Ein Kommentar unseres Lesers anteater
Es ist eine kleine Randerscheinung, wohl kaum wahrgenommen, vielleicht für manche nur eine Lappalie, doch es lässt mich nicht los und trübt ein wenig ein erneut tolles Stadionerlebnis vergangenen Dienstag. Und weil es mich nicht los lässt, möchte ich hier darüber berichten und sehr gerne diskutieren, auch um künftig selbst besser auf so etwas reagieren zu können.
Um was geht es? Nun, die Situation war so, dass Prinz Owusu den Ball bekam und irgendwo links von mir (F2) einer meinte „Negerbua, jetzt mach was“. Negerbua? Geht es eigentlich noch? Wir sind im Jahr 2019, nicht 1940. Alexander Gauland oder Björn Höcke waren auch nicht anwesend, denen würde man so einen Spruch durchaus auch zutrauen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Prinz Owusu nicht erfreut wäre über so eine Bezeichnung. Nono Koussou, Romuald Lacazette, Johann Ngounou Djayo, Noel Niemann, Cottrell Ezekwem sicherlich auch nicht, um nur einige unserer dunkelhäutigen Spieler zu nennen. Und höchstwahrscheinlich findet der gesamte Trainer- und Spielerstab von Sechzig die verwendete Bezeichnung für vollkommen unangemessen.
Im e.V. wäre der Spruch wohl Grund für einen Ausschluss (8.3 a „Der Ausschluss aus dem Verein kann erfolgen: bei […] rassistischem oder diskriminierendem […] Verhalten innerhalb oder außerhalb des Vereins“).
In England bekommt man dank Sitzplatzstadien und personalisierten Tickets dafür übrigens Stadionverbot, sofern es gemeldet wird. Und so etwas wird gemeldet. Nein, das fände ich jetzt überzogen in dieser Situation, doch wüsste ich gerne von Euch, was Ihr meint, wie man angemessen mit so einer Situation umgeht. Nichts tun, wie ich und andere es am Dienstag taten, das kann nicht die Lösung sein.
Versteht mich bitte nicht falsch. Das Publikum beim Fußball generell, also auch bei Sechzig, ist ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Da ist alles dabei, Wähler von rechts außen über die Mitte bis links außen, auch Nichtwähler, Rassisten, Humanisten, Homophobe, Arbeitslose, Reinigungskräfte bis Professoren usw. usf. (jeweils m/w). Es geht im Stadion ja auch nicht um Politik, wir gehen alle dort hin, um Sechzig anzufeuern und ein Fußballspiel anzusehen. Ich kann gut damit leben, dass wir alle privat sicherlich ganz unterschiedliche Vorstellungen von der Welt, der Politik und vom Leben haben. Doch sollte der, wie ich denke, in unserer Gesellschaft anerkannte Konsens gelten, dass offener Rassismus wie z.B. Antisemitismus oder Antiziganismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit usw. keinen Platz haben, auch nicht im Stadion, oder? Die Zeiten der Affenlaute von den Rängen zur Diskriminierung sind zum Glück längst vorbei und auch in der 3. LigaDritthöchste Spielklasse im Meisterschaftssystem des deutsc... Mehr sind einige der talentiertesten Spieler dunkelhäutig, z.B. Mamba (Energie Cottbus), Biankadi, Weidlich und Soukou (Hansa Rostock), Kyereh (Wehen) oder Ajani und Manu (Halle).
Im Stadion sehe ich unter den Fans Menschen mit allen möglichen z.B. Migrationshintergründen und das ist absolut gut und richtig so. Schon allein dafür sollte man sich doch mit Äußerungen wie „Negerbua“ zurückhalten, wenn einem sowas schon im Kopf rumgeistert.
Klar ist dabei natürlich, dass wohl einige von uns schon mal einen unbedachten Satz rausgehauen haben, auch Fäkalsprache ist im Stadion allgegenwärtig, da nehme ich mich in keinster Weise heraus. Es geht halt etwas derber zu, für Zartbesaitete ist das alles wohl eher nichts.
Also, wie seht Ihr das? Soll man so einen „Negerbua“-Sager freundlich darauf hinweisen, dass das nicht akzeptabel ist? Fängt man sich dann eine? Sehe ich das alles zu verbissen und stoße nur ich mich an so etwas? Wo ist überhaupt, auch in Bezug auf die Fäkalsprache, eigentlich die Grenze des Erträglichen für Euch im Stadion? „Augsburger Zigeuner“ ist ja mindestens auch grenzwertig und das würde ich nicht mitsingen.
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