Ein Kommentar
Der Streit um den TSV 1860 München ist höchst emotional. Den Fans, egal welchem Lager oder welcher Denkweise man sie zuordnet, geht es um ihren Herzensverein. Um ihre große Liebe. Da sind zweifelsohne Spannungen vorprogrammiert. Ein scheinbar unlösbarer Konflikt.
Appell der Geschäftsführung
Die beiden GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... Mehr Günther GorenzelGünther Gorenzel ist ein aus Österreich kommender Fußball... Mehr und Michael ScharoldMichael Scharold war vom 09.01.2018 bis 30.06.2020 kaufmänn... Mehr haben gemeinsam Stellung bezogen. Lasst uns alle endlich gemeinsam anfangen aufeinander zuzugehen, so die Botschaft. „Wir appellieren insbesondere auch an die Printmedien, an Blogs, an Kommentarschreiber und Forenteilnehmer, an alle Meinungsbildner: STOP mit dem Gegeneinander. Eine polarisierende Berichterstattung schadet allen, egal in welche Richtung sie geht.“
Es sind gutgemeinte Worte. Helfen werden sie nicht.
Der Boulevard lebt von der Polarisierung
Die Printmedien sind ohnehin die falschen Ansprechpartner. Einen Appell für eine nichtpolarisierende Berichterstattung werden die Presseleute nicht einmal annähernd interessieren. Der Boulevard lebt von der Polarisierung.
Wer möchte, dass weniger polarisierend geschrieben wird, der muss den Redakteuren die Grundlage entziehen. So wie es das Präsidium durchaus in den letzten Monaten getan hat. Präsident Robert ReisingerRobert Reisinger, geboren 15.01.1964 ist Präsident des TSV ... Mehr ist kein Befeuerer polarisierender Berichterstattung. So ehrlich muss man von beiden Seiten aus sein. Unabhängig von der klubpolitischen Ausrichtung, die man priorisiert.
Die Süddeutsche Zeitung lebt nach dem Prinzip der freien, unabhängigen und kritischen Berichterstattung. Auch sie sind der falsche Ansprechpartner.
Wer die journalistischen Berichte ändern muss, der muss bei sich selbst anfangen. Er muss den Umgang mit den Medien prüfen, Erklärungen besser abstimmen und eben weniger selbst polarisieren.
„Immer wieder scheitert die Rationalisierung an Emotionen.“
Konflikt ist Beziehungskonflikt
Fans haben das Recht zu polarisieren. Sie haben ein Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf freie Informationsbeschaffung. Das kann man ihnen nicht nehmen. Ein Appell mag eine Möglichkeit sein, verändern wird es die Fans und ihre Diskussionskultur nicht. Dabei spielt es keine Rolle ob in einem Webblog, einem Forum oder in den sozialen Medien.
Häufig wird gefordert, den Konflikt zu versachlichen. Das ist beim TSV 1860 München nur bedingt möglich, denn längst ist aus dem eigentlichen klubpolitischen Konflikt in vielen Bereichen ein Beziehungskonflikt geworden. Persönliche Empfindlichkeiten spielen eine übergeordnete Rolle, auch wenn das nicht jede Partei und jeder direkt Beteiligte zugibt. Der Konflikt ist damit auf Inhaltsebene nicht mehr lösbar, sondern benötigt eine Lösung auf Beziehungsebene. Immer wieder scheitert die Rationalisierung an Emotionen.
Was das heißt? Es wird kein Miteinander auf Fanebene geben. Die Meinungen sind festgefahren. Eine sachliche Diskussion findet zwischen den tatsächlich sich voneinander abgrenzenden Parteien überhaupt nicht mehr statt. Jeder sucht nur Bestätigung für die eigene Vorstellung und leistet Widerstand gegenüber andersgearteter Denkweise. Es wird zwar immer wieder versucht, Aufklärungsarbeit zu leisten, die erreicht jedoch meist immer diejenigen, die ohnehin das gleiche Denkmuster haben oder aber die Denkweise ablehnen. Also folgt entweder die Bestätigung der eigenen Meinung oder eben eine Gegenreaktion. Die über schwere Beleidigungen bis hin zum Aufruf zum Mord gehen. Sachliche Ebene? Gibt es nicht.
Sachlichkeit auf Führungsebene notwendig
Zumindest eine Chance wäre jedoch, wenn alle Funktionäre geschlossen zur Sachlichkeit finden. Das ist ein schwieriger Prozess, denn es sind auch bei amtierenden Amtsinhabern viele Empfindlichkeiten vorhanden. Durchbrechen wird wohl aktuell kaum einer dieses Dilemma. Zumal es schwer ist, weil gerade die Presse alles auf die Goldwaage legt. Jedes einzelne Wort. Hier muss ein Weg gefunden werden, wie der TSV 1860 München geschlossen nach außen präsentiert wird.
Oder aber man geht als Gesellschafter getrennte Wege. Wie auch immer das zu bewerkstelligen ist. Klar ist, dass aktuell in jedem Fall keiner wirklich profitiert. Ideen und Vorschläge werden geblockt. Kommunikation findet über Mittelsmänner und PR-Agenturen statt.
Am Wenigsten ändern kann man in der Fanlandschaft 1860. Ein „Gemeinsam“ wird es dort so schnell nicht geben. Da kann man noch so viel appellieren. Nichtsdestotrotz sollte jeder Fan in sich gehen und vor allem eines tun: Hetze, Beleidigungen oder gar Drohungen, in welcher Form auch immer, unterlassen.