Eine Initiative aus Experten und Wissenschaftlern haben ein umfassendes Konzept vorgelegt, das die Teilnahme von Zuschauern bei kulturellen und sportlichen Veranstaltungen wieder ermöglichen könnte. Unter Einhaltung von strengen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen. Wir werfen einen Blick auf das Konzept.
Das Konzept wurde von 20 beteiligten Wissenschaftlern und Experten in Zusammenarbeit mit 40 Kultur- und Sportinstituten erarbeitet. Darunter auch der Deutsche Fußball-Bund. Die Botschaft: Ein differenziertes Maßnahmenpaket ermöglicht ein kontrolliertes Öffnen für Fans bzw. Zuschauer. Dabei entstand ein Basiskonzept als Grundlage. Ergänzt wird dies durch ein fachärztliches Hygienekonzept mit einem geplanten Lüftungsgutachten sowie einer Konzeption mit unterstützender Teststrategie im Hinblick auf COVID-19.
Die Sehnsucht von Fußball-Fans, endlich wieder ins Stadion zu dürfen, ist verständlich. Sie birgt jedoch auch die Gefahr, dass die Fans Einschränkungen oder Regeln akzeptieren, die sie vor der Pandemie niemals hingenommen hätten. Das ist vor allem deshalb relevant, weil man sich in manchen Bereichen durchaus vorstellen kann, verschiedene Maßnahmen dauerhaft zu integrieren. Unabhängig von dem weiteren Verlauf der Pandemie. Wir werfen bei unserer Betrachtung vor allem einen Blick auf das Basiskonzept als Grundlage. Als Fußballfans zudem ausschließlich auf den dortigen Teilbereich “Outdoor”.
Als allgemeingültiger Standard für Outdoor-Veranstaltung sieht die Konzeption vor:
- Erstellung eines Hygiene- und Infektionsschutzkonzeptes für den Veranstaltungsort.
- Maximal 35-40% der Gesamtauslastung durch Zuschauer (zur Einhaltung von Abstandsregeln) – eine Steigerung über die bisher zugelassenen 20% im Spätsommer 2020 kann über den steigenden Schutz der Risikogruppen und die nach wie vor vorhandene Einhaltung von Abstandsregeln begründet werden.
- Tickets werden ausschließlich personalisiert vergeben, um eine Kontaktverfolgung zu ermöglichen.
- Personen eines Haushalts können ohne Mindestabstand zusammensitzen (zwei Haushalte dann, wenn die jeweilige Landesverordnung den Kontakt zweier Haushalte zulässt).
- Einsatzmöglichkeit von Sitz- und Stehplätzen – Stehplätze jedoch ausschließlich in nummerierten und markierten Zonen (analog zu Sitzplätzen) und mit zusätzlichem Ordnungspersonal.
- Maskenpflicht in allen Bereichen bis zum zugeteilten Sitzplatz (Mund-Nasen-Bedeckung) oder auch durchgängig während der Veranstaltung.
- Zusätzliches Sicherheitspersonal zur Überwachung der Maskenpflicht und Abstände.
- Angabe von Maximalpersonenzahlen je Toiletten- und Sanitärbereich.
- Kein Ausschank von alkoholischen Getränken bei Veranstaltungen > 1.000 Besucher.
- Ergänzende Konzepte zum Ein- und Auslass, der Pause/Halbzeit sowie der An- und Abreise.
- Einführung einer „Bagatelluntergrenze“ für Veranstaltungen im Amateur- und Breitensport: Bei Veranstaltungen mit ausreichend Außenflächen sollte es eine Sonderregelung mit folgenden Inhalten geben: Verpflichtendes Tragen eines MNS während der gesamten Veranstaltung, Einhaltung eines erweiterten Mindestabstands (z.B. 2,0m), Nachweis und Nachverfolgung von Infektionsketten der Anwesenden durch z.B. eine App-Lösung, aber keine konkrete notwendige Zuordnung mit personalisierten Tickets und individueller Stehplatzzuweisung.
Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte werden wohl eher temporär sein. Gleiches gilt für die eingeschränkte Gesamtauslastung, da hiermit den Klubs der Bundesliga und der Dritten Liga Einnahmen verloren gehen. Damit verbunden ist natürlich auch der Mindestabstand, zusätzliches Sicherheitspersonal zur Überwachung der Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte oder die Maximalpersonenzahl für Toiletten- und Sanitärbereiche.
Stehplätze in Stadien
Die Konzeption sieht Einsatzmöglichkeiten sowohl für Sitz- als auch Stehplätze. Die Umsetzung für Stehplätze mit nummerierten und markierten Zonen sowie zusätzlichem Ordnungspersonal ist jedoch deutlich schwieriger. Das könnte durchaus dazu führen, dass man in naher Zukunft Stehplätze allgemein in Frage stellt. Die Diskussion im Hinblick auf Stehplätze ist ja nicht neu. Bereits 1994 gab es beim DFBDer Deutsche Fußball-Bund e. V. (DFB) ist de... in Frankfurt die erste Demo gegen eine “Versitzplatzung”. Grund für den Vorstoß der Fans war die Angst vor einem Sitzplatz-Gebot. Das hatte man nach der 1989 in England unter Margaret Thatcher eingeführt. In England möchten viele längst zurück zu Stehplätzen. Allerdings in Form sogenannter Safe-Standing-Lösungen. Eine Stehplatz-Variante mit Klappsitzen. In der Premier League kommen Stehplätze wohl zurück. Manchester United kündigte vor einem Jahr an, im Old Trafford 1.500 “sichere Stehplätze” als sogenannte Safe-Standing-Lösung zu bauen. Und das trotz der Pandemie. Die Entwicklung könnte in England also wieder Richtung Stehplätze gehen. Ist es also eher unwahrscheinlich, dass man auf Grundlage der Pandemie von Stehplätzen Abstand nimmt?
Personalisierte Tickets
Die Einführung eines personalisierten Tickets könnte jedoch schnell zur Dauerlösung werden. Denn um während der Pandemie personalisierte Tickets nutzen zu können, benötigt es entsprechende Systeme. Der TSV 1860 München hat im Oktober mit seinem Partner Liberatus IT GmbH bereits ein elektronisches Einlass-System getestet. Die elektronische Zugangskontrolle bei den Löwen ist also wohl eine Frage der Zeit. Wird sich das oben genannte Konzept durchsetzen, würde man dies mit personalisierten Tickets kombinieren. Dabei würde der Name oder sogar die Personalausweisnummer auf dem Ticket eingetragen. Fans müssen sich dann gegebenenfalls identifizieren. Tickets zu übertragen wäre dann nicht mehr so einfach möglich. Die Tickets müssen im Vorfeld umpersonalisiert werden. Zum Beispiel im Vorfeld mit einem Foto oder Scan eines Ausweisdokuments des Originalkäufers. Oder an einem speziell dafür eingerichteten Schalter am Stadion. Ist das System mal aufgrund von der Pandemie etabliert, werden wohl einige Klubs dies auch im Nachhinein beibehalten. Zumindest ist das naheliegend.
Wie denkt Ihr? Würdet Ihr personalisierte Tickets gut finden? Was ist Eure Meinung zu Stehplätzen?