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Löwen-Jahresrückblick 2019 – Teil 2/4

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Das zweite Quartal war wohl das Ereignisreichste des Jahres und die Löwenfans mussten gute Nerven beweisen, was selten klappte. Sowohl sportlich als auch vereinspolitisch, es gab einige Tiefs – zum Glück aber auch Hochs, wie den Klassenerhalt.

Löwen-Jahresrückblick 2019 – Teil 1/4

April: Profis versagen, Fans werden verklagt – UF60 rocken

Sportlich stand der April unter keinem guten Stern. Null Punkte aus vier Spielen, sowie das Aus im Toto-Pokal schmerzte sehr. Zu Beginn verloren die Löwen unglücklich mit 0:1 bei der SG Sonnenhof Großaspach. Im Heimspiel gegen Preußen Münster gab es ebenfalls eine 0:1-Niederlage. Beim Hallescher FC kassierte Sechzig mit 0:3 die nächste Niederlage und gegen den Karlsruher SC folgte die vierte Niederlage in Serie (0:2). In keinem der Spiele schaffte Sechzig, ein eigenes Tor zu erzielen. Zum Schluss war für die Löwen auch noch der Toto-Pokal vorzeitig beendet. Im Halbfinale unterlagen sie 2:3 bei Viktoria Aschaffenburg. Die einzige positive Nachricht für die Profis war zumindest die Meldung über das gesicherte Sommer-Trainingslager im Herzen von Österreich – im 4-Sterne-Superior-Hotel Dilly Resort in Windischgarsten, dank des großzügigen Hoteliers Dilly.

Als wäre diese sportliche Talfahrt nicht genug des Leides, überschlugen sich in den Medien und in der Öffentlichkeit Ereignisse um den “Gesellschafter-Streit” und die Fan-Spaltung. Los ging es mit Hasan Ismaik, der zum Einen die Fanszene für das Banner „Gorenzel mach deine Arbeit“ kritisierte, und das Präsidium dazu aufforderte “sich endgültig zu unserem Trainer Bierofka, Sport-Geschäftsführer Gorenzel und zu unserer Mannschaft uneingeschränkt zu bekennen.” Danach folgte eine Stellungnahme der Geschäftsführung des TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zu der T-Shirt-Aktion mit investorenkritischem Aufdruck der Löwenfans gegen Rechts, mit der Aufforderung das Gegeneinander zu stoppen. Damit wurde jedoch nur das Gegenteil erreicht und die Geschäftsführung brachte viele Fans gegen sich auf. Vorwurf: Doppelmoral. Daraufhin entschieden sich die “Löwenfans gegen Rechts” die T-Shirts zu verschenken. Hinterher wurde bekannt, dass die TSV 1860 Merchandising GmbH eine Anwaltskanzlei beauftragt hatte, um Fanclubs und Fanorganisationen wegen der Nutzung des 1860-Logos abzumahnen. Da auch diese Info eine Diskussion in der Fanlandschaft entfachte, sah sich der e.V. gezwungen eine Stellungnahme zu veröffentlichen. In einem Rundbrief der Merchandising GmbH an die ARGE-Fanclubs hieß es dann: „Bei der Nutzung unseres Logos sehen wir genau hin, denn es ist unsere Aufgabe, dieses und unsere Markenrechte zu schützen, hier geht es um das Image und das Ansehen des TSV 1860,“ so Merchandising-Geschäftsführer Anthony Power: „Wir werden nicht tolerieren, dass die Marke 1860 für diskriminierende und respektlose Motive – wie zuletzt des Öfteren erfolgt – benutzt wird. Unser Verein steht für Vielfalt, Toleranz, Offenheit und Gemeinsamkeit. Nicht zuletzt ist Fußball ein Teamsport und wir sind alle ein Team. Wer unser Logo für Polemik und Ausgrenzung missbraucht, den werden wir mit aller Schärfe belangen. Auch kommerziellen Verkauf können wir selbstverständlich nicht akzeptieren.“

Um zum Positiven zurückzukehren, wäre wichtig zu erwähnen, dass es in der Behindertensport-Abteilung des TSV München von 1860 e.V. voranging. Eine Fußball-Sparte für Kinder und Jugendliche mit Behinderung kam dazu – ganz unter dem Zeichen der Inklusion. Die sogenannten Handicap-Löwen nahmen bei der Croatia Trophy teil.
Nach monatelangen Vorbereitungen wurde die Initiative „Gemeinsam stark fürs NLZ“ – eine gemeinsame Aktion der Unternehmer für Sechzig und des TSV 1860 München präsentiert. Bereits nach zwei Stunden wurden satte 35.000 Euro an Spenden eingesammelt, die gewährleisten sollen, dass ein Fahrdienst für die Junglöwen organisiert werden kann. Zudem wurde vermeldet, dass Manfred Paula ab dem 1. Juli 2019 das Nachwuchsleistungszentrum der Münchner Löwen leiten wird.

Auch der Aufsichtsrat der TSV 1860 München GmbH & Co. KGaA hatte einen Führungswechsel vollzogen: Saki Stimoniaris wurde in der Aufsichtsratssitzung einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Gremiums gewählt.

Mai: Klasse gesichert, Scharold verkalkuliert sich

Die Befürchtungen einer schweren Sprunggelenksverletzung hatten sich bei Stefan Lex bestätigt. Der Stürmer sollte den Löwen mehrere Monate fehlen. Die Verletzung zog sich Lex im Toto-Pokal-Spiel am 30. April 2019 bei Viktoria Aschaffenburg zu. Für Youngster Semi Belkahia kam es noch schlimmer. Beim 3:2 der Löwen gegen Fortuna Köln zog sich Belkahia einen Kreuzbandriss zu, wodurch das sportliche Jahr 2019 für ihn vorbei war.

Die Löwen mussten nach der 2:5-Niederlage beim FSV Zwickau weiter um den Klassenerhalt zittern. Das Zittern hatte im letzten Saisonheimspiel gegen Fortuna Köln durch ein knappes 3:2 dann endlich dein Ende. Benjamin Kindsvater hatte die Sechzger in Führung gebracht (18.). Ein Doppelschlag durch Thomas Bröker (24.) und ein verwandelter Foulelfmeter von Moritz Fritz (27.) drehte die Partie. Kurz vor Pausenpfiff glich Sascha Mölders aus (45.+2). Der eingewechselte Prince Owusu traf in der 85. Minute zum Klassenerhalt. Zum Saisonabschluss kassierten die Löwen dann mit 0:4 die höchste Saisonniederlage beim FC Carl Zeiss Jena. Die Saison 2018/19 war nun vorbei, Klasse wurde gehalten. Ende gut, alles gut.

Die U21-Löwen beendeten die Saison in der Bayernliga Süd mit einem 3:0-Erfolg gegen den Tabellenzweiten TSV Rain/Lech. Dadurch haben sie in der Abschlusstabelle einen 8. Platz erkämpft. Der U21-Trainer Sebastian Lubojanski verließ die Löwen, Frank Schmöller wurde als der neue Cheftrainer der U21-Löwen vorgestellt.

Beim gesamten Löwen-Kader, sowohl bei den Profis als auch der Reserve, tat sich in den nachfolgenden Wochen sehr viel. Die Meisten U21-Spieler gingen lautlos und ohne große Veröffentlichungen seitens TSV 1860 München. Im Schnelldurchlauf passierte folgendes (und noch mehr): der TSV 1860 München und Mittelfeldspieler Alessandro Abruscia hatten den laufenden Vertrag aufgelöst; Dennis Dressel unterschrieb dafür den Profivertrag bis zum 30. Juni 2020; Ugur Mustafa Türk verließ nach neun Jahren die Löwen und nach 16 Jahren musste auch Kodjovi „Nono“ Koussou gehen; Severin Buchta und Marcel Spitzer sowie der U9-Kapitän Kilian Fischer wechselten zum SV Türkgücü-Ataspor; Fanliebling Christian Köppel verkünde auf Instagram seinen Weggang; die Leihspieler Simon Lorenz, Romuald Lacazette und Prince Osei Owusu sagten München auf Wiedersehen; der Vertrag von Routinier Jan Mauersberger wurde nicht verlängert (er wechselt dafür in die Marketingabteilung), dafür wollte Daniel Bierofka mit dem U21-Innenverteidiger Marco Vincenzo Raimondo-Metzger in der Profi-Mannschaft planen.

Was sich im Umfeld um den Profifußball in der KGaA und dem e.V. im Mai abspielte, sorgte immer wieder für Sorgenfalten. Die Saison neigte sich dem Ende zu, die neue Saison musste finanziell geplant werden. Fast täglich berichteten die Medien über die schlechte finanzielle Lage des TSV 1860 bezüglich der Kaderplanung. Zeitweise herrschte regelrechte Untergangsstimmung und in den Fankreisen machte sich Angst und Panik breit. Doch der Reihe nach…

Anfang Mai meldete sich Saki Stimoniaris zu Wort und appellierte an die Spieler und Fans. „Glaubt an unseren Verein. Keiner muss sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Jeder Spieler, mit dem Daniel Bierofka plant und der sich mit unserem Verein identifiziert und loyal verhält, wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle beim TSV 1860 spielen!„. Und während Daniel Bierofka den Wunsch nach freiem Handeln forderte und auf die unterbesetzte Innenverteidigung hinwies, las man regelmäßig Aussagen von Günther Gorenzel über das klamme Budget und die Sorgen bezüglich eines Kadar-Aufbaus: „Wir haben keinen Handlungsspielraum für Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen.“, hieß es noch Anfang Mai, während sich zwei-drei Wochen später, die Lage noch kritischer darstellte. „Leider reicht der Etat nicht aus, um die laufenden Verträge zu decken. Deswegen ist ein Verkauf unausweichlich“, so Gorenzel. Die Unruhe und Ungewissheit machte sich breit und zu allem Übel gab Geschäftsführer Michael Scharold, dessen Vertrag bis zum Juni 2020 verlängert wurde, bekannt, dass er sich verkalkuliert hatte und Korrekturen vornehmen muss. In einer Pressemitteilung ließ er die Hosen runter und verkündete die Konsequenzen: „Alle müssten nun mithelfen, um das Budget für die Saison 2019/20 zu stemmen. So wird Hauptsponsor die Bayerische sein Engagement ausweiten. Ebenso wird der Verein Kosten des NLZs von der GmbH & Co. KG in Höhe von 300.000 bis 400.000 Euro übernehmen. Und nach langen Überlegungen habe man sich entschieden, auch die Fans „mit einer moderaten Preiserhöhung“ bei den Ticketpreisen zu beteiligen. So wird sich der Stehplatz um einen Euro verteuern, der Sitzplatz um 2,50 Euro. Die Mitgliederrabatte für Dauerkarten fallen, wie schon letztes Jahr bei den Einzelkarten, weg. Scharold erhofft sich dadurch Mehrerlöse von 400.000 Euro pro Saison.“  Der Aufschrei war natürlich groß, doch obwohl sich die Lage ziemlich katastrophal und hoffnungslos darstellte, in den weiteren Wochen wurde viel bewegt.

Juni: Ping-Pong-Spiel. Jeder gegen jeden

Die U19-Löwen gewannen zum Saisonabschluss mit 4:0 gegen die SpVgg Landshut und zogen dadurch in der Tabelle als Dritter an Jahn Regensburg vorbei. Die Profis stiegen in die Vorbereitung auf die neue Saison 2019/20 ein – erfolgreich. Im ersten Testspiel besiegten sie in Bodenmais den Regionalligisten VfR Garching mit 5:2. Im zweiten Testspiel innerhalb von 24 Stunden feierten die Löwen einen 10:0-Sieg bei der SpVgg Plattling, die ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Gegen den Schweizer Serienmeister FC Basel versäumten es die Löwen, die vielen Chancen in der 1. Halbzeit zu nutzen. Das Team von Marcel Koller glänzte dagegen mit Effektivität und gewann am Ende deutlich mit 5:1. Gegen den TSV 1865 Dachau ließen die Löwen dagegen nichts anbrennen und feierten im vierten Testspiel mit 5:1 den dritten Sieg. Keine Geschenke bereiteten die Löwen dem TSV Abensberg zu dessen 100-jährigen Vereinsjubiläum. Bei brütender Hitze besiegten sie den Bezirksligisten aus dem niederbayerischen Landkreis Kelheim mit 15:0.

Ende des Monats fand die Mitgliederversammlung statt – mit Wahlen des neuen e.V.-Präsidiums. Im Vorfeld herrschte regelrecht „Kriegszustand“ – sowohl in der Fanlandschaft, als auch bei den Verantwortlichen beim TSV 1860 München. Die Gegner des amtierenden Präsidiums und des Konsolidierungskurses machten mobil. Ein Dr. Thomas Schummer kam zum Vorschein und rief dazu auf, zum Trainingsauftakt an der Grünwalder Straße gegen den Konsolidierungskurs und das Präsidium zu demonstrieren. Ob es an dem Apell der Geschäftsführung, die Demonstration bitte zu unterlassen, lag oder an etwas anderem – jedenfalls wurde daraus nicht wirklich was. Dr. Schummer gab aber nicht auf und zwang den e.V. einen Rundbrief an alle Mitglieder des TSV München von 1860 e.V. zu versenden. Einen Rundbrief, in dem im Grunde aufgefordert wurde, das amtierende Präsidium nicht mehr zu wählen.

Auch die „HAM-Seite“ ging zum Angriff über, die Sprache war direkter, der Ton rauer. Da aber Aktionen immer Reaktionen hervorrufen, kam es zu einem regelrechten öffentlichen „Ping-Pong-Spiel“. Alles zusammenzufassen, würde den Rahmen sprengen. Um es etwas kürzer zu halten: Erst attackierte Hasan Ismaik Robert Reisinger und Michael Scharold öffentlich über Facebook, dies veranlasste Martin Gräfer (Vorstand der Bayerischen) Stellung dazu zu nehmen und auch das Angebot, sich die Namensrechte am Nachwuchsleistungszentrum für 3 Jahre zu sichern, zu erklären. Obwohl dies eine durchaus positive Stellungnahme war, kam die Antwort vom Investor postwendend – mit persönlichen Angriffen sowie der Aussage, dass die Namensrechte am Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860, auch trotz zeitlicher Begrenzung, nicht zum Verkauf stehen. Auch das Präsidium meldete sich zu Wort und nahm Michael Scharold in Schutz. Dies wiederum provozierte den Mitgesellschafter, Scharold mit Klage zu drohen, sollte er ein zusätzliches Sponsoring von Löwen-Partner “die Bayerische” annehmen. Ende des Spiels war, dass die Bayerische doch die Namensrechte bekam und das Präsidium mit Präsident Robert Reisinger und seinen Stellvertretern Heinz Schmidt und Hans Sitzberger wiedergewählt wurde.

In der Zwischenzeit wurde Dennis Erdmann vom 1. FC Magdeburg verpflichtet und erhielt die Rückennummer 13. Eine Gruppe von diversen Unternehmern und Fans sammelte für den TSV 1860 München finanzielle Mittel, um eine Weiterverpflichtung von Aaron Berzel zu ermöglichen. Günther Gorenzel kritisierte die Fans wegen der Strafzahlungen für das Abfackeln von Pyro (23.450 Euro): „Mit diesen Christbaumkerzen haben wir einen weiteren Spieler verbrannt. Aaron Berzel haben wir praktisch verschossen – den hätten wir mit so einem Betrag umsetzen können.Fabian Greilinger unterschreibt Profivertrag bis 2021 und auch Niklas Lang aus der U17 wurde zu den Profis hochgeholt. Die U16-Löwen wurden zum zweiten Mal in Folge Meister ihrer Spielklasse und konnten leider nicht aufsteigen, da die U17-Löwen den Aufstieg in die Bundesliga knapp verpassten. Und zu guter Letzt, beim 34. DOK.fest München, einem der größten europäischen Dokumentarfilm-Festivals, fand die Premiere des Dokumentarfilms „Lionhearted – aus der Deckung“ von Antje Drinnenberg statt. Eine Doku über den Boxtrainer des TSV 1860 München, Ali Cukur, der mit seinen jungen Sportlern eine abenteuerliche und lehrreiche Reise nach Ghana in Westafrika unternimmt.

Hier geht es zum dritten Teil: Löwen-Jahresrückblick 2019 – Teil 3/4

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