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Projekt “Giesinger Kirchplatz” – Interview mit Clemens Marschner

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Clemens Marschner hat eine Vision für Giesing – er möchte einen großen Platz zwischen der Heilig-Kreuz-Kirche, der Schule und dem Giesinger Bräu. Ein Projekt, das bereits Viele für äußerst innovativ und interessant halten. Wir haben mit Marschner über sein Projekt gesprochen.

Getroffen haben wir uns natürlich im Giesinger Bräu. Bei einer kühlen Erhellung haben wir uns über das Projekt “Giesinger Kirchplatz” unterhalten. Vorgestellt wird es heute auch im Bezirksausschuss 17.


Vollgremium am Dienstag, den 12. April 2022

Bezirksausschuss 17 (Obergiesing - Fasanengarten), Pfarrsaal der Königin des Friedens, Werinherstr. 50, 81541 München, öffentlich

Die Grundidee “Giesinger Kirchplatz”

LM: Am Dienstag stellst du dein Projekt “Giesinger Kirchplatz” im Bezirksausschuss 17 (Obergiesing – Fasanengarten) vor. Was ist die Idee, die du vorstellen möchtest?

Marschner: Die Grundidee ist, dass man dort wo die heutige Straßenkreuzung am Giesinger Berg einen Platz gestaltet, der ein Zentrum für Giesing werden soll. Nebenbei löst man durch diese Umgestaltung auch jede Menge Verkehrsprobleme.

LM: Was meinst du mit Verkehrsproblemen?

Marschner: Zur Ausgangslage – wir haben jetzt einen Fußgängertunnel, durch den man weder mit dem Fahrrad, noch mit dem Rollstuhl wirklich gut durchkommt. Dann haben wir die Fahrbahnoberfläche, die in den Sechzger Jahren mehr oder weniger dafür konzipiert war, das man in München eine autobahnähnliche Linie anlegt, also durch die ganze Stadt gehend. Jetzt plant man eine Brücke noch mal extra für Fahrradfahrer. Die löst allerdings nicht alle Wegebeziehungen sondern nur einen Teil. Die Brücke soll von der Kirche über den Giesinger Berg führen. Darüber diskutiert man mittlerweile seit 20 Jahren. Diese Problematik habe ich dann in der Giesinger Facebookgruppe, die hat etwa 5.000 Mitglieder, diskutiert. Und der Tenor war eigentlich klar: warum hier eine Brücke? Es soll praktisch ein Beipass geschaffen werden, der nur wenige Probleme löst. Und der von den Giesinger gar nicht mal unbedingt gefordert wird.

LM: Und deine Idee ist nun, dass man einen Platz schafft, wo heute die Kreuzung ist?

Marschner: Wenn man an der Kreuzung steht, dann sieht man eigentlich das Potential. Da gibt es einerseits die neogotischen Kirchen, da gibt es ein altes Schulhaus, was über hundert Jahre alt ist und in dem Verkehr völlig untergeht. Die haben einen derart kleinen Pausenhof zwischen den Straßen, dass sie im Schichtdienst die Pausen machen müssen. Und drumherum fahren die Autos. Dann haben wir das Wirtshaus, also die Giesinger Brauerei auf der anderen Seite. Wir haben die Evangelische Kirche. Wir haben quasi ein fast vierzehnhundert Jahre alten Dorfkern. Der war früher immer das Zentrum. Damals natürlich mit Bauernhöfen drumherum. Und dieser Dorfkern ist eigentlich zerstört durch diese Straßen. Die Straßen durchschneiden das Viertel. Wenn man jetzt sagt, wir haben ohnehin schon den Tunnel. Wir legen die Straße tiefer. Auf die Höhe des Fußgängertunnels. Und machen dann eine Fläche obendrauf, dann hat man einen Platz gewonnen der so groß wie der Gärtnerplatz ist. Und den kann man dann gestalten.

LM: Einen Platz für was könnte da entstehen?

Marschner: Das könnte ein Platz werden zum Ausruhen, zur Erholung, zum Genießen. Wenn man sich vor die Kirche stellt, hat man den größten Südbalkon der gesamten Gegend. Da scheint den ganzen Tag die Sonne. Und man schaut dann auf diesen Platz. Man hat so derart viel Platz geschaffen. Dort wo kein Tunnel ist, könnte man auch neue Häuser bauen. Gastronomie könnte ich mir vorstellen. Aufgrund der Lage und der Nähe zum Stadion wäre es auch zum Beispiel für Fans ein Platz, wo man nach dem Spiel hinkommt. Um hier ein Bier zu trinken. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man hier Hochzeiten feiern könnte. Es ist letztendlich ein Zentrum für Giesing, dass im Moment fehlt. Und es wäre relativ einfach so einen Platz herzustellen. Aber wenn nun die Brücke gebaut wird, dann wird da wahrscheinlich erst mal nichts passieren.

Machbarkeitsstudie

Das Projekt in der Entwicklung

LM: Wie kam es überhaupt dazu, dass du dich damit beschäftigt hast und wie bist du vorgegangen?

Marschner: Als man anfing immer wieder über diese Fahrradbrücke zu sprechen. Die nicht wirklich alle Probleme löst. Mich hat das motiviert, mich damit zu beschäftigen. Ich habe dann ein Video gemacht und auf Youtube gestellt. Da wird quasi das Problem dargestellt, es zeigt auf, was die Ansätze sind und ich habe eine Simulation gemacht. So ein Platz hat ja eine gewisse Geometrie. Man muss sich anschauen, wie man die Straßen führt, man muss die Steigungen berücksichtigen die gegebenenfalls Herausforderungen sind. Man muss sich fragen: kann ich den Platz überhaupt irgendwo draufbauen? Er kann ja nicht in der Luft hängen. Und um das alles zu berücksichtigen habe ich ein Computermodell erstellt. Da habe ich die einzelnen Punkte so abgeklopft, dass man erhobenen Hauptes irgendwo hingehen und es als Grobkonzept vorstellen kann.

LM: Gibt es bereits Gespräche?

Marschner: Wir sind bereits im Dialog mit Stadträten, sprechen Parteien an, wir versuchen die Kirchengemeinden einzubinden. Manchen Leuten fällt die Kinnlade runter. Die haben einfach nie über sowas nachgedacht. Und es gibt Kritiker, die sagen, dass das nie und nimmer möglich ist. Das ist Utopie. Die Mehrzahl der Leute sind jedoch begeistert. Es gibt im Endeffekt auch kein Nachteil für die Giesinger. Für die Leute, die hier wohnen, ist das eine immense Verbesserung. Für uns geht es darum jedem klarzumachen, wie es sich am Ende anfühlen könnte. Es ist eine Gefühlssache. Es geht nicht darum, wie ich mit dem Fahrrad ohne Ampel über den Platz komme. Sondern es geht darum, dass wenn ich an diesen Ort komme, fühle ich mich da wohl? Vielleicht lebe ich an diesem Ort. Dann habe ich hier einen Platz, wo ich herkommen kann. Da kann ich ein Bier trinken oder einen Kaffee. Das ist Heimat. Das ist ein Ort wo man Erlebnisse verbindet. Vielleicht sogar Teil der eigenen Biographie wird. Wenn ich mir vorstelle, dass man einem gewonnen Spiel hier herkommt und feiert. Oder man hier seine Hochzeit feiert. Das wollen wir emotional rüberbringen. Und natürlich sind wir offen für Ideen.

LM: Es ist in jedem Fall ein sehr großes Projekt, das viel Planung erfordert…

Marschner: Die Bretter sind dick, das ist klar. Das ist nichts, was nächstes Jahr fertig ist. Auch wenn ich Leute kenne, die würden gerne mit der Schaufel und der Spitzhacke morgen anfangen. Für mich ist es interessant, die Emotionen aufzugreifen und kennenzulernen. Auch die Frustration im Hinblick auf die Kreuzung.

LM: Wer steckt nun alles hinter diesem Projekt?

Marschner: Ursprünglich nur ich, aber es kommen immer mehr Unterstützer hinzu. Es hat angefangen mit dem Video. Da habe ich schon ein paar Leute kennengelernt. Aber das Projekt kam ursprünglich ausschließlich von mir. Und es geht voran. Seit Januar gibt es eine Webseite. Mich schreiben darüber auch viele an, die meinen, es wäre eine tolle Idee. Es nimmt Formen an. Wir versuchen das Ganze auf professionelle Beine zu stellen. Auch mit Architekten zu sprechen um zu sehen wie man es umsetzen kann.

LM: In jedem Fall viel Erfolg. Auch aus Sicht von uns Löwen bestimmt eine Bereicherung. Die Veranstaltung am heutigen Dienstag ist öffentlich?

Marschner: Ja, da kann man hingehen. Beginn ist um 19.30 Uhr im Pfarrsaal der Königin des Friedens in der Werinherstraße 50.

LM: Herzlichen Dank für das Interview.

Marschner: Ich habe zu danken!

Weiterführende Informationen

LM: Projekt “Giesinger Kirchplatz” – FDP und Bayernpartei sehen “kluge Lösung für die schwierige Verkehrssituation”

LM: Projekt “Giesinger Kirchplatz” – die Idee und das Video


Homepage des Projektes: https://www.kirchplatz-giesing.de

Clemens Marschner auf Twitter: https://twitter.com/cmarschnerde

Das Video auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=S66yKxBdmi4

Bezirksausschuss am 12. April: https://risi.muenchen.de/risi/sitzung/detail/6821218/tagesordnung/oeffentlich

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