Was ist das potentielle aktuelle Limit für Zuschauer im Sechzger Stadion an der Grünwalder Straße? Diese Frage müssen sich die Verantwortlichen des TSV stellen.
In den sozialen Medien und im Internet allgemein werden vor allem prozentuale Werte diskutiert. Also 10, 20 oder mehr Prozent der maximalen Auslastung. Doch ganz so einfach ist das nicht. Es geht um mehrere Faktoren:
- aktuelle politische Entscheidungslage im Hinblick auf die Pandemie
- Einschätzung der Behörden (Polizei, Gesundheitsamt, etc.)
- Auflagen des Deutschen Fußball-Bund
- Bewertung des Stadions inklusive Hygienekonzept
Fans machen es sich viel zu einfach, wenn sie auf andere Stadien schauen und dort die prozentuale Zulassung auf das Sechzger Stadion 1 zu 1 übertragen.
Aktuelle politische Entscheidungslage
Am Dienstag haben sich die Bundesländer auf eine einheitliche Regelung im Hinblick auf die Fanrückkehr geeinigt. Das hört sich erst einmal gut an. Betrifft jedoch lediglich die politischen Vorgaben, nicht was reell auch umsetzbar ist. Es soll zu einem Probebetrieb kommen. Als zulässige Höchstkapazität während der Testphase wird 20 Prozent der jeweiligen Stadienkapazität empfohlen.
Im Hinblick auf den TSV ist unklar, was man als Kapazität des Stadions heranzieht. 15.000 Zuschauer sind ein Limit aufgrund des Lärmschutzes. Corona dürfte der Lärmschutz jedoch egal sein. Bei den Hygienemaßnahmen geht es vor allem um Abstandsregeln und damit um die räumliche Kapazität.
Nimmt man allerdings vereinfacht die 15.000, wären wir aktuell bei maximal 3.000 Zuschauern.
Einschätzung der Behörden
„Keine Zulassung von Zuschauern erfolgt in der Regel, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner am Austragungsort größer gleich 35 und das Infektionsgeschehen nicht klar eingrenzbar ist. Stets bedarf es einer engen Abstimmung mit den örtlich zuständigen Gesundheitsämtern“, so der Beschluss der Bundesländer. Wo wir bei der Inzidenz in München wären. Die liegt aktuell bei 45,53 und damit deutlich höher als 35. Im Moment sind also Zuschauer eher unwahrscheinlich. Dieser Wert muss wohl erst sinken. Aktuell sind wir damit dann wieder bei keinen Zuschauern!
Auflagen des Deutschen Fußball-Bund
Der Deutsche Fußball-Bund hat ein Hygienekonzept für die 3. Liga entwickelt. An diese Vorgaben muss sich der TSV 1860 München halten. Das dürfte jedoch eher rein organisatorische Fragen betreffen.
Bewertung des Stadions
Zuletzt gilt es, dass Stadion zu bewerten und ein Konzept zu erarbeiten. Hierzu bietet der Deutsche Fußball-Bund ein Unterstützungstool.
Das Unterstützungstool für die Kapazitätenberechnung wurde vom DFB gemeinsam mit der Manchester Metropolitan University entwickelt. Das Tool hilft dabei, Stadien unter Berücksichtigung der durch COVID-19 notwendigen Abstandsregeln neu zu beurteilen. Das ist gerade im Hinblick auf den TSV 1860 München durchaus interessant. Denn die eigentliche räumliche Kapazität ist tatsächlich deutlich höher als die aktuellen 15.000, die durch Lärmschutzauflagen zustande kommen. Die Löwen müssen vor allem überprüfen, auf welchen Wegen die Fans ins Stadion eingelassen werden können und in welcher Geschwindigkeit. Es geht vor allem um die Zuwege. Man muss das Stadion und das Umland vollkommen neu bewerten und eben nicht prozentual an der aktuellen Zuschauerkapazität festmachen. Der TSV 1860 München wird also ein Kapazitäts-Limit aufgrund verschiedener Faktoren festlegen.
Fazit
Fans schauen etwas neidisch in andere Bundesländer. Und auch in Richtung FC Bayern München. Der diskutiert im Moment darüber 7.500 Zuschauer zuzulassen. Doch auch für den FCB gelten die gleichen Regelungen. Und das bedeutet in der Konsequenz: dass der Inzidenz-Wert zu hoch ist. Und damit in der Regel keine Zuschauer zugelassen werden dürfen. Die Entscheidung treffen letztendlich die Behörden. Vor allem in Bayern jedoch eher unwahrscheinlich, dass man sich hier weit aus dem Fenster lehnt. Es sei denn, es stimmt tatsächlich und Ministerpräsident Markus Söder macht für den FCB an der Regel vorbei eine Ausnahme.
Für die Löwen heißt es: das Stadion bewerten, ein Hygienekonzept entwickeln und hoffen, dass der Inzidenz-Wert sinkt.
Inzidenz: Der Inzidenz-Wert von 45,53 bedeutet, dass sich in den vergangenen sieben Tagen 45,53 Menschen pro 100.000 Einwohner mit der Krankheit angesteckt haben.