Das zweite Quartal 2018 war wohl das Aufregendste für alle Sechzig-Fans. Bayerische Meisterschaft und Aufstieg in die 3. Liga sind die sportlichen Ereignisse gewesen, mit denen im Sommer 2017 wohl nicht jeder gerechnet hatte. Doch auch in der Zeit gab es weitere Nebenkriegsschauplätze, bei denen der eine oder andere den Atem angehalten hat…
Teil 1: Löwen-Jahresrückblick 2018.
April: Kaderplanung startet, Meistertitel greifbar
Zum 1. April ließ sich Hasan Ismaik was einfallen. Seine PR-Abteilung postete einen Aprilscherz auf Facebook. Laut dem Beitrag soll der Investor in Jordanien unter dem Namen „TSV 1860 Aman“ einen eigenen Verein gründen wollen. Dabei ließ er die Gelegenheit nicht aus, auch ein paar Spitzfindigkeiten loszuwerden.

Sportlich begann der April eher bescheiden. Die Sechzger waren im Viertelfinale des Toto-Pokals bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth ausgeschieden. Dafür lief es in der Liga umso besser. Durch einen Dreierpack von Sascha Mölders gewannen die Löwen beim 1. FC Schweinfurt 05 mit 3:1. Gegen den VfB Eichstätt feierten die Profis beim 5:0 den 8. Heimsieg in Folge und durch den 4:1-Erfolg beim FC Ingolstadt II kamen sie der Meisterschaft einen Schritt näher. Im letzten Saisonheimspiel gegen den FC Augsburg II reichte es zwar nur zu einem 1:1-Unentschieden, doch beim FV Illertissen siegten sie wieder durch die Tore von Benjamin Kindsvater und Nico Karger mit 2:0. Nur noch theoretisch war den Sechzgern bei neun Punkten Vorsprung vor den letzten drei Spielen die Meisterschaft zu nehmen. Gerne hätten die Löwenfans den Aufstieg im Derby gegen den FC Bayern II gefeiert, den 450.000 Zuschauer vor den Fernsehern verfolgt hatten, doch leider vereitelten die Roten diesen Wunsch, nachdem sie mit 3:1 gegen die Löwen gewannen.
In der Zwischenzeit fand die Auslosung der Relegationsspiele zum Aufstieg in die 3. Liga statt. Benny Lauth fungierte als Los-Fee und zog den 1. FC Saarbrücken. „Das ist das Wunschlos von Sascha Mölders“, kommentierte Lauth die Ziehung. „Saarbrücken ist im Südwesten die beste Mannschaft. Das werden zwei heiße Spiele.“ Wie Recht er hatte.
Die Kaderplanung war bereits voll im Gange und die Löwen verstärken sich zur neuen Spielzeit mit Alessandro Abruscia (27), Kristian Böhnlein (27), Herbert Paul (24) und Marius Willsch (27). Das Quartett bekam Verträge für die 3. Liga sowie für die Regionalliga.
Persönliche April-Highlights betrafen die beiden Junglöwen Nahuel Noll und Noah Agbaje, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu Sichtungslehrgängen der U15- bzw. U17-Nationalmannschaft eingeladen wurden. Auch Christian Köppel konnte sich freuen, der vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und dem Bayerischen Rundfunk (BR) für sein Tor in der Memminger Arena am 13. Juli 2017 zum Bayern-Treffer des Jahres 2017/18 nominiert wurde und Phillipp Steinhart traute sich und heiratete seine Ann-Christin.
Währenddessen startete im Umfeld des TSV München von 1860 e.V. die Vorbereitung zur Mitgliederversammlung am 22. Juli 2018. Fast täglich gab es neue Namen zu vermelden, die sich zur Wahl des Verwaltungsrates aufstellen ließen. Helmut Kirmaier, der seit Jahren einen Klagemarathon gegen den TSV veranstaltete, war dabei wohl der kontroverseste Einzelkandidat. Aber auch das Team Profifußball um Klaus Ruhdorfer erregte einiges an Aufsehen und spaltete die Mitglieder, die sich daran störten, dass der Augenmerk des Teams auf den Profifußball und damit auf der KGaA lag und nicht auf dem e.V..
Mai: Aufstieg Oida. 3. Liga wir kommen!
Der 5. Mai 2018 war ein denkwürdiger Tag für jeden Löwenfan. Die Sechzger waren zu Gast beim FC Pipinsried und versetzten das 560-Seelen-Dorf in Ausnahmezustand. Für das Gastspiel der Löwen wurde eigens eine Naturtribüne geschaffen und damit eine über 7.000-Zuschauer-Kapazität, wo normalerweise lediglich 2.500 Besucher Platz haben. Mit 3:0 gewannen die Löwen, holten die Meisterschaft und feierten anschließend mit den Fans, die die Emotionen nicht mehr im Griff hatten und den Platz stürmten. Währenddessen hielt sich Hasan Ismaik in München auf. Zusammen mit seinem Bruder Yahya Ismaik sowie seinen beiden Statthaltern Peter Cassalette und Saki Stimoniaris feierte er den Sieg der Löwen und die damit verbundene Meisterschaft in der Regionalliga Bayern in einem Luxus-Hotel, was er stolz auf Facebook postete.
Drei Tage danach wurde eine Pressemitteilung von Stimoniaris veröffentlicht, in der es hieß, dass ein fälliges Darlehen verlängert wurde und Ismaik ein weiteres Budget zur Verfügung stellen will. Blöd nur, dass dies mit dem Präsidium nicht abgesprochen war und dieses sich gezwungen fühlte, mit einer eigenen Mitteilung darauf zu reagieren.
Zurück zum Sportlichen: Mit einem 4:1-Erfolg bei der SpVgg Bayreuth verabschiedeten sich die Löwen dann aus der Regionalliga-Saison. Erst gerieten die Sechzger in Rückstand. Nach dem Ausgleich von Markus Ziereis trafen Dennis Dressel sowie die eingewechselten Mohamad Awata und Benjamin Kindsvater zum Endstand. Nun galt die volle Konzentration den Relegationsspielen.
Der Aufsichtsrat des TSV München von 1860 tagte inzwischen und traf in der Sitzung vom 16. Mai 2018 richtungsweisende Entscheidungen – einstimmig. Zur Fortführung der Gesellschaft stundeten beide Gesellschafter ihre Darlehensforderungen bedingungslos und kündigten „für die Bereitstellung weitergehender finanzieller Mittel zur Stärkung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit“ zeitnahe Gespräche zwischen den Gesellschaftern an, „die den sportlichen Erfolg der Zukunft, unabhängig von der Liga, sichern sollen“.
Für Timo Gebhart gab es weiterhin nur schlechte Nachrichten. Bei einer MRT-Untersuchung wurden bei ihm Teileinrisse in der lädierten Achillessehne festgestellt. Damit war klar, dass er für die beiden Spiele gegen Saarbrücken ausfällt.
Die U21-Löwen von Christian Wörns standen zu dem Zeitpunkt auf dem ersten Abstiegsplatz und kamen nur durch Glück der Abstiegsrelegation davon. Mindestens einen Punkt benötigte die 1860-Reserve, was sie im letzten Spiel gegen TuS Holzkirchen auch schafften. Aufgrund des besseren Punkt-Koeffizienten (1,194 zu 1,176) gegenüber Nord-Vertreter SpVgg Weiden reichte das 0:0 am letzten Spieltag, um die Klasse zu halten.
Auch bei den Futsallöwen gab es Positives zu berichten. Durch den Rückzug von FC Portus Pforzheim ist ein Platz in der obersten Regionalliga frei geworden, den die Futsallöwen nicht abschlagen wollten und somit aufstiegen.
24. Mai 2018. Hinspiel in Völklingen. Relegations-Krimi Teil 1.
Eine gute Ausgangsposition haben sich die Löwen durch den 3:2-Erfolg im Spiel beim 1. FC Saarbrücken geschaffen. Dabei überraschten sie die Saarländer mit zwei schnellen Toren in jeder Hälfte: Sascha Mölders traf in der 1., Nico Karger in der 47. Minute. Tobias Jänicke und Patrick Schmidt erzielten jeweils den Ausgleich. Den Siegtreffer markierte Mölders in der 84. Minute. Ab der 25. Minute spielten die Gastgeber mit einem Mann weniger. Kevin Behrens hatte nach grobem Foulspiel die Rote Karte gesehen. Eine Zitterpartie für die mitgereisten Löwenanhänger.
Dass die Löwen nach wie vor viele Anhänger haben, zeigte die Live-Übertragung des Relegationshinspiels von BR und SR Fernsehen aus dem Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. Auf fast einem Viertel der angeschalteten TV-Geräte (Marktanteil 21.3%) lief die Partie um den Aufstieg in die 3. Liga. Insgesamt 930.000 Zuseher wurden deutschlandweit bei der Übertragung von SR und BR Fernsehen gemessen, davon alleine 610.000 in Bayern.
27. Mai 2018. Rückspiel im Grünwalder Stadion. Relegations-Krimi Teil 2.
Trotz des 3:2-Hinspielerfolges hatten die Löwen nach knapp einer Stunde die Relegation verloren. Durch ein Eigentor von Jan Mauersberger und dem Treffer von Sebastian Jacob stand der 1. FC Saarbrücken in der 3. Liga. Die Fans waren verzweifelt und die Sekunden zogen sich wie Stunden. Dann traf Sascha Mölders per Foulelfmeter und Simon Seferings Sekunden nach seiner Einwechslung zum 2:2 in der 82. Spielminute. „Das waren gefühlt zehn Sekunden“, beschrieb Seferings die Szene im Nachhinein. „Mit dem ersten Ballkontakt habe ich das Tor erzielt.“
Damit war der Aufstieg perfekt und alle Dämme brachen! Ein unvergesslicher Moment für jeden Löwenfan, Spieler und alle Beteiligten. Die Tore öffneten sich und der Platz wurde überflutet. Alle lagen sich in den Armen, zogen an den Spielern und feierten frenetisch.
Vor dem Stadion ging die Feier weiter. An einen Balkon auf dem Marienplatz dachte keiner. Die Löwen hatten den blauen Bus. Tausende Fans feierten bis tief in die Nacht und tranken ganz Giesing leer. Was wollte man mehr? (Bilder vom Partybus)
Juni: „Weichenstellung für eine erfolgreiche Löwen-Zukunft“
Juni stand bei der KGaA ganz im Zeichen der Kaderplanung und Vorbereitung auf die 3. Liga. Als Erstes wurde die Vertragsverlängerung von Sascha Mölders bekannt gegeben und danach die Vertragsunterzeichnung mit Adriano Grimaldi. Was jedoch noch nicht ganz geklärt war, war die Finanzierung – zumindest für den Mehrheitseigner…
Laut einer Pressemitteilung von Saki Stimoniaris wünschte Investor Hasan Ismaik, das aktuell beim Hauptsponsor die Bayerische vorhandene Darlehen von zwei Millionen Euro abzulösen und durch ein eigenes Darlehen in gleicher Höhe zu ersetzen. Schmackhaft machte der Investor dies damit, dass er das bestehende und mit 5 Prozent verzinste Darlehen mit einem unverzinslichen Darlehen ersetzen wollte. Da das Angebot öffentlich und nicht intern (mit Konditionen) gemacht wurde, konnte der e.V. darauf nicht eingehen. Abgesehen davon sah das Präsidium keinen Grund, dieses für die Liquidität bereitgestellte, aber nicht abgerufene Darlehen der Bayerischen durch ein anderes Darlehen zu ersetzen und verwies auf „ein bislang nicht abgerufenes, aber noch verfügbares Darlehen unseres Mitgesellschafters in Höhe von Mio. € 3,856“, welches der Geschäftsführer anzufordern hat.
Nachdem die erste Aufsichtsratssitzung Anfang Mai keine Ergebnisse zu Tage brachte, gab es aus der zweiten Sitzung am 14. Juni nun was zu berichten. Der TSV 1860 veröffentlichte eine Pressemitteilung, in der es um die „Weichenstellung für eine erfolgreiche Löwen-Zukunft“ ging. Nach intensiven Gesprächen haben sich Vertreter der Vereinsseite und der HAM International Limited auf ein gemeinsam abgestimmtes Maßnahmenpaket einigen können. Ziel sei es, den eingeschlagenen sportlichen Weg weiterzugehen und den TSV 1860 auch wirtschaftlich nachhaltig auf gesunde Beine zu stellen. Dafür wurden (1) alle Altverbindlichkeiten beider Gesellschafter ohne Bedingungen gestundet und (2) Hasan Ismaik stellte in Form von Genussrechten zwei Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung, um insbesondere den Spielerkader zu verstärken und die Verträge des Trainer- und Funktionsteams zu verlängern. Auch mit der U21 könne weiterhin geplant werden.
Damit konnte Daniel Bierofka weiter planen und so wurden vier Tage später zwei Neuverpflichtungen bekannt gegeben: Stefan Lex, der vom FC Ingolstadt 04 zu den Löwen wechselte und Efkan Bekiroglu vom FC Augsburg. Tag darauf war es Semi Belkahia vom VfR Garching, der ebenfalls einen Vertrag bekam und zu guter Letzt noch Quirin Moll. Neue Löwen kamen und der Chef-Trainer startete seinen Lehrgang und wurde ab da zum Pendler zwischen Hennef und München. Abschließend war es Daniel Bierofka, der eine Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2022 bekam.
Es gab leider auch Abschiede und so verließen Felix Bachschmid, Lucas Genkinger, Lukas Aigner, Tobias Steer, Nicolas Andermatt, Mohamad Awata, Timo Gebhart, Michael Görlitz, Martin Gambos und Alexander Strobl den Verein. Damit war die Kaderplanung (vorerst) abgeschlossen.

Der Traum vom direkten Wiederaufstieg der U17-Löwen hatte sich zerschlagen. Beim Showdown in Ingolstadt gewannen die Schanzer mit 1:0 und stiegen auf. Eigentlich doppelt bitter, denn bei einem Sieg der Löwen hätte auch die U16-Mannschaft in die U17-Bayernliga aufsteigen können. Da auch die U19-Löwen ihre guten Leistungen nicht bis Saisonende halten konnten, war es damit keiner der drei im Vorjahr abgestiegenen U-Mannschaften gelungen, den direkten Wiederaufstieg zu verwirklichen.
Nach acht Monaten verließ Christian Wörns als Nachfolger von Wolfgang Schellenberg und Trainer der U19- und U21-Löwen den TSV 1860, wodurch Sebastian Lubojanski (der U17-Trainer) intern aufstieg und die U21-Löwen übernahm. Für die U19 verpflichteten die Löwen Helmut Lucksch vom FC Deisenhofen.
Teil 3: Löwen-Jahresrückblick 2018.