Du betrachtest gerade “Sechzig ist nicht Alles” – die Seniorenaktion des LöwenmagazinsDepositphotosc

“Sechzig ist nicht Alles” – die Seniorenaktion des Löwenmagazins

  • Beitrags-Kommentare:7 Kommentare
  • Lesedauer:9 min Lesezeit

Die Löwenheimat Giesing e.V. / das Löwenmagazin hat beim vergangenen Heimspiel eine neue Aktion gestartet. Die richtet sich an Senioren. Eine wichtige und gute Sache, die uns am Herzen liegt.

Der Fußball und insbesondere der TSV 1860 München bewegt und verbindet die Massen. Selbst in der schwärzesten Stunde, dem sportlichen Niedergang in den Amateurbereich, haben sich die Fans nicht von ihrem geliebten Verein abgewandt. Im Gegenteil, seit dem sportlichen und wirtschaftlichen Abstieg in die Regionalliga nach der Saison 2016/17, hatte der TSV 1860 München e.V. einen unglaublichen Mitgliederzuwachs im 4-stelligen Bereich zu verzeichnen. „Einmal Löwe, immer Löwe“ ist kein Spruch, es ist eine Lebenseinstellung. Das kann man nüchtern aus der Mitgliederstatistik lesen. Das spürt man im Stadion, wenn die weiß-blauen Massen diese magischen vier Worte voller inbrunst ins altehrwürdige Rund des Städtischen Stadions an der Grünwalder Straße plärren. Immer wieder ein Gänsehautmoment. Es stellt dir die Haare auf und ein Schauer packt dich im Genick, um ganz langsam deinen Rücken hinunter zu kriechen. Momente, die für den Fan im Stadion alles bedeuten.

Achtung und Respekt sind das Fundament der Menschlichkeit

Der Fußball gilt als schönste Nebensache der Welt. Aber er ist beileibe nicht alles. Auch Sechzig ist nicht alles. Manche, eigentlich zu viele in unserer Gesellschaft, können sich das Hobby Fußball gar nicht leisten. Es ist dabei sicherlich nichts schlimmes, auf seine Finanzen achten zu müssen, um nicht Gefahr zu laufen, über seine Verhältnisse zu leben. Im Gegenteil, man macht sich Gedanken über sein Konsumverhalten und handelt bewusster. Was hat man nicht alles im Schrank stehen, was gekauft wurde aber eigentlich gar nicht benutzt wird. Was ist aber, wenn es soweit geht, dass man sich das Getränk im Wirtshaus, die Theaterkarte, das Fußballticket nicht mehr leisten kann? Nicht selten ist es dann auch ein Gefühl der Scham, was einen davon abhält, unter Leute zu gehen. Es droht die Isolation am Rande der Gesellschaft. Beispielsweise leben über neun Millionen Rentner in Deutschland in Armut. Der Verein „Ein Herz für Rentner e.V.“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, betroffene Rentner vor der drohenden Isolation zu bewahren. „Wir machen uns für Rentner in Deutschland stark, unterstützen sie in ihrer finanziellen Not und holen sie aus ihrer Einsamkeit heraus. Denn Achtung und Respekt sind das Fundament der Menschlichkeit“. Mehr Info´s zum Verein findet Ihr unter einherzfuerrentner.de.

Dieses Motto hat uns als Löwenmagazin dazu animiert, unsere Unterstützung anzubieten. Um so mehr freut es uns, dass es am vergangenen Spieltag erstmals geklappt hat. Auf Einladung des Löwenmagazins durften wir über die Vermittlung des Vereins „Ein Herz für Rentner“ zwei überaus sympathische Mitmenschen in der Schänke des Giesinger Bräu begrüßen. Dabei geht es uns nicht darum, jemanden zum weiß-blauen Glauben zu missionieren. Es geht um den gesellschaftlichen Kontakt. Mit Stolz wollen wir an dieser Stelle behaupten, dass uns genau das gelungen ist. Ein anfänglich distanziertes „Sie“ wurde schon bald von einem freundschaftlich vertraut wirkenden „Du“ abgelöst. Da waren sie nun. Der Günther und seine Seher.

Ein Löwenherz kämpft für seine Leidenschaft

„Seher“? Ein nicht alltäglicher Name, der uns neugierig machte. Seher ist ein türkischer Name und bedeutet „Morgenröte“, erklärt uns Günther. Seine Frau kommt aus Tokat in der Türkei und sie ist das Beste, was ihm passieren konnte. Seit Freitag, dem 13.07.1973 sind sie – mittlerweile seit fast 47 Jahren – verheiratet. Dabei war die Einbürgerung von Seher damals gar nicht so leicht. Die Einwanderungsbehörde stellte eine schier unüberwindbare Hürde dar. Günther, im Übrigen seit Jahrzehnten bekennender Sechzger-Fan, kämpfte aber wie ein Löwe um seine Seher. So scheute er sich nicht, den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt höchst persönlich anzuschreiben und mit der Rückgabe seiner deutschen Staatsbürgerschaft zu drohen. Lieber würde er auswandern und türkischer Staatsbürger werden, wenn man seinem Ersuchen nach Einbürgerung von Seher nicht nachkommen würde. Zwei Tage später, wie Günther ausführte, hatten die beiden eine Antwort von der deutschen Staatsregierung und lediglich weitere zwei Tage dauerte es, bis der deutsche Pass von Seher fertig war. Der ersehnten Heirat stand nichts mehr im Wege. Eine tolle Geschichte, wie wir finden.

Wir sind begeistert von der Freundlichkeit und der offenen Art von Seher und Günther. Und natürlich drehten sich die Gesprächsthemen auch um den TSV 1860 München. Günther hat in den Sechziger-Jahren den Radi persönlich in einer Kneipe kennengelernt. Zu den Spielen ist er natürlich auch immer mal wieder gegangen. Seit seinem letzten Stadionbesuch sind aber Jahre, eigentlich schon Jahrzehnte vergangen. Um so größer ist die Freude bei ihm, wieder einmal ein Spiel der Löwen miterleben zu dürfen, seiner Seher die Atmosphäre im Grünwalder Stadion zu zeigen. Diese Freude war spürbar bei jedem Wort, das wir mit den beiden wechseln durften. So war es uns auch ein Bedürfnis, Seher einen selbst gestrickten Flaschenhalter in weiß und blau um den Hals zu hängen.

Man beachte auch den zuprostenden Herrn im Hintergrund. Lieber Twan, Du kommst im “I bin a Sechzga” auch noch dran.

Das überaus nützliche Utensil mit 1860-Logo wurde von der Elke selbst gefertigt und in der Giesinger Schänke für eine faire Aufwandsentschädigung angeboten. Eine tolle Sache, Elke. Melde Dich doch mal bei uns für unsere „I bin a Sechzga“-Serie. Der Flaschenhalter war eine nette Geste und diese blieb bei den umstehenden Fans nicht im Verborgenen. So entschied sich die Alex, eine von vielen Löwenmagazin-Leserinnen, spontan dazu, dem Günther ihren Sechzgerschal zu schenken. Ja, Emanzipation ist eben keine Einbahnstraße und es sieht gleich viel besser aus, wenn sich beide als Löwenfan erkennbar zeigen.

Nun wurde es aber Zeit, sich in Richtung Stadion auf den Weg zu machen. Ein kurzer Stopp am Grünspitz. Vorne an der Litfaßsäule: ein beliebter Treff vieler Löwenmagazin-Kommentatoren. Ein paar nette Gespräche und weiter geht es über die Kreuzung am Wienerwald vorbei, direkt auf das Sechzger zu. Günther und Seher hatten das Vergnügen, auf der Haupttribüne Platz nehmen zu dürfen. An dieser Stelle wollen wir uns ausdrücklich bei Christian Gaisböck, Geschäftsführer der MFG Deutsche Saatgut GmbH, für die Ticketspende bedanken. Für alle Beteiligten ein tolles Erlebnis an diesem Tag. Für Günther und Seher Grund genug, auch nach dem Spiel noch am Grünspitz vorbei zu schauen, um sich für dieses Erlebnis zu bedanken. Dabei ging es gar nicht um das Spiel, schon gar nicht um das erzielte Ergebnis. Es waren die neuen Kontakte, die Gespräche, die Gesten, die menschliche Wärme. Sechzig ist nicht alles, aber am vergangenen Spieltag war es der würdige Rahmen für eine wunderbare Begegnung von sich bisher unbekannten Mitmenschen. Danke liebe Seher, danke Günther. Ein toller Kontakt. Wir sehen uns wieder.

Unser Dank gilt auch den Lesern des Löwenmagazins. Den Anwesenden, die sich an den Gesprächen beteiligt haben. Danke Alex für die spontane Geste mit dem Schal. Aber auch Danke an alle Mitglieder des Löwenmagazins, beziehungsweise unserer Löwenheimat Giesing. Mit Euren Beiträgen macht Ihr solche Aktionen erst möglich.


Du bist noch kein Mitglied in der Löwenheimat Giesing e.V.? Dann wird es Zeit. Werde Mitglied in einem der engagiertesten Fanclubs. Hier geht es zum Mitgliedsantrag!

0 0 Stimmen
Artikel bewerten
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
7 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen