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Perspektive für den Profifußball – das Präsidium spricht Klartext

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Das Präsidium des TSV München von 1860 e.V. informiert seine Mitglieder über die Perspektiven im Hinblick auf den Profifußball. Günther Gorenzel und Michael Scharold haben den Gesellschaftsvertretern vier verschiedene Entwicklungsmodelle vorgestellt. Zum ersten Mal werden diese Modelle öffentlich bekannt. Diese seien vereinfacht beschrieben:

Modell 1

Das Szenario geht von einer kompletten Eigenfinanzierung der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ohne Fremdmittel aus. Der Saisonetat für die Profimannschaft läge in diesem Fall zwischen 3 und 3,5 Millionen Euro. Wie ist diese Summe einzuordnen? Sie entspricht im Vergleich mit dem Wettbewerb einem durchschnittlichen Etat. Bei finanzschwächeren Klubs in der Dritten Liga liegt das Saisonbudget um die 2 Millionen Euro. Gehobene Etats sind zwischen 5 und 7 Millionen Euro anzusiedeln.

Auswirkungen: „Um den genannten Etat ohne Fremdmittel generieren zu können, wird die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ihre Ausgaben auf die Profimannschaft konzentrieren müssen.“

Modell 2

Das zweite Szenario geht auf ein Angebot des Vereins zurück, den finanziellen Spielraum für die Profimannschaft zu erweitern, indem der Aufwand für das Nachwuchsleistungszentrum solange vom Verein allein getragen wird, bis der angestrebte Wiederaufstieg in die Zweite Liga erreicht ist. In diesem Szenario würden die Mannschaften U19 und U21 wieder unter dem Dach des Vereins geführt. Ein Vorschlag, der demzufolge von den beiden Geschäftsführern Michael Scharold und Günther Gorenzel als Modell angesehen wird.

Auswirkungen: „Die Ausbildungsmöglichkeiten im Nachwuchsleistungszentrum blieben für alle Mannschaften weitgehend auf dem bisherigen Level erhalten und die Profimannschaft hätte finanziell mehr Bewegungsfreiheit zur Erreichung ihrer sportlichen Ziele.“

Modell 3

Das dritte Szenario beinhaltet Darlehen unseres Mitgesellschafters in Höhe von 2 Millionen Euro pro Saison, die jeweils termingerecht zur Lizenzierungsphase bereitzustellen wären.

Modell 4

Das vierte Szenario geht von Darlehen unseres Mitgesellschafters in unbegrenzter Höhe aus.

Auswirkungen: „In den beiden letztgenannten Szenarien steigt der Schuldenstand der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA bei unserem Mitgesellschafter. Die Aufnahme neuer Darlehen würde die Unwucht der Gesellschaft nur weiter vergrößern. Wir halten das perspektivisch nicht für sinnvoll.“

Das Präsidium zu den vier Modellen

„Die vier genannten Modelle gingen den Gesellschaftern im Dezember vergangenen Jahres vorab zur Prüfung zu. Das Präsidium hat sich mit den Vorschlägen ausführlich beschäftigt und sich Anfang Januar gegenüber der Geschäftsführung erklärt“, so das Präsidium am heutigen Mittwoch. Man halte das zweite Szenario für ein tragbares Modell für die kommenden drei Jahre, „weil es die Balance hält zwischen der erforderlichen Konsolidierung des Unternehmens und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Profimannschaft.“

Das Problem: HAM International habe sich zu keinem der von der Geschäftsführung vorgestellten Modelle bekannt. Die Ablehnung erfolgte ohne inhaltliche Begründung.

Aktuell plant Geschäftsführung mit Modell 1

„Es fehlt der Handlungsspielraum“, hatte vor wenigen Tagen der neue Geschäftsführer Günther Gorenzel betont. Allerdings, weil es von HAM International keine Stellungnahme gibt. Die Geschäftsführung muss auf Modell 1 zugreifen, weil für Modell 2 (Vorschlag des e.V.) die Zustimmung des Mitgesellschafters notwendig ist. Einen Gegenvorschlag gibt es nicht.

Das Präsidium betont: „Deutlich machten die Vertreter unseres Mitgesellschafters in der Sitzung jedoch, dass nach ihrem derzeitigen Kenntnisstand von Seiten der HAM International Limited mit finanziellen Zuwendungen für die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA in keiner Form mehr zu rechnen sei. Das ist die freie unternehmerische Entscheidung der HAM International Limited, die wir respektieren.“

Strafe für Nichtumwandlung zum Jahresende 2018

Zum Jahresende wäre eine Umwandlung von Darlehen in Genussscheine fällig gewesen. Das bestätigt nun der Verein. Das sei notwendig gewesen, um eine Verschlechterung der Eigenkapitalquote zu vermeiden. Doch die Wandlung hat HAM International zum Stichtag nicht im erforderlichen Umfang vorgenommen.

Konsequenz: Der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA wird vom Verband eine Geldbuße in Höhe von 5 % der sanktionswürdigen Eigenkapitalverschlechterung auferlegt. Diese Informationen liegen auch dem Löwenmagazin vor. Sie stehen in den Statuten der 3. Liga.

Auch aus diesem Grund sei das Präsidium zurückhaltend, was weitere Finanzierungsmodelle aus „der Hand“ von HAM International betrifft.

Das Präsidium dazu: „Dem von manchem Vertreter der HAM International Limited in der Öffentlichkeit gern erweckten Eindruck, Gesellschafterdarlehen oder Genussscheine wären eine Form von Geschenk des Investors an den Klub, muss widersprochen werden. Das ist mitnichten so. Die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ist als Kreditnehmerin zur vollständigen Rückzahlung aller gewährten Kreditmittel samt einer Gegenleistung in Form von Zinsen vertraglich verpflichtet. Daran ist nichts ehrenrührig. Aber es ist auch kein Mäzenatentum.“

Seriöse Interessenten

Es gibt seriöse Interessenten für einen Einstieg als dritter Gesellschafter, so das Präsidium. Voraussetzung dafür sei die Zustimmung der beiden bestehenden Gesellschafter. Zur Folge hätte dies die Abgabe von Anteilen an der KGaA sowie eine Neuordnung des Kooperationsvertrages. Allerdings müsse die Mitgliederversammlung hier zustimmen.

HAM International habe diesen Vorschlag abgelehnt.

Konsolidierung und Restrukturierung

„Die Konsolidierung und Restrukturierung der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ist wirtschaftlich dringend erforderlich. Wir handeln als Gesellschaftervertreter aus Verantwortung gegenüber dem Klub und seinen vielen Mitgliedern im Verein, indem wir auf diesem Prozess bestehen. Es ist Aufgabe der Geschäftsführung. Wir werden sie als Verein dabei bestmöglich unterstützen“, schreibt das Präsidium.

Die offizielle Stellungnahme im Wortlaut:

PERSPEKTIVE DER PROFIFUßBALL-TOCHTER FÜR DIE KOMMENDEN DREI JAHRE

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