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Business man hitting grungy brick wall with huge hammer

Kreislauf der Löwen

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Der Aufstieg ist kaputt, Fortschritte bei Themen wie zum Beispiel Stadion oder Turnhalle gibt es nicht, in Sachen Kapitalerhöhung kommt man auch nicht voran. Was nun folgt ist das gleiche Spiel wie jedes Jahr.

Hand aufs Herz – erwischt ihr euch auch immer wieder dabei, wie ihr euch von schönen Worten zum Anfang der Saison komplett einschmeicheln lasst? Wo ihr anschließend Hoffnung schöpft oder gar in eine Phase der Euphorie mit einsteigt? Dann seit ihr vielleicht auch gefangen im Kreislauf der Löwen. Der momentan in der Schuldfrage gipfelt.

kreislauf der loewen
Der Kreislauf der Löwen (c) Löwenmagazin

Die Phase der Euphorie

Euphorisch starteten viele Löwenfans in die Saison. Zu euphorisch, beklagte der eine oder andere. Köllners Frau fing bereits an, über die Location für die Aufstiegsfeier zu sprechen. Und tatsächlich lief es anfänglich ganz gut. So gut, dass Köllner auf der Wiesn bereits die Aufstiegsfeier „übte“. Vom Balkon im Hacker-Pschorr-Zelt aus machte der Löwendompteur keinen Hehl daraus, wer die Nummer 1 der Stadt ist. Warnzeichen ignorierte er, Kritikern zeigte er die kalte Schulter. Der Cheftrainer Köllner wirkte beratungsresistent. Jeder hoffte natürlich auf die Fortsetzung der Siegesserie …

michael koellner (trainer 1860) und fynn lakenmacher (1860 muenchen) prosten sich zu. tsv 1860 muenchen auf dem oktober
Michael Köllner mit Fynn Lakenmacher (c) imago images

Die Phase der Ernüchterung

Doch die Löwen verspielten die gute Position. Köllners Miene wirkte immer mehr versteinert. Er wirkte oftmals müde. Die Mannschaft erreichte er nicht mehr in ihrer Gesamtheit. Nach dem Trainingslager forderte er eine Verstärkung. Raphael Holzhauser sollte kommen. Köllner soll sehr wohl gewusst haben, wie die Verhandlungen mit Leuven standen. Dennoch machte der Trainer massiv dem Kollegen Gorenzel Vorwürfe. Und auch dem Verein.

Bei den Fans war längst auch Ernüchterung da. Die Spiele teils katastrophal.

Michael Köllner fordert Verstärkung für die Profimannschaft des TSV 1860 München
Michael Köllner fordert Verstärkung für die Löwen (c) imago images

Die Phase der maximalen Panik

Köllner wurde entlassen. Viel zu spät reagierte man. Die Kommentare im Internet katastrophal. Die Löwen duckten sich weg. Oder aber zeigten in verschiedenen Bereichen eine ominöse Außendarstellung, die das gesamte Umfeld noch viel nervöser machte.

Ein Fan protestiert an der Grünwalder Straße 114 (c) imago images

Die Phase der Schuldzuweisung

Wer hat denn nun Schuld an dem ganzen Desaster? Hasan Ismaik forderte im Nachhinein Aufklärung. War nun Gorenzel Schuld? Wieso dauerte die Verpflichtung eines neuen Trainers so lange?

Aktuell befinden wir uns noch immer in dieser Phase. In drei Spielern hat man schon mal drei Schuldigen gefunden, die man zum Sündenbock machen kann. Im Kader sind sie aktuell nicht mehr eingebunden und man wird wohl nicht mit ihnen verlängern.

Diese Phase ist die schlimmste Phase überhaupt. Sie ist der Gipfel des Kreislaufes. Viel wichtiger als die Jagd auf den Schuldigen wäre eine gute Selbstreflexion. Und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Statt Klärung der Schuldfrage bedarf es lösungsorientiertem Handeln.

Die Löwenfans warten auf Antworten. Was ist nun mit dem Stadion? Gibt es eine Stadionkommission? Ein eigenes Gutachten? Was mit der Turnhalle? Woher kommt eigentlich das Geld? Mit welchem Minus muss man rechnen? Und wie stellt man sich die Saison vor?

Stattdessen bekommen sie nette Gemeinsam-Aktionen sowie Ausreden, Ausflüchte oder einfach nur Stillschweigen.

Günther Gorenzel wehrt Anschuldigungen ab (c) imago images

Die Phase der Kompromisse

Die Zeit wird knapp. Die neue Saison beginnt bald. Vermutlich wird man sich wieder hinsetzen und zähneknirschend einen Kompromiss aushandeln. Bei den meisten Themen kommt man vermutlich nicht zu einem Ergebnis. Zum Beispiel in der Stadionfrage. Aber alle wissen: man muss den Fans zumindest etwas präsentieren. Schön verpackt zum Beispiel als „nachhaltiges Finanzpaket“. Oder was auch immer.

Anthony Power und Marc-Nicolai Pfeifer(c) imago imagesc
(c) imago images

Die Phase des gemeinsamen Lächelns

Dann präsentiert man mit gequältem Lächeln die Einigkeit. Vielleicht noch garniert mit irgendwelchen schönen Hashtags oder Parolen. Man verkündet den Kader. Den alle gemeinsam ermöglicht haben. An dem alle gemeinsam gearbeitet haben. Für den man allen gemeinsam dankbar sein muss …

Fanfest 2022 (c) Löwenmagazin

Der Kreislauf beginnt von vorne …

Wann das Fanfest stattfindet ist bereits bekannt. Diese Veranstaltung ist wichtig, um von der Phase des gemeinsamen Lächelns in neue Phase der Euphorie zu gleiten. Dann werden auch wieder Gesichter sichtbar, die sich in den vergangenen Tagen, insbesondere in der Phase der gemeinsamen Schuldzuweisung, bedeckt gehalten haben. Die lassen sich dann feiern.

Der Kreislauf beginnt von vorne.

… oder man durchbricht den Kreislauf

Setzt sich hin und spricht Tacheles. Wohin wollen wir? Was sind die Interessen des e.V. und was die von HAM International? Wo gibt es Schnittstellen auf die man aufbauen kann? Was trennt uns und zwingt uns in Kompromisse? Welche Entscheidungen müssen wir jetzt zeitnah treffen? Wie können wir geschlossen als TSV zum Beispiel auch in Verhandlungen mit der Stadt, auftreten ohne so zu wirken, als wären wir uns selbst nicht einig?

Mit dem richtigen Abwägen der Möglichkeiten kann man dann vielleicht einmal sachorientierter in die Saison gehen. Euphorie? Die kommt irgendwann dann von selbst. Nämlich dann, wenn die Löwen tatsächlich am Aufstieg schnuppern. Und die Euphorie ist da und bleibt, wenn man den Aufstieg in der Tasche hat.

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