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MVV fällt komplett weg – ein Kommentar

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Eigentlich könnte man den heutigen Tag vollen Lobes für den TSV 1860 München abschließen. Einigung der Gesellschafter, eine saftige Erhöhung des Sponsorings durch den Hauptsponsor „die Bayerische“ und die Bekanntgabe einer Spielerverpflichtung. Mitten unter die positive Nachrichten mischt die Geschäftsführung allerdings eine eher unverschämte Meldung.

Ein Kommentar

245 Euro kostet mich die Dauerkarte für die kommende Saison. Das sind unter 13 Euro pro Spiel. Zumindest rein theoretisch. Nämlich dann, wenn alle Spiele stattfinden würden, was nicht der Fall sein wird. Als Otterfinger kommen für mich nun sage und schreibe 10,60 Euro pro Spiel hinzu. Weil der MVV komplett wegfällt. Die Wasserburger Löwen, zum Beispiel, zahlen sogar ganze 13 Euro. Also mehr als die Dauerkarte in der Westkurve pro Spiel kosten würde.

Was war angekündigt? Eine Dauerkarte für den gleichen Preis, „allerdings eventuell mit eingeschränkten MVV-Tarifzonen“. Aus eingeschränkten Zonen wurden gar keine Zonen. Die Begründung: es wäre fahrlässig, den Vertrag in der ursprünglichen Form aufrechtzuerhalten. „Gerade im Hinblick auf die neue Spielzeit, in der bis auf Weiteres keine Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden und danach noch nicht sicher ist, ob und wenn ja wie viele Zuschauer ins Grünwalder Stadion kommen dürfen“, schreibt der TSV 1860 München.

Nicht fahrlässig ist es jedoch, so zumindest mein Eindruck, von allen Fans tapfer Eintritt für Spiele zu verlangen, die sie gar nicht besuchen können. Mit einer versteckten Preiserhöhung.

Für mich besonders unverschämt: wer aufgrund seiner finanziellen Situation auf das MVV-Ticket angewiesen ist, wird von den Löwen Unterstützung erhalten. Das ist das Versprechen der Geschäftsführung. Heißt: wer großzügigerweise als Fan eine Dauerkarte gekauft hat und ggf. auf eine Rückzahlung verzichtet, muss nun eine Bettel-Email an die Löwen schicken, wenn er gerne den MVV doch eingerechnet bekommen möchte? Wenn er eine Herzkarte gekauft hat, muss er zugeben, dass er sein Geld lieber an eine KGaA verschenkt hat, sich aber kein MVV leisten kann? Erinnert mich irgendwie an das Rückerstattungsformular der vergangenen Saison. Da hatte Michael Scharold unter Anderem eine Begründung gefordert, warum man eine Rückerstattung möchte. Wählbar war auch: „Ich benötige aufgrund der Coronapandemie das Geld“. Eine Sache, die den TSV 1860 München herzlich wenig angeht und zudem nicht mit geltendem Wettbewerbsrecht vereinbar ist. Scharold hatte dann auch schnell den Satz wieder entfernen lassen. Scharold hat sich eben nicht nur gerne verrechnet, sondern auch immer wieder mal verbal verhaspelt.

Den Löwenfans möchte man den Wegfall der kompletten MVV-Zonen zumindest dahingehend schmackhaft machen, dass die Einsparungen anteilig in eine Etaterhöhung der Profimannschaft fließen. Bleibt zu hoffen, dass die Löwen wenigstens nicht nur ihren Spieler-Etat im Focus haben sondern auch ihr Gesamtbudget im Blick behalten. Heißt: nicht im Winter wieder auf Betteltour gehen. Zum Beispiel weil man vergessen hat, ein Trainingslager einzuplanen oder eine Rasenheizung. Wir erinnern uns: beides war in der vergangenen Saison (völlig überraschend) nicht eingeplant gewesen. Auf einer Veranstaltung der Unternehmer für Sechzig hatte man dann zum Sammeln begonnen. Eigentlich grotesk, dass ein Unternehmen jeden Sommer einen Plan erstellt und während des Jahres plötzlich auf Betteltour geht.

Die offizielle Pressemeldung zum Wegfall des MVV: https://www.tsv1860.de/de/Aktuelles_News/5247.htm

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