu einem lächerlichen Papiertiger verkommen zu lassen.

Was hat das alles überhaupt noch mit Sport zu tun? Wie definiert sich fairer sportlicher Wettkampf angesichts dieser geölten Geldverbrennungsmaschinen, die man nur aus Nostalgiegründen noch Vereine nennt? Der letztendlich kläglich gescheiterte Versuch der “Großkopferten” eine “Super-League” durchzuboxen war nur ein erster Testlauf für die nächste Runde im absurden Theater. Das ist doch alles nur aufgeschoben, bis der “Konsument”, äh Fan irgendwann mal weichgeklopft ist von sinnlosen Übertragungen, die 5 Stunden vor dem Spiel beginnen und drei Stunden nach dem Abpfiff noch nicht beendet sind, da man schließlich den Platzwart auch noch zu seiner Ansicht zum Spiel befragen muss.

Aber man muss gar nicht so weit nach oben schauen. Schauen wir uns doch mal in den Niederungen des deutschen Fußballs um, so z. B. beim FC Schalke 04. Lest doch mal folgenden Artikel. Wenn Euch da nicht schlecht wird, dann weiß ich auch nicht mehr:
https://www.kicker.de/so-schaufelte-sich-schalke-sein-millionengrab-806485/artikel

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