Vor dem vergangenen Heimspiel des TSV 1860 München haben wir wieder eine Senioren-Aktion durchgeführt. Neben unseren mittlerweile ins Herz geschlossenen Senioren des „Ein Herz für Rentner e.V.“ durften wir weitere fünf spannende Mitbürger aus München über die „Seniorenhilfe Lichtblick e.V.“ zu einem Weißwurstfrühstück in den Giesinger Bräu einladen. In der puristischen Atmosphäre des Sudhauses kam man bei frischen Weißwürsten und einem kühlen Bier schnell ins Gespräch. Die sehr aufgeschlossenen Damen und Herren der Lichtblick Seniorenhilfe wurden von der für den Verein ehrenamtlichen tätigen Frau Greger begleitet. Bei der Seniorenhilfe ist sie für gemeinsame Veranstaltungen zuständig. Normalerweise handelt es sich dabei um Tages-Ausflüge mit dem Bus in Verbindung mit einer kulturellen Veranstaltung. Zuletzt besichtigte man eine Papierfabrik. Tja, das mit dem Bus könnte auch mal mit der Löwenheimat GiesingLöwenheimat Giesing e.V. ist der Trägerverein des Löwenma... klappen. Auswärtsspiele gibt es ja genug. Und den rüstigen Herrschaften wäre so eine Auswärtsfahrt durchaus zuzutrauen. Zunächst stand aber mal das Heimspiel gegen den Chemnitzer FC auf dem Programm. Und der weiß blaue Löwenkosmos war auch der Aufhänger für den Einstieg in ein Gespräch mit unseren neuen Bekanntschaften. Sechzig verbindet eben.
Nikola, Niki und Radi in der Arena
Nikola Bako, ein redseliger Serbe, erzählte uns seine Geschichte, als ihn Niki Pilic anrief, um ihn unvermittelt in die Allianzarena zu einem Spiel des TSV 1860 München einzuladen. Nikola und der bekannte Tennistrainer Pilic (er führte Boris Becker 1985 zum Wimbledon-Sieg) kennen sich seit Jahren. Schnell auf das Fahrrad und ab in das vier Kilometer entfernte Fröttmaning. Eine solche Einladung wollte sich Nikola nicht entgehen lassen. Und so richtig spannend wurde es, als seine Augen beim Erzählen zu leuchten begannen. Mit seinem sympathischen serbischen Zungeneinschlag und einem nicht weichen wollenden schelmischen Grinsen im Gesicht erzählte er, wie er nicht nur von Niki Pilic in einer Loge der Arena in Empfang genommen wurde. Da stand doch tatsächlich der Radi und wartete schon auf Nikola. „Langsam, du kennst den Radi? Radi Radenkovic?“, entfuhr es mir ungläubig und ich war geneigt zu erwidern, „okay, ich kenn den Fußballgott, den Sascha Mölders. Der kommt jedes Wochenende zu mir ins Stadion, um mich beim Zuschauen zu begrüßen“. Aber gut, dem Radi stiehlt so schnell keiner die Schau.
Aber darum geht es ja auch gar nicht. Wer hier wem die Schau stiehlt. Hier nicht, und im Leben schon gar nicht. Es geht um den sozialen Kontakt. Die soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Um ein miteinander auf Augenhöhe. Genau das wollen wir als Löwenheimat GiesingLöwenheimat Giesing e.V. ist der Trägerverein des Löwenma... bieten. Wir sind vor dem Spiel im Giesinger und vorne am Grünspitz. An der Litfaßsäule geht nach dem Spiel auch immer eine kühle Halbe aus der Flasche. Da erfährt man auch ungefragt, warum ein Spiel so ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist. Das ist unser Angebot an unsere Freunde der Seniorenhilfe. Kommt vorbei auf einen Ratsch, ein Getränk, eine Brotzeit. Und wenn wir es früh genug wissen, dann besorgen wir auch das Ticket für ein Heimspiel. Oft ist es im Alter nicht nur das Geld, das am Ende des Monats fehlt. Es fehlt der soziale Kontakt. Die Scham, diesen zu pflegen, weil man sich nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft fühlt, ist oft ein Hemmschuh. Als Sechzger leben wir seit Jahrzenten am Rande der Fußballgesellschaft. Also, bei uns seid ihr genau richtig.
Seniorenhilfe in München
Von unserer Idee diese Senioren-Aktion ins Leben zu rufen, ist auch das Präsidium des TSV 1860 München überzeugt. Der Vizepräsident Hans SitzbergerHans Sitzberger wurde am 6. Februar 1953 in Schönberg im Ba... ließ es sich nicht nehmen mit seiner Gattin vor dem Spiel bei uns im Sudhaus vorbeizuschauen. Die Kosten für das gemütliche Frühstück in geselliger Runde und fünf Tickets in der Stehhalle konnten wir aus den Spenden unserer Mitglieder der Löwenheimat GiesingLöwenheimat Giesing e.V. ist der Trägerverein des Löwenma... e.V. finanzieren. Herzlichen Dank dafür. Danke auch an Christian Gaißböck, GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... der MFG Deutsche Saatgur GmbH. Herr Gaißböck hat die beiden Tickets auf der Haupttribüne gesponsert. Ein dickes Dankeschön auch an die Vereine „Rentner mit Herz“ und die „Seniorenhilfe Lichtblick“. Ganz besonders auch an Frau Greger, die sich so rührig um unsere bedürftigen Mitbürger kümmert. Vielen Dank für diesen Kontakt. Schaut doch einfach mal auf die Website der jeweiligen Seniorenhilfen. Vielleicht kann sich der ein oder andere Leser vorstellen, das ehrenamtliche Engagement dieser Vereine zu unterstützen, oder ist gar selbst bedürftig und entschließt sich dort einfach mal vorbeizuschauen.
Dabei waren an diesem Spieltag Ursula Neger, Heinz Högner, Gerhard Sesselsberger, Bernhard Richter, Nikola Bako, Seher und Günter Deger. Und es ging ja nicht nur darum Kontakte zu knüpfen, es ging an diesem wunderbar sonnigen Nachmittag auch um Fußball. Um ehrlichen, bodenständigen Fußball im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalder Straße. Nach einem kurzen Ratsch an der Litfaßsäule vor dem Grünspitz begleiteten wir die Senioren ins Stadion. Alex und ihr dank Löwenmagazin allseits bekannter Jürgen begleiteten Nikola, Gerhard, Bernhard, Günter und Seher in die Stehhalle. Tanja und Kurt nahmen Ursula und Heinz mit auf die Haupttribühne. Die Spannung stieg von Minute zu Minute. Für Günter und Seher war es gar eine Überraschung. Eigentlich wollten die beiden nur beim Essen dabei sein. Da aber zwei Tickets übrig waren, ließen sie kurzfristig sogar den eigenen Enkel zu Hause bei der Tochter warten und schlossen sich unserer munteren Truppe gerne an.
In der Stehhalle mit Alex und Jürgen
Bisher waren sie auf der Haupttribüne und dadurch sehr gespannt, welcher Stimmungspegel sie in Block L, direkt neben der Westkurve erwarten würde. Bernhard, Gerhard und Nikola nahmen ihre Plätze einige Reihen tiefer ein und genossen sichtlich das Warm-Up der Sechzger in der Mittagssonne. Günter und Seher saßen direkt neben Jürgen und Alex, und waren sofort begeistert. Jürgen wurde zum Bierholen geschickt, denn man muss ja die Kehlen vorab ein wenig ölen. Jeder, der dieses Spiel gesehen hat, weiß warum. Natürlich war nach Spielbeginn direkt erstmal herzhaftes Fluchen angesagt. Beim zweiten Gegentor ging das Fluchen schon fast in leicht resignierendes Kopfschütteln über. Bisher gab es für Günter und Seher immer ein Unentschieden bei ihren Stadionbesuchen, und wir hatten uns echt gewünscht, dass diese beiden absolut liebenswürdigen Fans mal ein gescheites Ergebnis zu sehen bekommen. Für Nikola, Bernhard und Gerhard vier Reihen tiefer galt das natürlich gleichermaßen.
Mit dem Anschlusstor durch Stefan LexStefan ist am 27. November 1989 in Erding geboren. Der im&nb..., machte sich zur Pause ein wenig Optimismus breit. Zeit genug war ja eigentlich noch. Und wir alle sollten an diesem Nachmittag belohnt werden. Günther und seine Seher haben gesungen, geklatscht, geschimpft, gefiebert. Vor allem beim Elfmeter von Gebhardt. Seher hatte uns zudem mit ihren mitgebrachten Brezen davon abgehalten, die Tüte Chips der Jungs hinter uns ganz alleine zu vernichten (Nervosität nennt man das wohl). Bis zur letzten Minute waren wir sicher, dass heute endlich die drei Punkte in GiesingStadtteil rechts der Isar und südöstlicher Teil der bayeri... bleiben. Wir konnten auch nicht mehr wirklich sagen, wer von uns beim Owusu-Treffer am lautesten gebrüllt hat. Die Freude war einfach riesig und Günther wiederholte immer wieder das gleiche Wort „Wahnsinn, Wahnsinn“. Viel Stimme war bei niemandem mehr vorhanden. Dafür aber ein paar Freuden-Tränchen. Da jetzt aber endlich auch der Enkel zu seinem Recht kommen sollte, konnten beide leider nicht mehr mit zum Grünspitz. Etwas Zeit zum Ratschen nahmen sich aber Bernhard, Gerhard und Nikola. Alle Drei werden diesen Tag sicher auch noch eine ganze Weile in Erinnerung behalten. Wie wir alle.
Auf einen Ratsch am Grünspitz
Heinz kam dann auch noch an den Grünspitz. Seine Ursula wollte aber nach Hause. „Ein Bier?“ „Na klar.“ Und schon waren wir mitten in der Spielanalyse. Und plötzlich stand da auch die Bettina. Bettina? Wie eine Seniorin sah die aber nicht aus. Ah Bettina. Die Mamma vom Lenny aus unserer Reihe „I bin a Sechzga“. Ja der Treffpunkt mit der Litfaßsäule hat sich dank Jürgen mittlerweile herumgesprochen. Der große, kleine Lenny war dann vom schottischen Schnell-Imbiss auch herübergekommen. Merkt euch den Namen. Eines Tages wird er sein Vorbild, den Hiller Marco beerben und dort drüben im Sechzger-Stadion zwischen den Pfosten stehen. Zumindest haben wir das so mit dem Kleinen ausgemacht.
Langsam lichtete sich der Grünspitz wieder. Heinz stand aber immer noch bei uns und wir tauchten wieder ab in ein Gespräch. Nicht über Sechzig. Über die Welt. Das Leben. Seine Arbeit als Hochgerüstbauer. Er half mit, den Münchner Fernsehturm zu bauen. Ein schwerer Unfall warf ihn für Monate aus dem normalen Leben. Seit dem feiert er an zwei Tagen im Jahr Geburtstag. Mit seiner Ursula lebt er seit über dreißig Jahren zusammen. Der Alltag ist oft eintönig. Es fehlt der soziale Kontakt. Die Dämmerung kündigte mittlerweile den Abend am Grünspitz an. Wo war nur die Zeit geblieben? Und was für ein besonderer Moment. Dieser Moment. Wir sehen uns wieder.
Zwei Weißwürste, eine Brezn, – 5,00 €
Eine Erhellung im Giesinger, ein August am Grünspitz – 6,00 €
Ein nachhaltiger sozialer Kontakt – unbezahlbar
Sechzig verbindet!
A.K.