Oktoberfest – Marketingtermin im Hacker-Zelt – alles wie immer. Der Münchner Bürgermeister lächelte mit den Offiziellen des TSV 1860 München um die Wette und gibt einen vermeintlich aktuellen Sachstand zur Stadionfrage zum Besten.
Wenn die Löwen auf der Wiesn sind, dann gibt er sich stets die Ehre. Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Stadt München. Ein sich jährlich wiederholendes Thema ist dabei die Stadionfrage. Und Reiter bedient vom Biertisch aus auch gerne den Münchner Boulevard in dieser heiklen Thematik.
Reiters offene Drehtür …
2022 meinte er zum Beispiel auf der Wiesn, dass die Löwen bei ihm “Drehtüren einrennen” würden, wenn sie zurück ins Olympiastadion wollen. Für die Journalisten war dies ein gefundenes Fressen. Die Diskussionen spitzten sich zu. Bis dann endlich auch der eine oder andere Presseartikel in die Tiefe ging und klarstellte: TSV 1860 München ins Olympiastadion? Das ist keine ernsthafte Option. Das erkannte auch zum Beispiel die Abendzeitung. Reiters Aussage war mehr als populistisch. Vor allem aber war sie auch nicht mit seinen Referaten abgesprochen. Seitens der Stadtverwaltung gab man zu, man habe eine Zweitligatauglichkeit im Olympiastadion nie geprüft, weil es niemand in Betracht zieht. Die Aussage von Reiter verpuffte.
Reiter vermisst Kontinuität
Auch heuer fällt Reiter mit einer populistischen Aussage den Löwen quasi in den Rücken. Er sieht die Schuld, dass es in der Stadionfrage nicht vorangeht, ausschließlich beim TSV 1860 München. Er erlebe jedes Jahr “wieder einen neuen Geschäftsführer” und auch wieder “einen neuen Trainer”. Man benötige jedoch seitens der Stadt Kontinuität. Die Löwen müssten sich dabei vor allem zum Sechzger-Stadion bekennen und erklären “wir spielen auch ein paar Jahre dort”.
Reiter behauptet er wisse was die Löwen wollen, so schreibt die tz München: “Ein Grünwalder Stadion mit 30.000 Zuschauern”. Eine populistische Aussage, die mehr als frech ist. Richtig ist, dass die Löwen tatsächlich gerne eine höhere Kapazität hätten. Und man hat dafür auch schon Pläne vorgelegt. Für 24.000 Plätze inklusive entsprechenden Geldgebern. Grundlage hierfür war, dass die Stadt München den Löwen eine Erbpacht ans Herz gelegt hatte. Die Sportbürgermeisterin Verena Dietl hatte dies angeregt. Doch die Referate lehnten diese Pläne ab ohne sie detailliert zu prüfen. Auch eine weitere Variante schlug der TSV 1860 vor – eine günstigere Version mit weniger Zuschauern aber zumindest Zweitligatauglichkeit. Auch hier kam man bei der Stadt nicht weiter. Vor allem weil die Politiker oftmals ihre Aussagen nicht mit ihren Referaten abstimmen. Ein immenses Problem.
Erneut Forderung nach Bekenntnis zur langfristigen Bindung
Stattdessen fordert Reiter weiterhin ein klares Bekenntnis zu diesem Stadion. Und das die Löwen sich langfristig binden ohne die Miete zu kennen. Bis heute gelang es der Stadt nicht, dem TSV 1860 München aufzuschlüsseln was man für wie viel Geld bekommt. Mehrmals wurde auch gegenüber dem Löwenmagazin angekündigt, dass man dies zeitnah vornehmen will. Passiert ist seitens der Stadt nichts. Auch hier stimmen die Politiker sich nicht mit ihren Referaten ab oder nehmen diese in die Pflicht.
Ein Ultimatum?
Reiter bedient gerne die Boulevard-Journalisten. So zum Beispiel Marco Blanco Ucles, der neu bei der tz München ist. Sein Handwerk hatte er vor allem beim dem Blog dieblaue24dieblaue24 ist ein kommerzieller Blog mit News rund um den T... erlernt. Der Journalist titelt “OB Reiter setzt dem TSV 1860 ein Ultimatum bei Umbau des Grünwalder Stadions”. Im Text selbst ist von einem Ultimatum gar nicht die Rede und es ist auch durchaus zweifelhaft, ob Reiter von einem solchen gesprochen hat. In anderen Presseberichten ist davon ebenfalls nichts zu sehen. Reiter sagt lediglich, man müsse “in den nächsten fünf Jahren auf alle Fälle entscheiden müssen, wie es mit dem Sechzgerstadion weitergeht.” Das Baureferat hätte ihm klar gesagt, dass irgendwann grundsätzlicher Sanierungsbedarf anstehen würde. Ja, da hat das Baureferat durchaus Recht. Allerdings besteht dieser “grundsätzliche Sanierungsbedarf” schon seit Jahren. Die Stadt schiebt dieses Thema auf die lange Bank. Und vor allem immer wieder den Löwen in die Schuhe. Der Sanierungsbedarf ist übrigens kein Alleinstellungsmerkmal des Grünwalder Stadions. Schon lange bietet die Stadt München nicht mehr allen Schülern ausreichend sanierte oder neue Sportanlagen. Die eine oder andere Laufbahn oder Turnhalle ist mehr als marode. So viel zur Sportstadt München, die sich lieber gerne zum Beispiel im Licht des neuen “SAP-Garden” sonnt.