Es gibt Dinge, auf die kann man sich verlassen. Dass bayerisches Bier besser schmeckt als Kölsch zum Beispiel. Die Sonne geht immer im Osten auf und im Westen unter. Und die Löwen bleiben wirtschaftlich eine Katastrophe. Wie sehr ist Letzteres in Stein gemeißelt? Ich werfe gemeinsam mit Reinhard Friedl einen Blick auf die zurückliegenden Zahlen.
Ausgliederung des Profifußballs
Ende 2001 traf man beim TSV München von 1860 e.V. eine folgenschwere Entscheidung. Der Profifußball wurde aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb des e.V. ausgegliedert. Es sollte zukünftig zu keiner Vermischung zwischen Geldern aus dem ideellen Bereich (Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuschüsse) und den Geldern aus der Vermögensverwaltung und dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb kommen. Ansonsten wäre durchaus die Gemeinnützigkeit gefährdet gewesen. Zudem wollte der damalige Präsident, Karl-Heinz WildmoserKarl-Heinz war langjähriger Vereinspräsident des TSV 1860 ..., den TSV 1860 wirtschaftlich weiter voran bringen. Für das abgelaufene Geschäftsjahr konnte der damalige Schatzmeister Kurt Sieber Gutes vermelden. Der Umsatz für das Wirtschaftsjahr 2000/2001 wuchs von 55 Millionen DM auf 77,8 Millionen DM. Der Gewinn nach Steuern betrug erfreuliche 4,4 Millionen DM.
Das Desaster mit der Allianz Arena
Als die Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes in eine rechtlich eigenständige Firma, einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, vollzogen wurde, waren bereits die Pläne für einen gemeinsamen Stadionneubau mit dem FC Bayern München weit fortgeschritten. Als Erstliga-Verein wollte man auf Augenhöhe mit dem damals bereits finanziell besser gestellten Nachbarn aus der Säbener Straße kommen. Bereits am 21. Oktober 2001 fand ein positiver Bürgerentscheid zum Bau eines gemeinsamen Stadions statt.
Mit dem Bau wurde im Herbst 2002 begonnen. Die Arena wurde am 30. April 2005 an die gemeinsame Gesellschaft der Allianz Arena München Stadion GmbH übergeben. Zu den gut 200 Millionen Euro an öffentlichen Geldern für Infrastrukturmaßnahmen mussten beide Gesellschafter (1860 und FC Bayern) ca. 340 Millionen Euro aufbringen.
Einen Teil steuerten die verkauften Namensrechte an die Allianz bei. Außerdem die 106 Logen, die zu Preisen zwischen 90.000 und 240.000 Euro jährlich, für fünf Jahre vermietet wurden. Allerdings war hier schon abzusehen, wie die Verhältnisse waren. 102 der Luxus-Logen setzte der FC Bayern ab und die Sechziger brachten nur 4 Stadionsuiten unter die Leute. Hier zeichnete sich bereits ab, dass es mit „auf Augenhöhe“ nicht wirklich viel auf sich hatte.
Der Großteil der Stadionkosten wurde durch Darlehen finanziert. Neben Darlehen der LfA Förderbank Bayern (40 Mio €) und einer Projektfinanzierung der Eurohypo AG gab es auch eine Beteiligungsgesellschaft für Geldanleger zu erwerben. 75 Mio € hatten eine garantierte Verzinsung von 6,75 %, die unter bestimmten sportlichen Erfolgen und Zusatzspielen in der Allianz Arena, um 1,75 % bis auf 8,5 % steigen konnte. Alleine an diese Beteiligungsgesellschaft mussten dann jährlich zwischen 5 Mio € und 6,4 Mio € an Zinsen bezahlt werden. Die Belastung für die Gesamtdarlehen an Zins und Tilgung betrug für beide Vereine zusammen 30 Mio € pro Jahr, somit war es für die von Haus aus klammen 60er ein Anteil von 15 Mio € pro Jahr.
Es war für die Verantwortlichen des FC Bayern wohl klar, dass die 60er dies nicht lange durchhalten werden und es erst dann richtig lukrativ für Bayern werden würde, wenn diese von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen können. Die Bayern hatten genügend Geld auf der hohen Kante. Bereits ein Jahr nach Eröffnung des Stadions, im Jahr 2006, musste die TSV 1860 München KGaA ihre 50 %-Beteiligung für 11 Mio € an den FC Bayern verkaufen. Die Löwen waren nur noch Mieter, mit einem langfristigen Mietvertrag, der letztendlich für den TSV sehr teuer war. Alleine die 2.152 Business-Seats brachten für den TSV 1860 München jährlich große Verluste, da nur ein Teil an den Mann gebracht werden konnte und die Kosten für Essen und Getränke (in den Anfangsjahren 69 € pro Platz) bezahlt werden mussten, egal ob diese nun tatsächlich gebraucht wurden oder nicht.
Bereits ein Jahr nach dem Verkauf der Beteiligung wurde auch die Option für den Rückkauf für 1 Mio € veräußert. Es war für jeden abzusehen, dass der TSV 1860 München niemals das Geld aufbringen kann, um die Anteile zurück zu erwerben. Als der für den Bau benötigte Partner als Teilhaber ausgeschieden war, konnten die Verantwortlichen des FC Bayern den Anlegern der Beteiligungsgesellschaft der ALCAS 173 LUMBAR KG (Fondsgesellschaft Allianz Arena) schnell klar machen, dass das Risiko für diese Anlage nun wesentlich größer ist. Eben weil der TSV 1860 München als Gesellschafter ausgestiegen war. Es war kaum zu glauben, aber die Kapitalanleger glaubten dieses Märchen auch unter Mithilfe der beteiligten Banken, und stimmten einer Auflösung der Gesellschaft zu. Der FC Bayern zahlte die Anleger aus und sparte sich somit Zinsen von 5 – 6,4 Mio € pro Jahr.
Die Geschäftsberichte bis 2011
Wer immer noch meint, dass es ein Fehler der Löwen war, das Kamikaze-Projekt Allianz Arena nach dem Zwangsabstieg in die 4. Liga zu verlassen, sollte sich die Zahlen aus dem Geschäftsbericht per 30.06.2010 genauer anschauen. Im Anhang des Geschäftsberichtes ist eine Tabelle nach Segmenten für die Geschäftsjahre 2005/06 bis 2009/10 ersichtlich.
Das Segment „Spielbetrieb“ beinhaltet die Ticketeinnahmen, die Erträge aus der medialen Vermarktung gegenüber den Personalaufwendungen für den Spielbetrieb und den Spielbetriebskosten wie Stadionkosten, Verbandabgaben Reisekosten, Instandhaltung der Trainingsplätze, Ausrüstung und medizinische Aufwendungen:
- 2005/06 minus 2,7 Mio €
- 2006/07 minus 2,5 Mio €
- 2007/08 minus 400T €
- 2008/09 minus 2,4 Mio €
- 2009/10 minus 5,1 Mio €
Der Bereich Handel/Catering umfasst die Gewinne aus dem Merchandising sowie das Catering in der Allianz Arena:
- 2005/06 minus 540T €
- 06/07 minus 235T €
- 07/08 minus 1,1 Mio €
- 08/09 minus 1 Mio €
- 09/10 minus 1,5 Mio €.
Einzig und alleine im Geschäftsjahr 2005/06 kam es zu keinem Gesamtverlust, da 11 Mio € für den Verkauf der Beteiligung an der Allianz Arena verbucht wurden. Allerdings war der Gewinn in diesem Jahr auch „nur“ 3,6 Mio €, obwohl 11 Mio € Zusatzertrag vereinnahmt werden konnten.
Ansonsten waren damit die Verluste:
- 2006/07 285T €
- 2007/08 560T €
- 2008/09 1,1 Mio €
- 2009/10 4 Mio €
- 2010/2011 6 Mio €
Einstieg von Hasan Ismaik
Als die TSV 1860 München KGaA bereits versucht hatte, Investoren zu gewinnen und dies bisher immer gescheitert war, gelang es einem Investmentbanker den in Fußballdingen unerfahrenen Jordanier, Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال..., zum Ende des Geschäftsjahres 2010/11 für das „Projekt TSV 1860 München“ zu gewinnen. Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... machte zu Beginn seiner Beteiligung bereits klar, dass er die Beteiligung mit dem Ziel eingeht, hieraus Gewinne zu generieren. Ihm war bewusst, dass der TSV 1860 e.V. nur im Rahmen und zur Erfüllung seiner satzungsmäßigen Ziele Interesse an einer Gewinnausschüttung hat und keine primären Gewinnerzielungsabsichten verfolgt. Diese konträren Interessen der Parteien spielten jedoch in Folge keine Rolle, da an Gewinnausschüttungen bis heute nicht zu denken war und auch aktuell nicht ist.
Die bis zum Einstieg angesammelten Verluste erhöhten sich in den folgenden Geschäftsjahren:
- 2011/12 um 6,3 Mio €
- 12/13 um 7,3 Mio €
- 13/14 um 6 Mio €
- 14/15 um 5 Mio €
- 15/16 um 1,7 Mio €
Für die Saison 2016/17 nahm Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... unter dem PräsidentenÜbersicht über alle Präsidenten des TSV München von 1860... Peter CassalettePeter Cassalette wurde am 30.11.1952 in München geboren und... das Heft selbst in die Hand und gab nochmal, zu seinen bisherigen Krediten und Genussscheinen, weitere Kredite, um Spieler zu kaufen und deren Gehälter zu zahlen. Allerdings endete dieses Geschäftsjahr mit dem Abstieg und einem Rekordverlust in dieser Saison in Höhe von 21,9 Mio €. Alle teuer eingekauften Spieler konnten ohne Ablöse den Verein verlassen, da Ismaik weitere Gelder/Kredite versagte und die Mannschaft von der 2. Liga in die 4. Liga durchgereicht wurde.
Der Gesamtverlustvortrag stieg seit dem Einstieg von Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... von 8,4 Mio € auf 62,7 Mio € zum Geschäftsjahresende per 30.06.2017.
Die Zeit nach dem Doppelabstieg
Das Abenteuer Allianz Arena, konnte trotz einem noch laufenden Vertrag, zu Beginn der 4. Liga beendet werden und die neu formierte Mannschaft (überwiegend Spieler aus der bisherigen 2. Mannschaft) konnte wieder in der Löwenheimat GiesingLöwenheimat Giesing e.V. ist der Trägerverein des Löwenma... im Grünwalder Stadion spielen. Durch einen strikten Sanierungskurs, konnten Kosten eingespart werden und es kam in der Viertliga-Saison 2017/2018 „nur“ noch zu einem Verlust in Höhe von 1,7 Mio € und einem Sofortaufstieg in die 3. LigaDritthöchste Spielklasse im Meisterschaftssystem des deutsc....
Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag erhöhte sich von 2017 von 19,8 Mio € auf 22,1 Mio € zum Geschäftsjahresende per 30.6.2018.
Im Juli 2020 werden wohl die Bilanzen für das Geschäftsjahr 2018/2019 veröffentlicht und „Nicht-Insider“ können daraus Schlüsse für die jetzige Saison 2019/2020 ziehen, die durch die Corona Pandemie unterbrochen wurde und mit Geisterspielen beendet wird.
Zukunftsaussicht
Wie die Saison 2020/2021 finanziert werden soll, wird wohl erst nach einem von Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... angeregten Gespräch mit dem neuen GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... für die Finanzen und dem weiteren Gesellschafter, den e.V. Vertretern, Anfang Juli besprochen und hoffentlich festgelegt werden. Allein bis Ende des Jahres sollen bis zu 4 Millionen Euro fehlen.
Ein unglückliches Händchen in Sachen Investitionen scheint Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... nicht nur bei Sechzig zu haben. Bei Masaken Capital kommt es am Mittwoch zur Gesellschafterversammlung. Die Aktie ist tief gestürzt und nun auf Rekordtief. Seit 9. März werden zwar immer wieder Aktien zum Verkauf angeboten, aber niemand kauft. Und so wird Masaken Capital auch seit März nicht mehr in den regulären Aktienkursen aufgeführt. Rettbar ist Ismaiks jordanische Firma wohl kaum mehr. Die Gesellschafterversammlung am Mittwoch ist vorgeschrieben, erklärt man auf Anfrage des Löwenmagazins. Wirklich lösungsorientierte Themen scheint es nicht zu geben. Man kommt online zuammen, weil es vorgeschrieben ist. Nicht weil es Licht am Ende des Tunnels gibt. Das Unternehmen blutet aus.
Was aber ist mit dem TSV 1860 München? Bei einer möglichen Insolvenz der KGaA würde Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... seine 60 % Geschäftsanteile zu 13 Mio € erworben, sowie Genussscheine in Höhe von gut 31 Mio € und noch bestehenden Darlehen (mit Rangrücktritt) zwischen 10 – 12 Mio € verlieren.
Viele sehen den Einstieg eines weiteren Gesellschafters als Möglichkeit an. Sofern man einem weiteren Gesellschafter die KGaA schmackhaft machen möchte, muss es wohl zu einem Forderungsschnitt bei den Darlehen und Genussscheine kommen. Beim Einstieg von Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... im Jahr 2011 mussten die damaligen Gläubiger einem Darlehens/Schulden-Schnitt von 40 % zustimmen. Bei der heutigen Überschuldung wird wohl ein deutlich höherer Schuldenschnitt (Schuldenerlass) nötig sein.
Eine Kapitalerhöhung in kurzer Zeit wäre jedoch mehr als überraschend. Denn davon müsste man auch die Mitglieder des TSV München von 1860 e.V. überzeugen. Dazu benötigt es eine deutliche Mehrheit von 75 Prozent. Und die Zeit ist ohnehin knapp.
Eine weitere Lösung die im Raums steht: ein Tausch von Sicherheiten. Hauptsponsor „die Bayerische“ soll eine Eintragung als Gläubiger im Grundbuch der Geschäftsstelle bekommen. Und dafür die Sicherheit aus dem Weiterverkauf von Julian Weigl freigeben. Das wären 2 Millionen. Gespräche mit der Stadt laufen. Die müsste nämlich zustimmen.
Im Moment scheint medial niemand groß auf die Bühne treten zu wollen. Es ist ruhig geworden und von einem Gesellschafterstreit sieht man zumindest nach außen hin nichts. Klar, jeder kann nur verlieren. Der neue GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... Pfeifer wurde einstimmig ernannt. Große Versprechungen und Ankündigungen gibt es nicht. Bleibt zu hoffen, dass man sich für eine zukunftsorientierte Lösung gemeinsam stark macht. Ansonsten bleibt vor allem eins: der Gang in die Infantriestraße. Dort muss man letztendlich im Notfall die Handbremse ziehen und Insolvenz anmelden.