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Kritik des Fanprojekt München im Hinblick auf den Umgang mit Löwenfans in Münster

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Beim vergangenen Auswärtsspiel kam es zu einem Vorfall im Hinblick auf die Fans des TSV 1860 München. Löwenfans wurde der Zutritt zum Stadion verwehrt. Das Fanprojekt München bezieht Stellung zur Verhältnismäßigkeit der vorausgehenden Maßnahme der Polizei.

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Stellungnahme des Fanprojekt München zum Spiel SC Preußen Münster – 1860

Am 15.10.2023 wurde beim Auswärtsspiel des TSV 1860 München beim SC Preußen Münster einem Teil der aktiven Löwen-Fanszene der Zutritt zum Stadion aufgrund eines Vorfalls auf der Anreise verwehrt. Im Zuge unserer Fanprojektarbeit und der damit einhergehenden Aufarbeitung von Spieltagen, vor allem nach solchen Vorkommnissen, welche Gespräche mit allen beteiligten Institutionen beinhaltet (betroffene Fans, Vereinsvertreter*innen, den zuständigen szenekundigen Beamten der Landespolizei aus München, Polizei Münster) möchten wir zu der auferlegten Kollektivstrafe des SC Preußen Münster sowie der Verhältnismäßigkeit der vorausgehenden Maßnahme der Autobahnpolizei Dortmund und Polizei Münster Stellung beziehen.

Die aktive Fanszene des TSV 1860 München reiste mit PKW’s zu dem knapp 650 km entfernten Auswärtsspiel, das an einem Sonntag für 16:30 Uhr angesetzt war. Auf Höhe von Werl in Nordrhein-Westfalen machten Teile der Fanszene eine Pause an einem Parkplatz. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand kam es während dieser Pause wohl zu kleineren Sachbeschädigungen, in Form von sogenannten „Tags“ mit einem Stift sowie dem Anbringen von Aufklebern. Es steht außer Frage, dass es sich hierbei um Ordnungswidrigkeiten oder sogar Straftaten handelt, dennoch möchten wir hierbei auf den fankulturellen Aspekt der Identitätsstiftung in Bezug auf Vereins- oder Gruppenzugehörigkeiten hinweisen. Ein vorbeifahrender Autofahrer informierte die Polizei, welche kurze Zeit später am Parkplatz eintraf. Die herbei gerufene Streife der Autobahnpolizei Dortmund wirkte etwas überfordert und rief Verstärkung. Daraufhin wurde damit begonnen bei allen anwesenden Löwenfans die Personalien festzustellen, teilweise wurden PKW’s durchsucht und einige dabei beschädigt. Täter konnte allerdings nicht ermittelt werden. Nach Beendigung der Maßnahme ließ man die Fans ihre Reise nach Münster fortfahren. Der Verein SC Preußen Münster wurde zeitgleich über die Situation informiert und die Kennzeichen der PKW’s, der von der Polizeimaßnahme betroffenen Löwenfans, wurden an den Verein weitergegeben. Der Verein sprach daraufhin aus der Ferne allen Insassen der PKW’s ein pauschales Tages-Hausverbot für das Stadion aus. Die Löwenfans fuhren dennoch weiter in Richtung Münster, um ihre Mannschaft zumindest von außerhalb des Stadions unterstützen zu können. Kurze Zeit später wurde den betroffenen Personen, allerdings durch die Polizei Münster, zusätzlich ein Platzverbot für das ganze
Stadtgebiet Münster erteilt. So sahen sich die Fans gezwungen, die 650 km zurück nach München zu fahren.

Es ist nicht das erste Mal, dass einer deutschen Fanszene der Zutritt zum Stadion aufgrund von Vorkommnissen auf der Anreise verwehrt wird. Für uns stellt sich jedoch die Frage der Verhältnismäßigkeit. Welche Gefahr geht von Aufkleber klebenden Menschen aus, die es rechtfertigt Hausverbote für ein Stadion und sogar Platzverbote für ein ganzes Stadtgebiet auszusprechen? Diese Maßnahmen sind aus unserer Sicht überzogen. Jedem Menschen mit einer gültigen Eintrittskarte ist laut Stadionordnung des SC Preußen Münster der Eintritt ins Preußenstadion zu gewähren. Die Weitergabe der Kennzeichen durch die Polizei an den Verein SC Preußen Münster ist zudem datenschutzrechtlich äußerst zweifelhaft. Dieser Fall bestätigt unsere grundsätzliche Wahrnehmung einer überwiegend laxen Handhabung des Datenschutzes im Kontext Fußball.

Wir als Fanprojekt München fordern daher eine Erklärung, im Zuge einer Aufarbeitung mit allen beteiligten Institutionen sowie einer Entschädigung von Seiten des Vereins SC Preußen Münster für den Verfall der Tickets und dem entgangenen Spielbesuch! Jeder Mensch hat das Recht auf Erholung und Freizeit und die Grundlage auf derer dieses Recht eingeschränkt wurde, war unserer Meinung hier nach nicht gegeben.

Veronika Radtke und Marco Watson für das Fanprojekt München

Quelle: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband München Stadt e.V. / Fanprojekt München

Fanprojekt München: Fanprojekt München (awo-muenchen.de)

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