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Mitgliederversammlung: Es gibt keine Gewinner

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Wir sind ganz unten angekommen. Nun ja, fast ganz unten. Aber die Regionalliga Bayern fühlt sich an wie ganz unten. Freilich, wer am Freitag im Stadion war, der hatte durchaus positive Gefühle. Eine Mannschaft, die kämpft. Die Leidenschaft hat. Und die endlich wieder richtig Fußball spielt. Aber im Grunde ist die Wahrheit doch schockierend: Wir sind Regionalliga und gehören eigentlich weiter hinauf. In die Bundesliga.

Die Mitgliederversammlung? Wieder Politik. Etwas, das wir Fans satt haben. Wir wollen Fußball sehen. Und dennoch ist die Mitgliederversammlung für uns wichtig. Weil wir nun mal auf Vereinsebene eine gute Führung brauchen. Der Verein ist das Grundgerüst. Der Verein ist die gute Seele. Ja, es gibt die KGaA und die bestimmt das operative Geschäft. Aber wenn der e.V. nicht funktioniert, dann funktioniert auch keine KGaA.

Robert Reisinger wurde bestätigt. Als Präsident des TSV 1860 München. Für sein Amt natürlich ein wichtiger Schritt. Einfach nur “Interims-Präsident” zu sein, das ist zwar rechtlich vollkommen in Ordnung, hat aber einen Beigeschmack. Man will schon, dass die Mitglieder einen gewählt haben. Das ist wichtig. Und 62 Prozent haben das auch getan. Robert Reisinger ist kein Interims-Präsident mehr, sondern tatsächlich bestätigt.

Robert Reisinger bei der MV

Ist Robert Reisinger nun der Gewinner des Tages? Sicherlich nicht. Im Internet gibt es wieder mal die Hetze. Die 1860 so fest im Griff hat. Von Vetternwirtschaft und Vereinsmeierei wird gesprochen. Aber ganz ehrlich. Robert Reisinger ist nicht der Gewinner des Tages. Genauso wenig wie die gewählten Mitglieder des Verwaltungsrates. Wir stecken dort unten tief in der Bedeutungslosigkeit. Egal welchen Posten man hat, es ist nicht einfach. Die Sanierung des Vereins ist noch nicht abgeschlossen und die Gesundung braucht Zeit. In so schweren Stunden ist es nicht leicht, Präsident eines Vereins zu sein, der zwar medial im Focus liegt, aber eigentlich sportlich gesehen kaum Beachtung haben müsste. Weil wir Regionalliga sind. Wer interessiert sich denn großartig für Pipinsried oder Unterföhring? Wohl nur jemand, der dort wohnt. Bei 1860 ist das anders. Klar, der geschichtliche Hintergrund ist ein anderer. Und die Rahmenbedingungen. In der Presse ist 1860, weil der Verein auch sportpolitisch interessant ist. Mit Sport hat das erst einmal nichts zu tun. Das müssen wir uns wieder erarbeiten.

Vip Lounge an der GrünwalderstraßeUnd auch die Verwaltungsräte sind keine Sieger. Herrje, natürlich hat man auch kleinere Vorteile. Vielleicht sitzt man in der VIP-Lounge und kann genüßlich ein Weißbier trinken. Man bekommt Zutritt zum Stadion und sicherlich auch noch den einen oder anderen weiteren Vorteil. Aber im Grunde ist man vor allem eines: dazu verdammt, einen rießigen Brand zu löschen. Nein, Verwaltungsrat zu sein, das ist sicherlich kein Geschenk. Ein Weißbier kann ich mir auch ohne Verantwortung in dieser Dimension leisten. Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck und Athanasios “Saki” Stimoniaris heißen die neuen Verwaltungsräte. Und sie haben vor allem eines: eine schwere Aufgabe in einer schwierigen Zeit. Warum gibt es so viele Fans, die der Meinung sind, dass diese Herrschaften einen Preis gewonnen haben?

Die Hetze muss endlich aufhören. Und dabei reden wir nicht nur von der Hetze gegen den e.V.. Auch den Umgang mit Investor Hasan Ismaik und seinen Vertrauten sollte man nachträglich überdenken. Es muss ein Schlussstrich gezogen werden. Der TSV 1860 München muss wieder richtig interessant für Investitionen und für Sponsoren werden. Da bedarf es jedoch noch einen langen Weg.

Der TSV 1860 München ist tief gestürzt. Aber er ist nicht nur nicht tot, nein, er ist immer noch eine interessante Marke. Und darauf muss man aufbauen. Man kann nur hoffen, dass das Präsidium und der Verwaltungsrat ihr Bestes dafür geben. Vor allem aber ist es wichtig, ihnen das Vertrauen zu schenken. Sie wurden gewählt, keine Frage, und das ist ein demokratischer Prozess. Aber wir wissen selbst wie schnell die Mitglieder wählen und am Ende genau aus diesen Reihen wieder ihre Sündenböcke heraussuchen. Nein, es ist wirklich nicht einfach sich für ein Amt im TSV 1860 aufzuopfern. Das sollten wir alle bedenken. Es gibt im Moment keine Sieger. Nur Leute, die einen Auftrag haben. Und wir als Fans sollten sie unterstützen.

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