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Rückzahlung oder Hypothek? Das Darlehen des Hauptsponsors in der Diskussion

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Günther Gorenzel, Sport-Geschäftsführer beim TSV 1860 München, hofft auf Nachverhandlungen der beiden Gesellschafter. Um zum Beispiel ein erhöhtes Sponsoring für den Spieleretat zu ermöglichen. Oder die ursprünglich gedachte Hypothek auf die Geschäftsstelle umzusetzen. Der Hauptsponsor ist gar nicht abgeneigt.

Das Darlehen für die positive Fortführungsprognose

Der TSV 1860 München hatte nach dem Doppelabstieg aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga von Hauptsponsor “die Bayerische” ein Darlehen in Höhe von 2 Millionen Euro bekommen. Das Darlehen war für eine positive Fortführungsprognose erforderlich. Abgerufen wurde es zunächst nicht. Als Sicherheit bot der damalige Geschäftsführer Markus Fauser Teile aus zukünftigen Transfertbeteiligungen. Ohne diese Sicherheit hätte der Hauptsponsor das Darlehen gar nicht zur Verfügung stellen können. Beide Gesellschafter stimmten diesem Darlehen zu.

Das Darlehen wird abgerufen

Um für die Saison 2019/20 im Mai 2019 die Lizenz beim DFB für die Dritte Liga zu bekommen, musste Michael Scharold das Darlehen abrufen. Scharold hatte mit mehr Einnahmen beim Sponsoring gerechnet. Zudem musste die KGaA auch die Mehrkosten für die Beförderung von Günther Gorenzel vom Sportchef zum Geschäftsführer übernehmen. Ursprünglich hatte Gesellschafter Ismaik die Kosten übernehmen wollen. Er hatte ein Jahr zuvor explizit auf einen zweiten Geschäftsführer bestanden.

Der TSV bekommt notwendige Sicherheiten

Schneller als gedacht wurden tatsächlich die von Markus Fauser als Sicherheit gedachten Transferbeteiligungen Wirklichkeit. 1860 profitierte an den Weiterverkäufen von Julian Weigl, Marin Pongracic und Felix Uduokhai. Viele Fans freuten sich. Einige Pressevertreter thematisierten sofort mögliche Neuverpflichtungen. Als Geschäftsführer musste es Günther Gorenzel wohl bereits beim Weigl-Transfer klar gewesen sein, dass man zuerst die vertragliche Vereinbarung mit dem Hauptsponsor erfüllen muss. Und die 1,5 Millionen Euro aus dem Weigl-Transfer eben nicht automatisch in den Sport fließen können. Dennoch forderte er, dass das Geld aus dem Sport auch im Sport bleiben soll: “Der Geldregen soll nicht dafür verwendet werden, irgendwelche Löcher im weiß-blauen Hamsterbau zu stopfen”. Vielen Fans gefiel diese Aussage, denn man hoffte im Winter auf Neuzugänge. Gorenzel scheint in seiner Rolle als zweiter Geschäftsführer dabei vergessen zu haben, dass man zuvor eben das besagte Darlehen des Hauptsponsors abgerufen hatte und entsprechende, vertraglich vereinbarte Sicherheiten nun zurücklegen musste. Da war er bereits Geschäftsführer und mit den Finanzen vertraut. Gorenzel wusste also zumindest beim Weigl-Transfer, dass man damit entweder das Darlehen des Hauptsponsors zurückzahlen oder aber das Geld als Sicherheit zurücklegen muss. So oder so konnte das Geld für den Weigl-Transfer nicht in den Kader fließen.

Die Diskussion über den Hauptsponsor

Hauptsponsor “die Bayerische” blockiere die Transferbeteiligungen und damit die Erhöhung des Spieleretats. So wurde es von einigen Fans diskutiert. Die Boulevard-Presse griff genau dieses Thema auf. Die Abendzeitung behauptete sogar, dass der Hauptsponsor im Rahmen der potentiellen Kapitalerhöhung den TSV 1860 München unter Druck setzen wolle. Man poche auf die Erlöse aus den Transferbeteiligungen, um den Sportetat nach unten zu drücken. Dabei scheint man wohl vergessen zu haben, dass unter den Geschäftsführern Michael Scharold und Günther Gorenzel eben das besagte Darlehen abgerufen wurde und man genau aus dem Grund eben nicht einfach ein dreiviertel Jahr später die Transferbeteiligungen sofort großzügig ausgeben kann. Gerade Günther Gorenzel, der sich zu dem Zeitpunkt sehr aktiv vor den Pressevertretern zeigte, hätte das durchaus richtig stellen können.

Das erste Angebot des Hauptsponsors

In einem Punkt hatte die Boulevard-Presse natürlich Recht. Der Hauptsponsor “die Bayerische” bot an, das Darlehen im Rahmen einer Kapitalerhöhung in Anteile an der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA umzuwandeln. Damit wäre das Darlehen vom Tisch gewesen, die Transferbeteiligungen hätten dem TSV zur Verfügung gestanden. Die Verhandlungen in Richtung einer Kapitalerhöhung erwiesen sich jedoch als schleppend. Vor allem, weil sich Hasan Ismaik zwar für einen dritten Gesellschafter offen zeigt. Allerdings sollte der dritte Gesellschafter mindestens 15 bis 20 Millionen in die KGaA einbringen. Eine völlig utopische Summe.

Das zweite Angebot des Hauptsponsors

Noch scheinen Verhandlungen im Hinblick auf eine mögliche Kapitalerhöhung nicht vom Tisch zu sein. Für die kommende Saison helfen sie allerdings eher nicht. Denn es Bedarf nicht nur der Zustimmung Ismaiks, sondern auch von mindestens 75 Prozent Zustimmung in der Mitgliederversammlung des TSV München von 1860 e.V.. Um dem TSV schnellstmöglich Geld zur Verfügung zu stellen bzw. die Transferbeteiligungen noch in den Sportetat fließen zu lassen, bot “die Bayerische” die Eintragung in Form einer Grundschuld auf das Geschäftsstellengebäude an. Eine Hypothek also auf das Gebäude der Löwen. Hinter dem Angebot steckte durchaus Kalkül. Im Grunde wollte man aufgrund der fortschreitenden Zeit einen Zwischenschritt. Der Hauptsponsor möchte weiterhin Anteile an der KGaA der Löwen. Die Hypothek könnte im Rahmen einer Kapitalerhöhung nämlich in eine Beteiligung umgewandelt werden. So der Grundgedanke.

Das “nachhaltige Finanzpaket”

Günther Gorenzel scheint wohl ebenfalls weiter auf die Hypothek zu hoffen. Mittlerweile wurde jedoch ein “nachhaltiges Finanzpaket” vom Aufsichtsrat der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA verabschiedet. Bis zu 6,3 Millionen werden in Form von abrufbaren Darlehen abgedeckt. Kommt Geld in irgendeiner Form rein, müssen diese Darlehen erst einmal wieder bedient werden. Oder aber das Geld fließt als Sicherheit in die positive Fortführungsprognose. Heißt im Falle der Hypothek: Mit ihr würde man das 6,3 Millionen-Notfall-Darlehens-Paket verringern und nicht den Sportetat erhöhen. Das war vor der Verabschiedung des Aufsichtsrats-Finanzpaketes noch nicht der Fall. Allerdings hätte man aber auch keine positive Fortführungsprognose bekommen. Will man eine Hypothek und diese außerhalb des Notfall-Paketes, müssen die Gesellschafter also nachverhandeln.

Der Umweg über die Hypothek

Die Stadt sieht eine Besicherung in Form einer Grundschuld auf das Geschäftsstellengebäude eher konstruktiv, erklärt Martin Gräfer, Vorsitzender von Hauptsponsor “die Bayerische“. Die Möglichkeit einer Hypothek sei jedoch nicht alleine von der Entscheidung der Stadt abhängig. Sondern auch von der Gesamtbewertung der wirtschaftlichen Lage durch die Geschäftsführung und die Gesellschafter. Das Ziel des Hauptsponsors bleibt weiterhin eine Kapitalerhöhung. Eben mit dem Umweg über eine Hypothek. Das erklärt auch Gräfer gegenüber dem Löwenmagazin: “Eine Hypothek könnte zu einem späteren Zeitpunkt umgewandelt werden, im Rahmen einer möglichen Kapitalerhöhung.” Bis zu einer möglichen Kapitalerhöhung hätte die Hypothek auch Vorteile für die Stadt, meint der Vorsitzende des Hauptsponsors: “Da dies aber sicher noch ein langer Weg sein dürfte, wäre die Hypothek tatsächlich sinnvoll und dann auch im Interesse der Stadt. Denn damit würde der Sportbetrieb auf dem Erbpachtgrundstück weiter sichergestellt und dem Nutzungskonzept gerecht werden. Daher auch die nachvollziehbare konstruktive Haltung der Stadt.”

Rückzahlung als Alternative

Eine Alternative zur Hypothek wäre die Rückzahlung des Darlehens. Angeblich scheint das Darlehen aus dem Topf der Transferbeteiligungen auch teilweise wieder bedient worden zu sein. Heißt: Die KGaA hat von den 2 Millionen bereits wieder eine gewisse Summe zurückgezahlt. Aus dem Weigl-Transfer. Bestätigen möchte das niemand. Ob man das Darlehen nun bereits teilweise oder noch gar nicht zurückgezahlt hat, die Rückzahlung wäre in jedem Fall eine Alternative. Der Vorsitzende des Hauptsponsors hierzu: “Die Alternative wäre auch zu bedenken: einfach das Darlehen zurückführen. Wir stehen beidem konstruktiv gegenüber. Die Entscheidung liegt bei Geschäftsführung und Gesellschaftern.”

Das Problem jedoch bei der Rückführung: Die hinterlegten Sicherheiten aus den Transferbeteiligungen entsprechen nicht der eigentlichen Darlehenssumme von 2 Millionen Euro. Da scheint wohl auch die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung der Geschäftsführung gemacht zu haben. Die Restsumme würde dann in der positiven Fortführungsprognose fehlen. “Genauso ist es. Die realisierte Sicherheit ist niedriger als das gewährte Darlehen insgesamt”, erwidert Gräfer.

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