Milliardär Gerhard Mey: Wir bauen ein Stadion für den TSV 1860 München

Gerhard MeyEs ist noch nicht allzu lange her, da schrieb ich einen Artikel über Gerhard Mey. Für mich war er zu dem Zeitpunkt und ist er auch noch heute eine große Chance für den TSV 1860 München. Auf die ich insgeheim hoffe.

Heute verblüffte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung mit recht großen Worten. Sätze wie “der Himmel ist das Limit für 1860” fallen in diesem Interview und zu einem eigenen neuen Stadion sagt er: “Der Stadionbau überwölbt alles und ist für den funktionierenden Business-Case 1860 unvermeidbar.” Gerhard Mey hat seiner eigenen Aussage nach Investoren an der Hand. Und er spricht davon, “dass es mal zu einem richtigen Männergespräch” kommen soll zwischen ihm und Hasan Ismaik. Er spricht von “Meilensteinen” und von “Reformen für 1860”.

Wünschenswert wäre es. Mey könnte durchaus Hoffnung für den Regionalligisten bringen. Doch wir wissen alle: Weder mit Geld, noch mit schönen Worten war bislang dem TSV 1860 München geholfen. Gerhard Mey ist zweifelsohne ein großer, erfolgreicher Geschäftsmann. Doch das Konstrukt 1860 ist komplex und viele haben sich daran bereits die Zähne ausgebissen.

“… bei geplanten Änderungen jetzt schon ins Detail zu gehen, wäre verfrüht. Das würde bedeuten, in ein Hornissennest zu pieksen”, sagt Mey zur Süddeutschen Zeitung. Im Grunde sind seine Worte allerdings fast schon die Keule auf ein Hornissennest. Der Verein ist gespalten und muss sich erst wieder finden. Ist es da sinnvoll, schon jetzt von einem neuen Stadion zu sprechen? Mey spricht von einem Team, das im August für ihn ein Konzept erarbeitet. Warum wartet man dieses Konzept nicht ab? Warum spricht er schon jetzt im Vorfeld von großen Investitionen und wirft Zahlen wie 40.000 Zuschauer in den Raum?

Gerhard Mey

“Die Münchner Löwen sind kein Spielplatz für Investoren sondern ein Traditionsverein für Tausende von Fans!”

Ich habe Angst, dass er da ein wenig zu sehr mit der Investorenbrille an die Sache geht. Elan und Herzblut ist gut. Doch es ist keine vier Wochen her, da war das letzte Bild von Gerhard Mey auf seinem Facebook-Account ein Foto vom Spiel des FC Bayern München, bei dem er auf der Tribüne saß. Als er davon sprach, in Sechzig investieren zu wollen, haben einige Fans sofort nach ihm gegoogelt und gesucht. Und sie sind fündig geworden. Genau mit diesem Foto. Nein, dieses Bild muss nichts heißen. Aber was ich damit sagen möchte: Bei diesem Traditionsverein muss man vorsichtig sein. Hier wird alles auf die Goldwaage gelegt. Ein Bild von einem Spiel des FC Bayern München ist wohl nicht der richtige Schachzug, um als Investor zu punkten.

Noch immer bin ich der Meinung, dass Gerhard Mey eine Chance für den Verein sein könnte. Aber neben einem marketingtechnischen und unternehmerischen Konzept muss für ihn als Person vor allem auch ein Konzept her, wie man mit den Fans und dem Umfeld umgeht. Das ist bei weitem nicht so einfach. Die Fans unseres Traditionsvereins möchten Fans bleiben und nicht zu Kunden werden. Die Kommerzialisierung, auch dieses Thema hatten wir schon, steht schwer in der Kritik. Ja, wir müssen offen für Investoren sein. Aber auch vorsichtig. Und vor allem wollen wir nicht wieder große Versprechungen.

Wer auch immer in Sechzig investieren will: Er braucht nicht nur gute Berater was wirtschaftliche Dinge angeht, sondern auch im Hinblick auf den Umgang mit der Basis. Bei Gerhard Mey habe ich Hoffnung. Auch wenn er schon jetzt, bevor ein Konzept auf dem Tisch liegt, davon spricht: “der Himmel ist das Limit für 1860”. Solche Sprüche gefallen mir nicht. Wir sind keine Oper. Und wir sind nicht das verträumte Hollywood. Wir wollen Fußball sehen. Und wenn einer darin investiert, dann finden wir das alle Klasse. Die Gräben zwischen den Fans werden dann hoffentlich auch geschlossen. Wir brauchen ein vereintes 1860. Gerhard Mey könnte unsere Zukunft sein. Und doch bin ich kritisch. Nach diesem Interview mehr als zuvor.

Du bist anderer Meinung? Für sachliche Kritik sind wir dankbar. Gerne kannst Du uns Deine Meinung per Mail mitteilen oder den Beitrag kommentieren.

Weitere Infos

Süddeutsche Zeitung: Der Himmel ist das Limit für 1860

Sport1: Milliardär will 1860-Stadion bauen

tz München: Mey will „Männergespräch“ mit Ismaik führen und neues Stadion bauen

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bruckbergerloewe
bruckbergerloewe(@bruckbergerloewe)
5 Jahre zuvor
sechzgerflore
sechzgerflore(@sechzgerflore)
5 Jahre zuvor

Sehr guter Artikel.

Nach einem Jahrzehnt des “Falschmachens” auf allen Ebenen, darf diese gewisse Grundskepsis durchaus vorhanden sein, jedoch sollte man aufpassen, dass das nicht, wie bei manchen, in eine Lethargie, oder das Gegenteil, eine viel zu unrealistische Euphorie umschlägt.
Die Mitte muss der Weg sein und bei uns ist diese mega schwer zu finden…

ELIL

Mike
Gast
Mike
5 Jahre zuvor

Es gäb da schon tolle Pläne mit Machbarkeitsstudie…

Nutelladealer
Gast
Nutelladealer
5 Jahre zuvor

Der Seitenhieb auf Mey wegen dem Stadionbesuch bei einem Bayernspiel ist doch Schwachsinn. Man denke einfach mal an K-H. Wildmoser, war seinerzeit sogar Mitglied bei den Bayern

tante-tornante
tante-tornante(@tante-tornante)
5 Jahre zuvor

Das vollständige Interview auf SZplus liest sich dann doch nicht so „scharf“, wie es die Zusammenfassung erscheinen lässt. Das Thema „Stadion“ nimmt nicht den breiten Raum ein wie der „freie“ Artikel suggerieren möchte, ist aber dennoch – natürlich – ein wichtiges Thema. Von dem Fan als Kunden spricht er gar nicht und ganz am Schluss sagt er (ich zitiere):

„…Das Potenzial von 1860 ist gigantisch. Das haben in den vergangenen Wochen alle erleben können. Der Klub löst Emotionen bei so vielen Menschen aus. Sechzig ist riesig. Ich war im Grünwalder Stadion beim 3:1 gegen Burghausen. Herrlicher Fußball: Down to earth. Da ging es auch mal ein bisschen gröber zur Sache. Das gefällt mir. Ich würde bei Sechzig nie einen Kulturwechsel haben wollen. Sechzig ist Sechzig. Und das muss es auch bleiben, wenn es eines Tages umzieht in ein eigenes, modernes Stadion…“

Jetzt hat seinen Hut in den Ring geworfen. Nun ja, was gibt es da zu kritisieren? Sind ja noch keine Tatsachen geschaffen worden. Man wird also das Konzept abwarten müssen mit dem er den Klub entwickeln will. Da ist natürlich noch wenig Konkretes dabei und wenn dann den Anhängern ein wenig Honig um den Bart geschmiert wird, ist das für mich die übliche Folklore, was wohl unvermeidlich ist oder zumindest als unvermeidlich angesehen wird.

In der jetzigen Situation in der RL ist das GWS die einzig machbare Lösung, die allerdings dann an ihre absoluten Grenzen stößt, sollte es denn wieder einmal aufwärtsgehen, spätestens ab der Liga II. Einen einer Profiliga angemessenen Ausbau des GWS hat die Stadt immer negativ beurteilt und ich frage mich schon, aus welchem Grund es immer noch träumende Anhänger gibt, die glauben, da könnte „man noch was machen“, wenn man nur genug Druck auf die Stadt ausübt. Vermarktungschancen und damit echte Chancen Gelder zu generieren, sind im derzeitigen GWS einfach nicht möglich. Vielleicht in der RL, nicht aber im Profifußball und schon gar nicht auf Dauer.

Nun ist ein eigenes Stadion ja nur ein Faktor in der Causa 1860. Nachdem das Tischtuch zwischen Ismaik und dem TSV in meinen Augen endgültig (und zurecht) zerschnitten ist, kann es nur eine Weiterentwicklung des Klubs durch einen Neueinstieg geben. Wie der dann von statten gehen soll, wird man dann hoffentlich im vorgelegten Konzept sehen. Die Zeiten des Mäzenatentums sind vorbei. Keiner wird mehr im Wohnzimmer regelmäßig die Schecks ausstellen und dann die Klubführung das Geld verbraten lassen, ohne auch nur einen Hauch von Einfluss haben zu wollen. Das wäre maximal naiv zu glauben…

Die „Erfolgsgeschichte“ TSV 1860 in der II.Liga war ja auch schon vor dem Einstieg von Ismaik sehr bescheiden (sonst wäre es ja wohl kaum dazu gekommen) und schon das ist sehr euphemistisch ausgedrückt. Nun sind wir aus der Gefängniszelle AA raus und jetzt muss man halt schauen, was können wir wie tun.

In jedem Unternehmen, ob sehr klein oder sehr groß, sollte man vor einer größeren Investition Ziele formulieren, deren Chancen bewerten, für die Erreichung der Ziele einen belastbaren (!) Plan erstellen und dann, wenn sich alle einig sind, loslegen. Dass solche mittel- bis langfristigen Ziele gewisse Ambitionen beinhalten sollten, ist das etwa falsch? „Down to earth“ ist kein Ziel, bestenfalls ein Zwischenziel. Wer das anders sieht, der braucht natürlich auch keine Investitionen. Er kann sich ja einen depperten Mäzen suchen, dem alles egal ist. Nun ja, viel Spaß bei der Suche…

Dass die Fans nach der Vorgeschichte mit Ismaik nun zum Teil sehr gereizt reagieren ist nicht verwunderlich. Mey wird also die Fans einfangen müssen und es wird interessant zu sehen sein, ob er das schafft.

Auch ein Kind, dass sich an der Herdplatte die Finger verbrannt hat, wird später damit kochen lernen…

lnhrt
lnhrt(@lnhrt)
5 Jahre zuvor

Das Interview in der heutigen Printausgabe liest sich doch anders, als der Artikel von gestern. Werde mir noch kein Urteil über ihn bilden, sondern weiterhin kritisch beobachten, was passiert.

sechzig_ist_kult
sechzig_ist_kult(@sechzig_ist_kult)
5 Jahre zuvor

Genau so geht es mir auch. Nach diesem Interview bin ich sehr skeptisch bzgl. Mey als Investor. Jetzt schon wieder von Bundesliga (ja sogar Meisterschaft) und neuem Stadion zu sprechen, halte ich in der aktuellen Situation für wenig zielführend. Erinnert mich auch irgendwie an jemanden… War es wirklich notwendig, diese Dinge bereits jetzt in die Öffentlichkeit herauszuposaunen? Auch seine Wortwahl “Businessprojekt 1860” finde ich jetzt nicht so wahnsinnig prickelnd. Seine Äußerungen zu 50+1 gefallen mir ebenfalls überhaupt nicht.

dr-klothilde-rumpelschtilz
dr-klothilde-rumpelschtilz(@dr-klothilde-rumpelschtilz)
5 Jahre zuvor

Ich sehe es genauso.
Mit diesem Interview hat er sich keinen Gefallen getan.

Was wir gar nicht mehr brauchen sind realitätsfremde Träumereien a´la “Meiserschaft” oder “mit 60 Geld verdienen”.
Für mich ist er da schlecht beraten und ich bin froh, dass es einer 75%igen Mehrheit bedarf, bevor weitere Investoren einsteigen.
Ob Ismaik verkauft wenn seine Anteile am Tiefpunkt sind, darf auch bezweifelt werden.
Ich denke 1860 sollte sich eine eigene abgrenzende Nische mit Alleinstellungsmerkmalen schaffen.
Tradition mit einem Stadion mitten in der Stadt ist da ein guter Anfang.

Mir wäre es am liebsten wenn wir in einem halben Jahr (Hoppen Antrag)die Konfrontation mit Ismaik suchen, vlt. gibt es eine Chance auch ohne Investor voranzukommen.

chkk3r
chkk3r(@chkk3r)
5 Jahre zuvor

Die selben Zweifel habe ich auch nach dem Interview. Aber das positive an der Sache ist ja, dass es eigentlich nicht schlimmer werden kann…

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