Dienstagabend, Flutlichtspiel. Viele sind spät dran und kommen gerade erst aus der Arbeit. Überall drückt es die Blauen aus den Häuserschluchten und wie die Motten um das Licht zieht es uns in Richtung des „Sechzger-Stadions“, wo die hell erleuchteten Flutlichtmasten wie ausgestreckte Arme bereits auf uns warten. Mein Chef möge es mir verzeihen, aber seit heute Mittag gehörten meine Gedanken nur noch diesem Fußballabend. Endlich im Stadion fällt sofort auf, dass keine einzige Zaunfahne, keine Schwenkfahne zu sehen ist. Ein komisches Bild.
Und doch irgendwie, völlig nebensächlich, Verbote hin oder her, Sanktionen pro oder contra, egal – es geht um drei Punkte, und die wollen wir haben. Lasst die Löwen raus! Lasst die Löwen raus!
Führung kurz vorm Pausenpfiff
Die Anfangsphase der Begegnung gehörte den Hachingern. Besonders gefährlich war die Aktion von Kiomourtzoglou, der mit seinem Schuss aus 22 Metern Hiller herausforderte (11.). Das Spiel wurde fahriger. Man merkte, dass es für beide Mannschaften um mehr als drei Punkte ging – ein Derby eben.
Doch dann setzten die Löwen das erste Ausrufezeichen! Mölders setzte sich im Kopfballduell im gegnerischen Strafraum durch und legte auf Owusu ab, der nicht lange überlegte und abzog. Latte! Die Münchner Löwen wurden nun gefährlicher. Herbert Paul lief über rechts durch, doch seine abgefälschte Flanke verpasste Mölders am zweiten Pfosten nur um wenige Zentimeter (34.).
Endlich war es soweit … Steinhart marschierte über die linke Seite und passte scharf in die Mitte zu Nico Karger. Er hielt den Fuß hin und beförderte die Kugel ins Netz (45.+1.). Das Sechzger bebte und der Schiri pfiff ab zur Halbzeitpause.
Emotionen und Aggressivität im zweiten Durchgang
Es gab kein Ausruhen in der zweiten Hälfte. Die Löwen wollten mehr. Über Paul lief in der 55. Minute der Löwen-Konter und nur knapp verpasste Stefan Lex die scharfe Hereingabe. Die Spielvereinigung versuchte ihren Top-Stürmer zu bedienen, doch die Löwen-Defensive machte ihre Aufgabe gut. Auch Glück kam zur Hilfe, als Hachings Bigalke einen Freistoß aus gut 20 Metern ausführte, aber das Aluminium die Führung rettete. Hiller wäre chancenlos gewesen.
Unterhaching kam in der Schlussphase nicht mehr gefährlich vors Tor, auch wenn auf den Rängen die Löwenfans teilweise zitterten und nervös wurden, angesteckt von den Emotionen und der Aggressivität auf dem Platz. Denn ganz sauber lief es in der Endphase nicht. Den Gästen war der Frust anzusehen und die Löwen spielten die Partie taktisch clever zu Ende. Karger hatte in der Nachspielzeit sogar noch die Chance, die Führung auszubauen.
Mit diesem Sieg ziehen die Münchner Löwen am oberbayerischen Rivalen in der Tabelle vorbei und erreichen die magische 40-Punkte-Marke.
„Gib mir ein Derbysieger“
Puh, was für ein Fußballabend auf Giesings Höhen. Gerade kam der Gegner noch aus Unterhaching, nach emotionalen 90 Minuten sind wir „Überhaching“. Grund genug für die heute unbeflaggte Fankurve, Trainer Daniel Bierofka freundlich auf den Zaun zu bitten. Und so feierten wir am Ende alle einen Derby-Sieg, an den wir uns noch lange erinnern werden.
(TT / SC)