Leistungssport und Alkohol – dass das nicht wirklich zusammenpasst, wissen wir alle. Doch wie schädlich ist Konsum von Alkohol im Hinblick auf die Leistungserbringung im Sport?
Forscher des Cooper Institutes in Dallas veröffentlichten in diesem Jahr eine Studie die einen Zusammenhang zwischen Sport und Alkoholkonsum feststellte. Sportler scheinen sich gerne nach einem aktiven Training belohnen zu wollen. Eine abschließende Antwort, warum Sportler mehr Alkohol trinken als Nichtsportler, gibt es allerdings nicht. Schockierend ist jedoch die Erkenntnis, dass Sportler eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben mäßige bis schwere Alkoholiker zu werden. Für den Sport sinnvoll ist Alkohol nicht.
Max Merkel und die “Alkoholiker”
Max Merkel soll als TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 ... des TSV 1860 München mal die Anti-Alkoholiker gegen die Alkoholiker spielen lassen haben. “Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da habe ich gesagt: Sauft´s weiter.” Was viele lustig finden, birgt eine große Gefahr. In seiner Mannschaft war damals vermutlich wenige tatsächliche Alkoholiker. Wobei bei einem Spieler bekannt ist, dass er sehr viel trank und der Alkohol schon damals ein großes Problem darstellte. Alkoholismus ist eine ernsthafte Krankheit. Aber Merkel meinte mit Sicherheit diejenigen, die Alkohol trinken und diejenigen die Alkohol meiden.
Zudem ist zum einen natürlich schwer bewertbar wieviel Alkohol tatsächlich getrunken wurde, zum anderen sind die athletischen Anforderungsprofile aufgrund der schnelleren und intensiveren Spielweisen deutlich gestiegen. Als “Alkoholiker” wird man definitiv nicht mehr Deutscher Meister.
Der Fußball wurde schneller und athletischer
Max Merkel war von 1961 bis 1966 TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 ... bei den Löwen. Damals war beim Fußball vor allem die Ausdauer im Focus. Motorische Fähigkeiten wie Kraft oder Schnelligkeit maß man weniger Bedeutung zu. Koordinationsfähigkeit und Beweglichkeit war sportwissenschaftlich weniger ein Thema und bei der Schnelligkeit glaubte man damals, dass diese genetisch veranlagt sei und man sie nicht trainieren könne.
Bis heute hat sich das geändert. In den 90er Jahren legte Luis van Gaal eine großen Wert auf die Schnelligkeit seiner Spieler. Sein Konzept bei Ajax Amsterdam wurde von vielen übernommen. Nach der Jahrhundertwende wurde zudem das funktionelle Krafttraining relevant. Als Vorbild galt das American Football. Der Fußball wurde schneller und athletischer. Das hat sich bis heute verstärkt. Vor allem auch durch die Digitalisierung und die Datenanalyse. Verletzungsprävention und optimale Belastungssteuerung ist aus dem Training nicht mehr wegzudenken. Wer im Fußball mithalten möchte, muss dabei die Rahmenbedingungen optimieren.
Was ist Leistungssport?
Leistungssport ist eine sportliche Betätigung, bei der im Unterschied zu Breiten- und Gesundheitssport die Leistung im Vordergrund steht. Sie erfordert ein intensives Training. In der Regel wird der Leistungssport als Wettkampfsport betrieben. Teilweise werden Sportler bezahlt. Nach dieser Definition sind die Drittligisten des TSV 1860 München als Leistungssportler anzusehen. Abgrenzen kann man sie ggf. noch vom Hochleistungssport, dem sogenannten Spitzensport. Nach Digel & Burk (2003) sind Berufssportler grundsätzlich auch Hochleistungssportler. Ob das im Fußball auch gilt, ist allerdings in Frage zu stellen. Leistungssportler sind sie aber allemal.
Leistungssport und Alkohol
Möchte ich maximale Leistung ermöglichen und abrufen, muss ich mich entsprechend ernähren. Einer der wesentlichen Fragen ist hierbei der Alkoholkonsum. Vorab ist zu sagen: wer ernsthaft maximale Leistung im Sport bringen will, der sollte auf Alkohol zumindest in Trainingsphasen verzichten.
Störung der Proteinbiosynthese
Es ist eine häufig gestellte Frage von Sportlern wie sie am Besten die Proteinbiosynthese aktivieren. Wieviel Protein muss ich zu mir nehmen? Wer Muskeln aufbauen möchte, benötigt diesen Prozess. Rund sechs Stunden nach dem Training ist diese Proteinbiosynthese am höchsten. Danach beginnt der Köper bis zu zwei Tage Muskeln aufzubauen. Wird Alkohol getrunken, ist die Leber mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt. Die Kohlenhydrate und Proteine müssen zurückstehen. Die Proteinbiosynthese wird dadurch eingeschränkt. Muskeln werden dabei weniger oder gar nicht aufgebaut.
Erhöhtes Stresslevel
Alkohol erhöht beim Menschen das Stresslevel. Das hört sich erst einmal irritierend an – haben doch viele das Gefühl Alkohol würde sie beruhigen. Doch mit dem Konsum von Alkohol steigt das Stresshormon Cortisol. Das führt zur Absenkung von Testosteron, ein Hormon, dass nicht nur für die männliche Sexualität sondern auch für den Muskelaufbau wichtig ist.
Reduzierung Wachstumshormone
Die Ausschüttung von Wachstumshormonen wird gehemmt. Die eigentlich wichtigen Anpassungsprozesse in der Muskulatur passieren nicht im Training, sondern in der anschließenden Regeneration. Hierfür sind Wachstumshormone wichtig, die den Muskelaufbau vorantreiben. Ohne Wachstumshormone gibt es keine Muskeln. Wer mit Alkohol die Produktion der Hormone hemmt, macht im Grunde seine Trainingsleistungen zunichte.
Schlafqualität
Betrunken schläft man besser, so die Vorstellung. Tatsächlich schlafen viele mit Alkohol schneller ein und schlafen gegebenenfalls auch länger. Doch das täuscht. Alkohol stört den Schlafrhythmus und die REM-Phasen werden verkürzt. Mit negativen Folgen. Der Körper muss beim Schlaf in ausgeglichener Weise sowohl die geistig-psychische Erholung vornehmen als auch die körperliche Regeneration. In der Nacht werden Hormone ausgeschüttet, die für die Zellregeneration und den Zellwachstum wichtig sind.
Das sind nur ein paar wesentliche Faktoren. Dehydrierung, Schwächung des Immunsystems, Fehlübertragungen von Nervenreizen oder die Hemmung der Nährstoffaufnahme kommen hinzu.
Wie lange kein Alkohol nach dem Training?
Muss man als Leistungssportler komplett auf Alkohol verzichten? Nein, muss man nicht. Auch wenn es durchaus sinnvoll wäre. Wichtig ist es jedoch mindestens 24 Stunden nach einem Training kein Alkohol zu trinken.
Das gilt im Endeffekt auch für Breitensportler. Der eine oder andere Hobbysportler möchte natürlich für sich sein Maximum herausholen. Manch einer nimmt deshalb verschiedene Nahrungsergänzungsmittel. Das ist fast schon ironisch, weil vieles davon völlig umsonst ist, wenn man mit dem Alkohol quasi der Regeneration und dem Muskelaufbau entgegenwirkt. Wer sich mit weniger zufrieden gibt, der kann sich natürlich seine Biere am Abend trotzdem gönnen. Das ist jedem selbst überlassen. Und es ist auch nicht so, dass ein Bier am Abend euren Erfolg komplett zunichte macht.
Die Vorbildfunktion
Nicht zuletzt muss man auch beachten, dass man als Sportler eine gewisse Verantwortung in der Gesellschaft hat. Sportler sind häufig wichtige Vorbilder und Idole von Kindern und Jugendlichen. Mit ihrem Verhalten als auch ihren Werten können sie großen Einfluss nehmen.
Maßgeblich ist dabei auch wie der TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 ... damit umgeht. Es sollte kein Problem sein, wenn man bei einer Aufstiegsfeier öffentlich Bier mit der Mannschaft trinkt. Mit dem Ende der Saison und der Meisterschaftsfeier oder dem Aufstieg schließt man Trainings- und Wettkampfphase erst einmal ab. Aber man sollte das Feiern nicht vorleben. Und sicherlich kann man sich auch verantwortungsbewusst mal das eine oder andere Bier gönnen. Regelmäßiger Alkoholkonsum und Leistungssport passen allerdings nicht zusammen.