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Schöne heile Fußballwelt – von Tyrannen und Despoten finanziert

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In Newcastle schwenken Fans nun eine Flagge mit dem Glaubensbekenntnis des Islam. Das ist eigentlich verstörend. Ein Kommentar.

Das Menschenbild einiger Länder und deren Machthaber ist mit unseren Werte- und Moralvorstellungen nicht einmal annähernd vereinbar. Medienhäuser werden bestochen oder gar gekauft, Journalisten ermordet, Homosexuelle verfolgt, Arbeiter ausgebeutet, Menschen versklavt und Menschenrechte mit Füßen getreten. Unter den politischen Häftlingen einiger Länder sind auch Menschenrechtsaktivisten, Gewerkschafter oder wer sonst nicht ins System passt. Faire Prozesse sind selten.

“Er ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn”, meinte Franklin D. Roosevelt, als er auf den nicaraguanischen Diktator Somoza angesprochen wurde. Längst haben Politiker westlicher Länder erkannt, dass es einfacher ist, mit autoritären Herrschern zu kooperieren, wenn damit Ruhe und Stabilität garantiert wird. Mancher Militärexperte ist der Meinung, man hätte den Tyrannen Saddam Hussein nie stürzen dürfen. Dann hätte man den IS verhindert. Man beurteilt die Despoten nicht mehr danach, ob sie für Menschenwerte stehen, sondern danach, ob sie Waffenruhe garantieren. Vor allem, wenn Despoten dafür sorgen, dass wir in unserer europäischen Wohlfühlzone in Ruhe gelassen werden. Bei Menschenrechtsverletzungen drücken wir gerne beide Augen zu, wenn dadurch Terroranschläge in unseren Ländern vermieden werden. Vor allem die US-Amerikaner unterstützten im Laufe der Zeit auch mal Tyrannen, wenn es für die Stabilität des eigenen Landes sinnvoll war. Auch wenn es um die Gewinnung von Rohstoffen geht, schaut man gerne mal weg bei Verstößen gegen unsere eigenen moralischen Werte. Es ist eine Abwägung zwischen moralischer Verwerflichkeit und moralischer Verwerflichkeit. Und manch Herrscher weiß – er kann sich alles erlauben, wenn er nur dafür sorgt, dass nichts davon in den Westen schwappt. Der Zweck heiligt die Mittel, so scheint es. Der eine oder andere Tyrann ist ein Hurensohn, aber er ist eben unser Hurensohn.

In Europa klopfen wir uns auf die Schulter, wenn es um Menschenrechte und Wertevorstellungen geht. Das alles scheint jedoch keine Rolle mehr zu spielen, wenn die Machthaber dieser Länder sich in den europäischen Fußball einkaufen. Zuletzt ging Newcastle an Saudi Arabien. Die Fans feiern. Unendlich viel Geld und die Chance auf sportlichen Erfolg. In Newcastle schwenken Fans die Flagge von Saudi Arabien. Auf der übrigens das Glaubensbekenntnis des Islams steht. Heiligt der Zweck auch im Fußball die Mittel? Eine Fußball-Weltmeisterschaft in Katar darf es, hält man sich an unsere moralischen Grundsätze und Normen, nicht einmal annähernd geben. Trotz Kritik wird sie jedoch stattfinden. Und so manche Verfehlungen werden schöngeredet. Ja, der eine oder andere denkt sogar, man könne in solchen Ländern etwas zum Positiven bewirken, wenn man durch den Fußball die eigenen Werte vermittelt.

Im Zuge der Anti-Terror-Allianz geben wir gerne unsere Werte auf. Aber eben nicht nur da, sondern auch dann, wenn es um Fußball geht. Um Geld, genauer gesagt. Newcastle wird nun wohl alle überflügeln. Hat man erst einmal einen Despoten hinter sich, dann spielt Geld im Grunde keine Rolle mehr. Das gibt es im Überfluß. Nur muss man eben seine moralischen Augen schließen. Das mag dem einen oder anderen auch ganz gut gelingen, weil die Menschenrechtsverletzungen so weit weg sind. Deshalb klappt es so gut. Saudi Arabien wird investieren. Und die Emirate werden mit Manchester City dagegensteuern wollen. Und auch weiter investieren. Ob da blutiges Geld dabei ist? Sei´s drum.

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